Mehrwertsteuer bei Speisen erhöht: In München kommt auch noch der Bierpreis-Schock
München - Zum Essen ausgehen, Freunde in der Bar um die Ecke treffen - ob das noch so viel Spaß macht im neuen Jahr 2024? Man muss sich ja schon wieder an neue Preise gewöhnen für Schnitzel, Bowls, Nudeln und Salate, weil seit 1. Januar in der Gastronomie auf Speisen wieder die alte Mehrwertsteuer von 19 statt sieben Prozent gilt – da hat aller Wirte-Protest nichts genützt. Und wer einen genauen Blick auf die Speisen- und Getränkekarten in München wirft, wird sich erschrocken die Augen reiben: Denn auch der Bierpreis rauscht gehörig nach oben. Je nach Wirtshaus um 20 bis 40 Cent für ein Helles, verglichen mit den Preisen vom vergangenen Frühjahr.
Der Spitzenpreis liegt jetzt bei 6,50 Euro. Warum zum Mehrwertsteuer-Plus auch noch ein Bierpreis-Hammer? Ganz einfach: Einige Brauereien haben den Wirten für den kommenden März Bierpreiserhöhungen angekündigt, wegen der gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise. Und: Der ein oder andere Wirt dreht lieber ein bisserl mehr an der Bierpreisschraube, als den Gästen volle plus zwölf Prozent Steuer aufs Essen draufzuschlagen, so ist das jedenfalls unter Gastronomen zu hören.
Neue Preise in der Gastronomie in München: Das Essen und Bier werden teurer
Mit der Mehrwertsteuererhöhung auf Speisen jedenfalls seien die Münchner Wirte "in einer enormen Zwickmühle", sagt Christian Schottenhamel, der Wirt vom Paulaner am Nockherberg und Münchner Chef des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga, "wir wollen natürlich unsere Gäste nicht wegen Preiserhöhungen aufs Essen verlieren." Aber die zwölf Prozent plus komplett selber draufzahlen? Sei nun auch keine Option. Zumal: Es seien seit 2019 die Kosten für seine Arbeitskräfte in der Küche und im Service um 27 Prozent gestiegen und die Lebensmittelpreise im Schnitt um 20 Prozent, vor allem extrem beim Fleisch und bei Bioprodukten.

Die Bierpreise im München im Überblick: So viel teurer ist Bier in der Gastronomie 2024
Name der Gastronomie | Bierpreis im März 2023 | Bierpreis Stand 3. Januar 2024 |
Wildmosers Café am Marienplatz | 6,10 Euro | 6,50 Euro |
Der Pschorr | 6,10 Euro | 6,10 Euro |
Spatenhaus an der Oper | 5,90 Euro | 5,90 Euro |
Paulaner am Nockherberg | 5,30 Euro | 5,90 Euro |
Hackerhaus | 5,60 Euro | 5,80 Euro |
Zum Franziskaner | 5,50 Euro | 5,80 Euro |
Ratskeller | 5,70 Euro | 5,70 Euro |
Donisl | 5,30 Euro | 5,70 Euro |
Ayinger am Platzl | 5,40 Euro | 5,60 Euro |
Tegernseer im Tal | 5,20 Euro | 5,50 Euro |
Café Glockenspiel | 5,50 Euro | 5,50 Euro |
Hofbräuhaus | 5,20 Euro | 5,40 Euro |
Weisses Bräuhaus im Tal | 4,82 Euro | 4,90 Euro |
Augustiner Klosterwirt | 4,30 Euro | 4,60 Euro |
Augustiner am Platzl | 4,10 Euro | 4,30 Euro |
"Es wird bei den meisten Kollegen auf eine Mischkalkulation herauslaufen", meint Schottenhamel. Das könnte heißen: Der Kaiserschmarrn, dessen Zutaten im Einkauf günstiger zu haben sind, wird zwei Euro teurer, dafür geht der Preis beim eh schon teuren Rinderfilet nur einen Euro rauf. "Oder man verändert die Portionsgrößen oder man bietet mehr vegetarische Gerichte an, Gemüse ist immer noch günstiger im Einkauf als Scampi oder Kalbsfilet." Für sein Wirtshaus am Nockherberg heißt das: Der Schweinsbraten mit Knödeln bleibt bei 16,50 Euro wie im November auch schon, der Kaiserschmarrn wird um 60 Cent teurer (neu: 15,50 Euro) und das Helle kostet ab jetzt 5,90 (im Dezember waren es noch 5,80, im letzten März 5,30 Euro). "Wir gehen im Schnitt um zehn Prozent hoch mit den Preisen fürs Essen, und dann schauen wir, wie die Gäste reagieren", sagt er. Bis zum Frühling wisse man mehr.
Komplett auf die Gäste umlegen will die Mehrwertsteuer-Erhöhung der Augustiner-Keller in der Maxvorstadt. "Wir geben sie eins zu eins weiter", sagt Wirt Christian Vogler zur AZ. "Das ist in Anbetracht der gestiegenen Kosten, Ware und Personal die fairste und auch die mindest akzeptable Möglichkeit, das zu kompensieren." Auf der Standardkarte kosten die Speisen deshalb ab Januar zwölf Prozent mehr (Jungschweinebraten mit Kartoffelknödel und Blaukraut: 17,80 Euro). Vogler: "Aber wir werden weiterhin günstige Gerichte auf der Tageskarte haben." Als Mittagsgericht gibts zum Beispiel Spaghettini mit Gemüsebolognese und Parmesan für 8,50 Euro.

