Nach tödlichem Unfall am Hauptbahnhof: Kommt jetzt ein Einfahrverbot für Lkw?

München - Jedes Jahr sterben laut Schätzungen des "BR" zwischen 30 und 40 Radler in Deutschland bei Unfällen mit rechtsabbiegenden Lkw. Am letzten Wochenende gab es das jüngste Opfer. Eine 32-jährige Münchnerin erlag ihren Verletzungen. Sie wurde am 1. Oktober am Münchner Hauptbahnhof von einem Sattelzug überrollt.
Tödliche Unfälle durch rechtsabbiegende Lkw passieren in München leider häufig. Im Mai 2019 wurde an der Corneliusbrücke ein elfjähriger Junge ebenfalls von einem abbiegenden Lastwagen überrollt. Der Bub starb kurze Zeit nach dem Unfall im Krankenhaus. Ein Jahr zuvor kam eine Neunjährige bei einem Radlunfall in Milbertshofen ums Leben. Wieder war es ein abbiegender Lkw, der den tödlichen Unfall verursachte.
Diese Unfälle hätten jedoch vermieden werden können. Seit Jahren wird über die Einführung eines Abbiege-Assistenten diskutiert. Ein einfaches, aber effektives System, das Leben rettet. Der Assistent warnt den LKW-Fahrer, wenn sich ein Radler neben ihm befindet. Dieser Assistent soll aber erst 2024 im EU-Raum zur Pflicht werden. Bislang ist das lebensrettende System noch freiwillig.
Wien: Fahrverbot für Lkw ohne Abbiege-Assistenten
In Österreich ist die Politik schon einen Schritt weiter: In Wien soll gegen Lkw ohne Abbiege-Assistenten ein Fahrverbot erlassen werden, so das "BR"-Magazin "report" . Das Bundesverkehrsministerium setzt dagegen bislang nur auf freiwilliges Nachrüsten. Jedoch bestünde die Möglichkeit, dass es künftig Einfahrverbote für Lkw in Städten wie München geben könnte, so der "BR". Dafür müsste der Verkehrsminister allerdings die Straßenverkehrsordnung ändern.
Doch noch bevor mögliche Einfahrverbote für Lkw ohne Abbiege-Assistenten kommen, gibt es bereits eine andere Lösung, die das Abbiegen sicherer machen könnte: der Trixi-Spiegel. Diese Verkehrsspiegel sollen die Sicht an unübersichtlichen Stellen verbessern und wären zumindest ein erster Schritt, um die Sicherheit an Kreuzungen zu verbessern. "Trixi-Spiegel leisten ihren Beitrag, sind aber nicht die ganze Lösung oder ein Allheilmittel", sagte Martin Schreiner vom KVR zuletzt in der AZ.

Kommt ein Lkw-Einfahrverbot in München?
Ein Einfahrverbot für Lkw ohne Abbiege-Assistenten in München ist nicht zuletzt nach den tödlichen Abbiege-Unfällen ein mögliches Szenario. Es sei denkbar, dass bei örtlichen Gefahrenkonstellationen die Straßenverkehrsbehörde Verkehrsbeschränkungen ausspricht, sagte der Rechtsgutachter Prof. Dr. Martin Führ gegenüber dem "BR". "Das kann man vergleichen mit den Tempo 30-Zonen vor Kindergärten. Da ist es auch nicht so, dass jeden Tag ein Kind zu Tode kommt, aber es kann passieren und deswegen ist es gerechtfertigt, hier eine Verkehrsbeschränkung im Hinblick auf die Geschwindigkeit vorzunehmen", so Führ weiter.
Lesen Sie auch: Neun Verletzte bei Lkw-Zwischenfall von Limburg