"Nette Toilette" vorm Aus: Es regt sich Widerstand!
München - Es war ein Aufreger im vergangenen Frühling, als die Stadt beschlossen hat, gleich 17 öffentliche Örtchen an Münchner U-Bahnhöfen zu schließen – zugunsten der Sanierung anderer Anlagen. Vor allem ältere Münchner waren erzürnt. Jetzt dräut der nächste Häusl-Hammer.
Klohäusl in München: Was aus ihnen wurde
Keine "nette Toilette" für München
Die Stadtverwaltung lehnt es ab, "nette Toiletten" einzurichten. Sie seien mit 100.000 Euro im Jahr zu teuer für die Stadtkasse. So steht es in einem Papier, das am kommenden Donnerstag im Stadtrat auf den Tisch kommt.
Die Idee hinter der "netten Toilette" ist, dass Wirte, die sonst nur Gäste aufs Wirtshausklo lassen, diese auch für Passanten öffnen – mit einem roten Schild auf der Straße. Dafür zahlt die Stadt ihnen einen Unkostenbeitrag, und spart sich so teure Kosten für die Errichtung eigener Anlagen. Einige Städte in Deutschland praktizieren das längst. Die Rathaus-CSU hatte es 2014 gefordert, im Dezember 2017 stellte auch die SPD-Fraktion einen entsprechenden Antrag.
Für 250 mögliche Wirte außerhalb der Altstadt (wo es vergleichsweise viele zugängliche Toiletten gibt) hat die Verwaltung die Kosten berechnet – also für zehn Wirtshäuser in jedem der 25 Stadtbezirke. Jeder Wirt solle 30 Euro pro Monat als Reinigungszuschuss bekommen, 10.000 Euro sind für die Schilder und Werbung angesetzt.
Allerdings meldete die Stadtkämmerei schon zum Sommer, ein Betrag von 100.000 Euro sei nicht drin. Weshalb das Kommunalreferat das Thema nun vom Tisch haben will.
Kritik von GroKo und Senioren
"Total unverständlich und ein völlig falsches Signal" ist das für Münchens Seniorenbeirats-Chef Reinhard Bauer, der die Belange von 265.000 Rentnern vertritt. "Gerade ältere Menschen brauchen jede Möglichkeit, wenn es unterwegs mal dringend wird, das ist einfach biologisch bedingt."
Auch in der rot-schwarzen Rathaus-GroKo ist der Ärger über die Vorlage groß. Die Stadträte kündigen schon mal Widerstand an. "Das ist ein beschämendes Papier", schimpft SPD-Stadträtin Ulrike Boesser. "Dass wir angeblich 100.000 Euro nicht haben für so eine wichtige Sache, ist eine peinliche Begründung."
"Am Geld soll das wirklich nicht scheitern", poltert auch CSU-Vizefraktionschef Hans Podiuk. "Mehr Toiletten sind eine dringende Notwendigkeit, wir müssen dafür notfalls Restmittel aus dem Haushalt zusammenkratzen."
Die CSU fordert nun von der Verwaltung eine detaillierte Auflistung darüber, wo welche Toilette nach Sanierung, Schließung oder Umbau für die Bürger zugänglich ist – und an welcher Stelle die Stadt nachbessern muss. Die SPD will in der Sitzung am Donnerstag darauf pochen, den Fall ans Kreisverwaltungsreferat (KVR) zu übergeben. "Das muss noch einmal geprüft werden", sagt Ulrike Boesser. "So geht das überhaupt nicht."