Nach Gebührenschock: Für wen die Stadtsparkasse München Verbesserungen verspricht
München - Unten im Sperrengeschoss am Marienplatz kann man sich wohl auch in Zukunft das Grübeln sparen, ob die 1,90-Euro-Käsebreze jetzt 35 Cent mehr kostet, weil die Sparkasse Gebühren fürs Zahlen will. "Kartengerät kaputt", brummt die Verkäuferin. Münzzahlung wie eh und je. Die Technik streikt. Wie so oft.
Wenn es nach Stadtsparkasse-Boss Ralf Fleischer geht, der oben in der Stadtsparkasse-Zentrale auf dringenden Rat des OBs sehr kurzfristig die Presse empfängt, werden die Münchner aber auch künftig sowieso nicht ständig rechnen müssen, ob nun noch irgendwelche Extra-Gebühren an ihre Bank anfallen oder nicht. Auch dann nicht, wenn die Technik mal mitspielt.
Münchner Stadtsparkasse: Boss Ralf Fleischer stellt drei verschiedene Modelle vor
Fleischer ist überzeugt: Fast alle Kunden werden ein passgenaues Modell für sich finden, bei dem im Pauschalpreis dann alle ihre alltäglichen Aktivitäten inbegriffen sind.
Keine Extra-Gebühren also – weil man zum Beispiel nie mehr als 20 Buchungsposten wie Kartenzahlung, Daueraufträge, Bargeldabhebungen im Monat hat – und das Angebot für 4,95 Euro alles abdeckt.
Und so hat Fleischer einige Zahlen und Thesen dabei, die überraschen – und bei denen man sich fragen darf, warum sie die Stadtsparkasse in der tagelangen Debatte davor nicht auch schonmal genannt hat. Fleischer ist überzeugt: Der Mehrzahl der Kunden wird das Kontopaket für 4,95 Euro reichen, bei dem 20 Buchungen inklusive sind.
In seiner Präsentation ist die Rede von "zwei Dritteln" der Kunden. Für 30 Prozent sei das Paket für 9,95 Euro (50 Buchungen inklusive) ausreichend – nur sieben Prozent bräuchten das 11,95-Euro-Konto, bei dem man so viel abbuchen, abheben, mit der Karte bezahlen, am Schalter anweisen kann, wie man mag.
Gebühren bei der Stadtsparkasse: Neue Modelle sollen an Kundeverhalten angepasst sein
"Wir nennen das neue Modell fair und gerecht", betont Fleischer. "Es kann für einige Kunden günstiger werden", glaubt er sogar. Die Modelle habe man nach dem Kundenverhalten ausgerichtet.
Nach seinen Angaben gibt es bei den meisten Banken ein günstiges Konto für zwei bis fünf Euro im Monat (bei dem fast nichts inklusive ist) und ein teures pauschales Angebot zwischen 10 und 15 Euro Monatsgebühr, bei dem keine Extrakosten anfallen, auch wenn man viele Transaktionen über die Bank abwickelt. Was fehle, seien Angebote dazwischen – für die man nun glaubt, passgenaue Angebote machen zu können.
Nach der massiven Kritik, die Stadtsparkasse agiere unsozial – unter anderem hatten die Stadtrats-Linken erklärt, die Bank nehme "Menschen mit geringem Einkommen aus" präsentiert Fleischer auch plötzlich eine Verbesserung für Kunden mit geringem Einkommen. Demnach gibt es weiterhin das "München-Modell"-Konto für 4,95 Euro im Monat, bei dem alle Buchungen und jedes Geldabheben unbegrenzt inklusive sind.
Von diesen Konditionen profitieren weiterhin alle Besitzer des "München-Pass", darüber hinaus aber künftig nicht mehr nur Menschen mit steuerlichen Einkünften bis 1500 Euro im Monat, sondern bis 1750 Euro.
Für Unentschlossene empfiehlt die Stadtsparkasse einen Beratungstermin
Fleischer sagt: "In unserer Preispolitik wird sehr deutlich, wie wichtig uns ein faires Verhältnis zu unseren Kunden ist." Die Resonanz der Kunden sei bisher sehr positiv. Nach seinen Angaben haben am ersten Tag 6,5 Prozent einem der Modelle zugestimmt – obwohl die Hälfte der Kunden erst nächste Woche angeschrieben wird. Jenen, die unsicher sind und die nicht auf der Seite www.sskm.de schauen wollen, was für sie die richtige Option ist, empfiehlt die Sparkasse, einen Termin bei ihrem Bankberater zu machen.
Fleischer ist stolz auf die drei Jahre Preisgarantie ("trotz Inflation!"). Und betont, dass es sich erst um die vierte Preiserhöhung seit 2003 handele. "Vier mal in mehr als 20 Jahren: Es gibt vermutlich nicht viele Unternehmen in Deutschland, die das von sich sagen können." Kunden könnten auch innerhalb der drei Jahre jederzeit auf andere Modelle wechseln, wenn sie feststellen, dass sie doch mehr Buchungen brauchen, als sie in ihrem Modell inklusive haben.
Kreissparkasse ist im Vergleich günstiger
Dass diese Woche viel von einem Preisschock die Rede war, findet man nicht ganz fair. "Vor der Erhöhung waren unsere Preise unter dem Marktdurchschnitt – und im nächsten, spätestens übernächsten Jahr wird es wieder so sein", sagt Fleischer. Anfragen der AZ bei der Konkurrenz hatten allerdings ergeben, dass man etwa bei der Kreissparkasse schon für 9,50 Euro das Gesamtpaket bekommt und sich daran auch nichts ändern soll.
Mit der Kreissparkassen-Karte kann man auch an allen Stadtsparkasse-Automaten abheben so oft man will. Und auch unten am Marienplatz viele Käsebrezen mit Karte kaufen. Vorausgesetzt, die Technik funktioniert mal wieder.
Gebühren und Preise: So schneiden die Münchner Banken ab
Das Logo – das S mit dem Punkt oben drauf – ist das gleiche. Aber sonst gibt es, zumindest was die Preise betrifft, bei der Stadtsparkkasse München und bei der Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg Unterschiede: Bei der Kreissparkasse bekommt man für 2,75 Euro ein reines Online-Konto. Zumindest, wenn mehr Geld als 2.000 Euro im Monat auf das Konto geht. Ansonsten kostet das Online-Konto 5,50 Euro. Bargeldauszahlungen an allen 22.000 Sparkassen-Automaten sind kostenlos, ebenso wie das Online-Banking oder Daueraufträge einrichten oder ändern.
Für alle, die auch die Filiale nutzen wollen, bietet die Kreissparkasse ein Giro-Konto für monatlich 9,50 Euro an – mehr als zwei Euro weniger als künftig bei der Stadtsparkasse. Gebührenerhöhungen stehen laut Pressestelle nicht an. Auch nicht bei der Sparda Bank München. Ein Online-Girokonto kostet bei der Genossenschaftsbank 3,90 Euro im Monat. Ein klassisches Giro-Konto bekommt man für 6,90 monatlich. Online Überweisungen, Daueraufträge, Umbuchungen kosten bei beiden Modellen nichts extra. Beim Online-Konto kosten Papierüberweisungen mit Beleg zwei Euro.
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