Neue Fußgängerzonen in München: Warum es nicht vorangeht

Das Münchner Pilotprojekt in der Weißenburger Straße wurde verschoben – und auch aus dem Tal gibt es in Sachen Fußgängerzone keine echten Fortschritte zu vermelden.
Julia Wohlgeschaffen,
Autorenprofilbild Christina Hertel
Christina Hertel
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
45  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
So hatten sich die Grünen die Fußgängerzone Weißenburger Straße in München eigentlich vorgestellt.
So hatten sich die Grünen die Fußgängerzone Weißenburger Straße in München eigentlich vorgestellt. © Andreas Gregor

München - Im Sommer sollte die Weißenburger Straße zur Fußgängerzone werden. Den Antrag stellten Grüne und SPD bereits letztes Jahr – doch nun wurde das Vorhaben verschoben.

Bei einer Bürgerversammlung sprach sich zuletzt eine knappe Mehrheit gegen das Projekt aus. "Dass die Vorbehalte größer geworden sind, muss man ernst nehmen", sagt die SPD-Fraktionsvorsitzende Anne Hübner. Ihrer Einschätzung nach seien durch die lange Zeit, in der nichts passiert ist, die Bedenken gewachsen. "Man kann daraus lernen, dass man bei so einem Projekt zeitnah die Bürger beteiligen sollte", so Hübner.

Bei Verkehrsberuhigungen in München werden die Bürger gefragt

Nach der Sommerpause soll nun eine solche Bürgerbeteiligung stattfinden. Nina Reitz (SPD) vom Bezirksausschuss Au-Haidhausen erklärt, dass Bürger etwa durch Fragebögen oder Einwohnerversammlungen beteiligt werden könnten. Mit dem Mobilitätsreferat habe man sich darauf geeinigt, den Beginn des Projekts für das Frühjahr 2024 anzusetzen.

Dann soll die Weißenburger Straße vorerst ein Jahr lang zur Fußgängerzone werden. Bei einem erfolgreichen Ergebnis des Versuchs würde der Stadtrat über eine dauerhafte Umsetzung entscheiden, so das Mobilitätsreferat.

Neue Fußgängerzonen in München: Dialog mit den Bürgern braucht Zeit

Es stand auch zur Debatte, das Pilotprojekt bereits Ende dieses Jahres, zur Vorweihnachtszeit, zu starten. Nina Reitz erklärt jedoch, dass man sich für eine intensive Bürgerbeteiligung Zeit nehmen wolle und vor allem mit den Gewerbetreibenden vor Ort ins Gespräch kommen möchte.

Reitz weist außerdem darauf hin, dass es vor einigen Jahren ein ähnliches Verfahren gegeben habe, als der Wiener Platz zur autofreien Zone wurde. Hier habe es eine Bürgerbeteiligung in Form von Einwohnerversammlungen gegeben.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Auf die Frage, warum in den letzten Monaten nichts vorangegangen ist, antwortet das Mobilitätsreferat: "Tatsächlich müssen im Mobilitätsreferat – angesichts der Vielzahl der Projekte und Maßnahmen – Prioritäten in der Bearbeitung von Themen gesetzt werden."

Auch eine umfassende Klärung im Bezug auf die Vorgaben der Straßenverkehrsordnung sei im Vorfeld notwendig. Die Umsetzung des Projekts werde nun eng mit dem zuständigen Bezirksausschuss abgestimmt.

Fußgängerzone im Tal: Auch hier dauert es noch

Eigentlich sollte auch das Tal 2023 zur Fußgängerzone werden. Doch das klappt auf jeden Fall nicht mehr. Nicht einmal einen groben Zeitplan kann das Mobilitätsreferat auf AZ-Anfrage nennen.

Grund dafür ist, dass im Planfeststellungsverfahren das Tal als Route für den Baustellenverkehr hin zum Marienhof festgelegt wurde. "Aktuell wird dafür nach Lösungen gesucht", heißt es aus dem Mobilitätsreferat. Den beiden Fraktionschefinnen Mona Fuchs (Grüne) und Anne Hübner (SPD) teilte das Mobilitätsreferat mit, dass auf einem Zufahrtsweg eine Ampel gebaut werden müsste. "Wir würden die Kosten dafür auf jeden Fall tragen", sagt Fuchs. Auch Hübner wünscht sich die Ampel.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Doch das Mobilitätsreferat kann auf AZ-Nachfrage hin nicht beantworten, ob eine neue Ampel wirklich die Lösung ist. "Das Mobilitätsreferat ist bei dem Thema immer auch auf den Willen der Bahn angewiesen", erklärt Fuchs.

Das Mobilitätsreferat hat derweil einen "Stufenplan" mit Übergangsschritten für das Tal entwickelt. Einer sei, dass Bewohner beim Parken ein Vorrecht bekommen. Aber ob das klappt, ist laut Mobilitätsreferat nicht sicher. Hübner glaubt: "Je länger es dauert, desto schwieriger wird es, etwas umzusetzen. Schließlich wächst in der Zwischenzeit der Unmut der Anwohner."

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
45 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • AllesBesser am 31.05.2023 09:05 Uhr / Bewertung:

    Ich habe die Grünen gewählt, aber diese Wir-wissen-schon-was-für-euch-gut-ist-Attitüde müssen sie sich bitte wieder abgewöhnen. Straßen Zurückbauen, mehr Fusswege, mehr Fussgängerzonen sind Alles gute und richtige Projekte, aber doch bitte nicht so von oben herab, ohne echte Einbeziehung der betroffenen Bürger und offensichtlich ohne wichtige Punkte erst mal sauber ausgearbeitet zu haben.
    Dass das Tal als Route für den Baustellenverkehr hin zum Marienhof festgelegt wurde, kann doch keine neue Information sein. Wie kann ich denn über eine Fussgängerzone auch nur reden, solange dieser Punkt nicht geklärt ist.

  • ClimateEmergency am 30.05.2023 23:29 Uhr / Bewertung:

    Deutschland.
    Autoland.

    Nirgendwo ist die Lobby stärker als hier.
    In Paris kann man nur schmunzeln über diese Ewiggestrigen

  • Herr Gamsbichler am 31.05.2023 09:08 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von ClimateEmergency

    Dank der Autoindustrie und seiner ganzen Wirtschaftskraft (Käufer, Zulieferer, Export, Mineralölsteuer, usw.) sind wir eines der finanziell stärksten Länder der Welt. Wenn Sie das alles abschaffen wollen, wird die halbe Welt traurig sein, weil kein Geld mehr von uns kommt. Und Ihr seid schuld!

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.