Neue Flughafenlinie: Grüne fordern Airport-Express

München - Zu den Stoßzeiten stehen die Leute schon jetzt aneinandergepresst wie die Ölsardinen in den Zügen. Über alle Parteigrenzen hinweg ist man sich deshalb einig: Im Münchner S-Bahn-Netz muss sich etwas tun. Was genau, da ist sich die Politik bislang jedoch noch uneins.
In 18 Minuten zum Flughafen
Die Fraktion der Grünen im Bayerischen Landtag hat am Dienstag nun ihren Masterplan für die S-Bahn 2030 vorgelegt. Und siehe da: Die zweite Stammstrecke sucht man darin vergeblich. Geschätzt um die drei Milliarden Euro soll die zweite Röhre kosten. Viel zu teuer und viel zu monströs seien das Projekt, monieren die Grünen. Deshalb sei es an der Zeit, "endlich Abstand von den Plänen zu nehmen", so Markus Ganserer, der Verkehrsexperte der Landtagsfraktion.
Statt in die zweite Stammstrecke wollen die Grünen das Geld lieber in den Bau einer Express-Linie zum Flughafen stecken. Diese soll zunächst die Gleise der S1 nach Freising befahren, bei Neulustheim nördlich des Nymphenburger Kanals dann aber ausfädeln und erst hinter Neufahrn wieder auf die bestehende Trasse zurückkehren.
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Für bis zu 200 Stundenkilometern soll die Neubau-Strecke ausgelegt sein. Vom Hauptbahnhof aus wäre man zwar auch dann nicht in den berühmten zehn Minuten am Flughafen, von denen Edmund Stoiber in seinen Transrapid-Träumen fabuliert hat. Aber immerhin: Für die 30 Kilometer bräuchten Reisende künftig nur noch 17 Minuten und 47 Sekunden.
Grüne wollen 10-Minuten-Takt
Auch wenn die Grünen auf die zweite Stammstrecke verzichten wollen, ein Tunnel müsste gleichwohl gebaut werden. Der Airport-Express soll zwischen Neulustheim und der A99 nämlich unterirdisch durch die Stadt geführt werden. Die Kosten beliefen sich nach Berechnungen der Grünen auf 1,2 Milliarden Euro.
Der Express-Tunnel wäre damit immer noch deutlich günstiger als eine zweite Röhre auf der Stammstrecke. Den Differenzbetrag wollen die Grünen in den Ausbau der Außenäste stecken. Erdinger Ringschluss, Verlängerung der S7 nach Geretsried – und überall, wo bislang nur ein Gleis liegt, soll ein zweites her. So soll auf allen Linien ein Zehn-Minuten-Takt möglich werden.
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Die anfällige Strammstrecke ist damit zwar nicht kuriert. Aber ohnehin würden derzeit 90 Prozent aller Störungen auf den Außenästen eingefahren, so Verkehrsexperte Ganserer.Als Ausweichmöglichkeit wollen die Grünen den Südring herrichten. Den müsste man dann voraussichtlich ein Jahr lang sperren und für etwa 600 Millionen Euro ordentlich aufmöbeln.
Aber das sei allemal besser, als blindlings Geld für eine zweite Röhre zu verpulvern. "Erst denken, dann betonieren", fordert Markus Ganserer.