Nachbar im Streit mit 20 Stichen ermordet

Immer wieder gerät Rentner Josef F. mit seinem Nachbarn aneinander. Irgendwann eskaliert der Streit: Der 70-Jährige sticht zu – und steht jetzt wegen Mordes vor dem Schwurgericht.
München - Zwei Meter groß, 130 Kilo schwer – Werner L.(66) führte im Mehrfamilienhaus im Rose-Pichler-Weg Am Hart ein hartes Regiment. Der 1,65 Meter kleine Nachbar Josef F. (70) litt wohl am meisten unter dem Tyrannen. Am 9. August 2010 tötete er Werner L. im Treppenhaus mit über 20 Messerstichen.
Der Rentner steht jetzt wegen Mordes vor dem Münchner Schwurgericht. „Er hat immer gedroht, dass er mich umbringen werde“, sagt er über Werner L. „Ich hatte einfach nur Angst. An die Tat kann ich mich nicht mehr genau erinnern.“
Josef F. hat ein bewegtes Leben hinter sich. Als er 15 ist, stirbt sein Vater bei einem Motorradunfall. Die KFZ-Mechaniker-Lehre bricht er ab. Zweimal sitzt er im Gefängnis: Acht Monate wegen einer tödlichen Autofahrt, elf Monate, weil er illegal eine Waffe besessen hat.
1961 heiratet er. Drei Kinder gehen aus der Ehe hervor. Josef F. jobbt daraufhin als Versicherungsmakler. „Die Geschäfte liefen damals gut“, sagt er, „bis zu 2500 Euro habe ich verdient“. Scheidung 1969. „Ich bin zu oft fremdgegangen.“
Als die Versicherungs-Geschäfte nicht mehr laufen, taucht er Anfang der 70er-Jahre ins Rotlichtmilieu ab. 1980 eröffnet er mit seiner Lebensgefährtin das Bordell „Cats Club“. Als die Frau ihn verlässt, geht es mit dem Puff bergab. Josef F. wachsen die Kredite über den Kopf. 1987 ist er pleite, verliert seine Wohnung und bezieht unter der Wittelsbacherbrücke Quartier. Erst 1996 kommt er über einen Spezl an eine Sozialwohnung Am Hart.
Hier zieht später auch Werner L. ein. „Jeder hatte Angst vor ihm. Er wohnte über mir, trampelte immer auf dem Boden. Der Lärm war unerträglich“, so der Angeklagte. Werner L. machte täglich Kontrollgänge im Haus, pochte gegen die Türen, wenn ihm was nicht passte. Gegen Essensgerüche im Treppenhaus setzte er Insektenspray ein.
Am Tattag hat Josef F. morgens schon zwei Schnaps und eine halbe Flasche Bier getrunken. „Deshalb habe ich die Tür geöffnet, als der Werner klopfte. Er schrie, er werde mich töten, und packte mich am Arm.“ Josef F. greift zu einem Messer, das „hinter meiner Wohnungstür lag“. „Ich habe zugestochen.“ Der Prozess dauert an.