Nach Parteiwechsel: Umzugs-Spielchen im Rathaus

München - Es ist jetzt ein- einhalb Wochen her, da war die Rathaus-Fraktion der CSU auf Klausur in Bremerhaven. Es sollte um die Energiewende gehen, vor allem um die Windkraft – was ziemlich gut passte. Schließlich geht es bei der CSU momentan auch recht stürmisch zu.
Fast auf den Tag drei Wochen ist es nun her, dass in Eva Caim und Mario Schmidbauer zwei CSU-Stadträte Fahnenflucht begangen haben und zur Bayernpartei gewechselt sind. Beide haben diesen Schritt zwar eher aus persönlicher Befindlichkeit denn aus politischer Enttäuschung heraus unternommen. Aber so ein kleines Gewitter gab das in der CSU natürlich trotzdem. Schließlich verloren die Schwarzen dadurch ihren Status als stärkste Fraktion im Rathaus.
Das Vertrauen ist weg
Am Mittwoch trifft die Rathausfraktion nun wieder geschlossen auf die beiden Abtrünnigen. Dann ist Vollversammlung im Stadtrat. Der Umgang miteinander wird wohl irgendwo zwischen Beinstellen und totalem Ignorieren liegen. Das Vertrauensverhältnis sei jedenfalls komplett zerstört, heißt es aus dem Fraktionszimmer der CSU.
Zum Beinstellen wird es wohl nicht kommen, man bräuchte dafür ohnehin recht lange Haxen. Denn organisatorisch macht das Partei-wechsle-dich-Spiel von Caim und Schmidbauer natürlich einen Umbau der Sitzordnung nötig. Undenkbar, dass sich die beiden weiterhin in Reihen der CSU niederlassen. Sie werden ihre Sachen packen und damit umziehen müssen.
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Gut möglich, dass Caim und Schmidbauer dadurch von Hinter- zu absoluten Vorderbänklern werden. Bislang haben sie bei der rechts seitlich sitzenden CSU eher in zweiter Reihe Platz genommen. Diese Plätze wird die CSU nun auffüllen, Caim und Schmidbauer werden gemeinsamen mit ihren Kollegen von der Fraktion Bürgerliche Mitte künftig dann die frei werdenden Plätze direkt vor Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) belegen.
CSU befürchtet keine weiteren Absprünge
Mit dieser Verschiebung dürfte der Umbau des Stadtrats vorerst erledigt sein. Nach dem Wechsel der beiden CSU-Flüchtlinge ist zwar viel darüber spekuliert worden, ob es ihnen andere Stadträte gleichtun werden. Das schließt man in der CSU aber mittlerweile aus.
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Bei der Klausur in Bremerhaven wurde nämlich nicht nur über Windräder diskutiert. Es wurde auch die Frage gestellt, ob neben Caim und Schmidbauer noch andere Frust schieben. Dabei kam der bereits bekannte Umstand heraus, dass der liberale Großstadtkurs, den Bürgermeister Josef Schmid eingeschlagen hat, nicht von allen mitgetragen wird. Vor allem die alten Parteirecken haben Probleme mit der neuen Ausrichtung. Es sei aber nichts, worüber man nicht reden könne, hieß es vonseiten der Kritiker.
Der große Exodus bleibt also aus. Mit dem Stühlerücken am Mittwoch ist die Sache erst einmal angeschlossen. Die CSU-Fraktion im Rathaus wird nicht zum großen Umzugsunternehmen, das seinen wechselwilligen Mitgliedern die Sachen hinterhertragen muss. Aber zwei Umzüge in einer Woche – das ist ja nun wahrlich auch erst einmal genug.