Nach tödlichem Raserunfall am Leonrodplatz in München: Angeklagter (22) gesteht

München - Lange Zeit hat es Peter G. (18, Name geändert) geschafft, sachlich, ruhig und mit fester Stimme dem Gericht zu berichten, was in jener Nacht als sein Freund an der Trambahnhaltestelle am Leonrodplatz von einem Auto erfasst und tödlich verletzt wurde, aus seiner Sicht passiert war. Doch als der wegen fahrlässiger Tötung angeklagte Autofahrer (22) nach dem Ende seiner Aussage das Wort an ihn richtet, platzt die ganze Wut, die ganze Trauer doch noch aus dem 18-Jährigen heraus: „Wir alle werden dir nie verzeihen.“
Damit spricht der Student, der bei dem Unfall ebenfalls schwer verletzt wurde und als Nebenkläger auftritt, wohl für viele der etwa 100 Zuschauer im größten Gerichtssaal des Strafjustizzentrums. Familie, Freunde, Bekannte der Opfer sind gekommen, um zu sehen, wie dem betrunkenen und berauschten Fahrer des Renault Clio der Prozess gemacht wird. Der Angeklagte, er stammt aus Sinsheim in Baden-Württemberg, räumt am Donnerstag zunächst über seine Anwältin Daniela Gabler ein, den Freund von Peter G. tödlich verletzt zu haben, als er auf der Flucht vor der Polizei eine rote Ampel missachtete und mit viel zu hoher Geschwindigkeit auf dem Leonrodplatz mit einem querenden Wagen kollidierte. Er verlor die Kontrolle über sein Auto und schleuderte in eine Tram-Haltestelle. Insgesamt wurden fünf Menschen verletzt. Der 18-jährige Freund von Peter G. starb noch am Unfallort.
Prozess nach Raserunfall in München: Anklage wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung
Er entschuldigt sich bei den Angehörigen des Toten und bei dem schwer verletzten Opfer: „Ich würde mein Leben dafür geben, das wieder rückgängig zu machen. Es tut mir unendlich leid, was passiert ist“, erklärt er unter Tränen. Er wünsche dem noch immer psychisch und physisch unter den Folgen Leidenden eine baldige Genesung.
Doch das kann den 18-Jährigen nicht besänftigen: „Wir wissen beide, dass es allein deine Schuld ist, dass es passiert ist, dass du es hättest verhindern können.“ Dem Angeklagten liegt offenbar viel daran, seine Schuld zu beichten. Er sei geflohen, weil er fürchtete bei der Kontrolle durch die Polizei würde auffliegen, dass er ohne Führerschein unterwegs war. Die Wochen nach dem Unfall waren für den 18-jährigen Nebenkläger geprägt von mehreren Operationen und starken Schmerzmitteln. Als sein bester Freund beerdigt werden sollte, ließ sich Peter G. dennoch aus dem Krankenhaus zum Friedhof transportieren, um Abschied zu nehmen.
Peter G. war an jenem fatalen 9. Juli mit seinem Freund von einem Festival gekommen. Am Leonrodplatz habe er beim Überqueren der Straße bereits den heranrasenden Wagen gesehen und Todesangst bekommen. Er und sein Freund begannen zu rennen und wurden doch beide von dem außer Kontrolle geratenen Renault erfasst. Sein Freund starb noch an der Unfallstelle. Der Prozess wird am 28. Dezember fortgesetzt.
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