Nachbar (67) missbraucht kleines Mädchen

Beim Prozess gegen den vorbestraften Rentner räumt der nur einen Teil der Vorwürfe ein
von  John Schneider
Missbrauchsopfer: Josie hält sich ihren Stoffhasen vors Gesicht.
Missbrauchsopfer: Josie hält sich ihren Stoffhasen vors Gesicht. © jot

MÜNCHEN Er gilt als der nette Onkel von nebenan.
„Kinder mögen mich”, sagt Paul K. (Namen geändert) über sich. Und er mag Kinder. Aber auf eine schreckliche Art. Der einschlägig vorbestrafte Rentner muss sich vor dem Landgericht erneut wegen sexuellem Missbrauch in 54 Fällen verantworten. Begangen an Josie, einem heute neunjährigen Mädchen aus der Nachbarschaft.
„Die Hälfte ist gelogen”, sagt Paul K. vor dem Münchner auch mal am Po minutenlang massiert habe. „Damit sie besser pupsen könne”, so seine Erklärung. Außerdem habe er sie einmal aufgefordert, nachzuschauen, ob ihre Brüste gewachsen seien.
All dies, obwohl er wusste. dass er sich auf Grund seiner Vorstrafe auf gefährlichem Terrain bewegt. Sexuell stimuliert habe er sich aber nie. „Ich habe mir immer eine Tochter gewünscht. Josie war wie eine Tochter für mich”, sagt er.

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So oft sei sie auch gar nicht bei ihm gewesen. Das Mädchen habe ihn als Alibi benutzt, um zu ihren Freunden zu gehen. „Ich sollte es aber nicht der Mutter erzählen”, sagt Paul K. – so wie er seiner Frau nicht erzählte, dass ein kleines Mädchen aus dem Haus öfter mal zu Besuch kam, wenn sie nicht da war.
Die Ankläger werfen ihm vor, dass er Josie auf der Couch in der Erdgeschoss-Wohnung des öfteren angefasst habe. Die Mutter war einverstanden, dass sich der nette Nachbar um das Mädchen kümmerte, wenn sie am Wochenende zu ihrem Job ins Altenheim musste. Der 67-Jährige ging mit dem Mädchen zum Baden, Einkaufen oder aufs Volksfest.

Was Hanna A. nicht wusste: Bereits 2008 war Paul K. vom Amtsgericht verurteilt worden. Wegen Vergewaltigung einer 11-Jährigen, der er den Finger in die Scheide gesteckt haben soll. Er selber sagt, dass er ihr lediglich an die Scheide gefasst habe: „Aus Neugier.”
Die Übergriffe auf Josie dauerten vom Sommer 2011 – damals war sie erst sieben Jahre alt – bis zum 27. Dezember 2012. Dann ging er einen Schritt zu weit. Das Mädchen beklagte sich bei ihrer Mutter, dass ihr der Mann die Zunge ins Ohr gesteckt hätte.

„Den Tag werde ich nie vergessen”, sagt Josies Mutter. Sie sei nur froh, dass ihr Kind nicht vergewaltigt worden sei, sagt sie heute. Josie selbst habe das Geschehen gut weggesteckt. Tatsächlich spielt das Kind vor Gericht mit ihrem Stoffhasen, lacht, sucht aber auch immer wieder Schutz in den Armen der Mutter.
„Aber was passiert mit Josie in der Pubertät?”, fragt sich Hanna A., die Mutter. Kommt dann alles Erlebte wieder hoch? So wie jetzt vor Gericht. Denn das Teilgeständnis macht es notwendig, dass die Kleine noch einmal alles erzählt, was Paul K. mit ihr gemacht haben soll.
Der Prozess wird fortgesetzt.

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