Neue Billig-Züge von München ab Dezember – aber es gibt zwei Haken

München - Seit einem Jahr betreibt die Deutsche Bahn keine Intercitys mehr in Richtung Stuttgart. Fast nur ICEs fahren in Richtung Westen – nur gelegentlich mogelt sich ein einzelner Eurocity der Österreichischen Bundesbahn ÖBB in den Fahrplan.
Doch nun kommen neue Züge mit Intercity-Komfort hinzu. Im Frühjahr hatte die AZ über den Plan der österreichischen Privatbahn Westbahn berichtet, ihre Züge aus Wien nach München in Richtung Stuttgart zu verlängern. Ab 15. Dezember ist das nun tatsächlich der Fall – und zweimal pro Tag und Richtung verkehren die Bahnen zwischen München, Augsburg, Günzburg, Ulm und Stuttgart.
Westbahn fährt von München nach Stuttgart
Interessant für Münchner dürften vor allem Fahrten bis Stuttgart sein. Die Züge verlassen den Ostbahnhof um 12.02 Uhr und 20.02 Uhr, den Hauptbahnhof um 12.22 Uhr und 20.32 Uhr und sind um 14.37 Uhr beziehungsweise 22.39 Uhr in Stuttgart. In die Gegenrichtung verlassen die Züge den Stuttgarter Bahnhof (der weiter eine fiese Baustelle ist) um 7.12 Uhr und 15.12 Uhr und sind um 9.38 Uhr und 17.38 Uhr am Hauptbahnhof in München beziehungsweise um 9.56 Uhr und 17.57 Uhr am Ostbahnhof.
Bei den Zügen handelt es sich um die Doppelstöcker, die von München auch schon länger nach Salzburg und Wien verkehren. Sie entsprechen vom Komfort etwa dem Intercity 2 der Deutschen Bahn (der in anderen Regionen sehr viel verkehrt, in München aber nicht zu sehen ist). 506 Sitzplätze (in drei Komfortklassen) hat jeder Zug, vier Kaffee- und Snackautomaten, 20 Fahrradstellplätze, an jedem Platz eine Steckdose.

"Ein Meilenstein für die Westbahn"
"Die Erweiterung bis nach Stuttgart ist ein erster wichtiger Schritt und ein Meilenstein für die Westbahn", sagt eine Unternehmenssprecherin der AZ. Klingt ganz, als werde man in München die nächsten Jahre noch mehr von der Westbahn hören. "Selbstverständlich besteht das Interesse, das Angebot in Deutschland zu erhöhen", sagt sie dann auch.
Das können sich auch unabhängige Experten gut vorstellen. Andreas Barth vom Fahrgastverband Pro Bahn sagt zur AZ: "Die Westbahn hat Erfahrung, sie geht behutsam vor in ihrem Expansionskurs; das passt."
Dabei ist für die Kunden vor allem interessant, dass die Preise oft sehr günstig sind. So sind für den Januar viele Fahrkarten zwischen München und Stuttgart für 8,99 Euro oder 13,99 Euro zu bekommen, Jugendliche als Mitfahrer kosten nur zwei Euro extra, eine Sitzplatzreservierung ist schon inklusive. Preise, die eher an Kampfpreise von Fernbussen erinnern. "Im Vergleich zu Bussen ist die Laufruhe und die Zuverlässigkeit aber natürlich super", sagt Barth.
Die neue Verbindung bringt zwei Nachteile mit sich
Und die Nachteile für die Kunden? Da gibt es vor allem zwei: Es sind nur sehr wenige Verbindungen, die aktuell angeboten werden, man muss sich also früh festlegen und sehr sicher sein, dass man um die Zeit am Bahnhof ist. Und: Man ist beim Umsteigen auf Züge anderer Anbieter auf Zuverlässigkeit angewiesen. Will man etwa in Stuttgart in den TGV nach Paris umsteigen – und das soll ja für einige Münchner der einzige Anlass sein, nach Stuttgart zu fahren – droht Ungemach. Weil das bei der DB gekaufte TGV-Ticket einfach verfällt, wenn die Westbahn zu spät gekommen ist. Kauft man hingegen die ganze Strecke bei der Deutschen Bahn, kann man Folgezüge nutzen.
Trotz allem sehen Bahnfahrer das Angebot wohl vor allem als gute Ergänzung. Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Dieter Janecek sagt der AZ, das Beispiel Westbahn zeige, "dass mehr Wettbewerb durchaus gut für insbesondere preisbewusste Kunden sein kann". Es brauche "mehr solcher Beispiele". Ab Mitte Dezember können die Münchner testen, ob sie das genauso sehen.