Mit einer Mischkalkulation wollen die Wirte Sebastian und Stephan Kuffler arbeiten. Im Spatenhaus an der Oper werden die Klassiker-Hauptgerichte 4,6 bis neun Prozent teuer (das "Kuffler Wiener Schnitzel" kostet jetzt 36 statt 34 Euro, also 5,6 Prozent mehr). Die vollen zwölf Prozent werden aber beim Hirschrücken und Poltinger Lamm aufgeschlagen, "weil beide Produkte im Einkaufspreis gestiegen sind, wir können nicht die Mehrwertsteuer und den erhöhten Einkaufspreis auffangen", erklärt eine Sprecherin.
Der Aufschlag beim Schnitzel bleibt klein, aber Delikatessen werden viel teurer
Auch im Seehaus am Englischen Garten bleibt der Aufschlag beim Wiener Schnitzel, bei Desserts und Suppen klein. Bei teuren Delikatessen wie Austern und Kaviar wird die Steuererhöhung ganz an die Gäste weitergereicht. Das Bier (5,90 Euro das Helle) gibt's im Moment noch zum Preis von Ende 2022. Aber das ändert sich nach dem Frühjahr, wenn die Brauereien die Preise erhöhen. "Es ist ein schwieriger Spagat, den wir hinlegen müssen", sagt Geschäftsführer Sebastian Kuffler. "Von der Belastung der Pandemie über die krisenbedingt massiv erhöhten Energie- und Einkaufspreise und Löhne haben wir seit drei Jahren viel abgepuffert. Das ist mittelfristig natürlich kein belastbares Geschäftsmodell. Wir kommen jetzt nicht umhin, Preise zu erhöhen, aber wir agieren mit Augenmaß."
Bar Centrale und Café Kosmos in München: Preisaufschlag? Bei uns nicht!
Es gibt freilich aber auch Gastronomen, die es anders machen. In der Szenebar Café Kosmos im Bahnhofsviertel werden gar keine Preise erhöht, weder für Essen noch für Getränke. "Auf keinen Fall", sagt Wirt Florian Schönhofer, "wir machen uns doch die Stimmung nicht kaputt." Sein Vorteil ist freilich, dass das Kosmos viel mehr von den Getränken lebt als von Speisen (der Südtiroler Brotzeitteller bleibt auch bei 3,90 Euro).

Die Bar Centrale in der Ledererstraße in der Altstadt, wo es neben Bar-Klassikern auch Frühstück, Brunch, Pasta und Salate gibt, will wegen der Mehrwertsteuer auch keine Preise erhöhen. Auf der aktuellen Karte wird nur der Cappuccino teuer und kostet jetzt nicht mehr 3,20, sondern 3,40 Euro. Dass man am Ende des Jahres weniger Gewinn haben werde, sei schon "eine bittere Sache", sagt Betriebsleiter Martin Pilato, aber das nehme man in Kauf. Denn die Bar Centrale sei schon im Herbst mit einigen Preisen hochgegangen – inflationsbedingt, sagt Pilato. "Pasta, Fisch, Lachs ist im Einkauf viel teurer." Fettuccine mit Scampi, eins der beliebtesten Pasta-Tagesgerichte kostete vor November noch 15,50, seither 16,50 Euro. Und auch für den Aperol Spritz muss der Gast auch seit dem Herbst schon 9 Euro (statt 8,50) hinlegen. Teurer werde hier erst mal nichts mehr.
Genau wie am Café Wiener Platz in Haidhausen. Man habe vergangenes Jahr wegen gestiegener Kosten einige Preise erhöht, erklärt Betriebsleiter Frank Hartmann. "Im Januar bleiben die Preise auf der Karte unverändert, bei uns wird keine Mehrwertsteuer aufgeschlagen." Das Fitness-Frühstück mit Birchermüsli, Avocado, Hüttenkäse, Grapefruit und Vollkornbrot kostet also weiter 11,50 Euro, die Fleischpflanzerl mit Bratkartoffeln und Salat 9,90 und der Cappuccino 3,90 Euro.
Noch zwei kleine gute Nachrichten zum Schluss: Falls das Dreikönigs-Wochenende trocken bleibt – man könnte nach einem Spaziergang im Englischen Garten nochmal einen Biergarten-Stop im Seehaus machen. Da sind nämlich die Preise (bis zum Betriebsurlaub ab 8. Januar) noch die alten vom letzten Jahr. Und die Preise auf den Kinderspeisenkarten sollen in vielen Wirtshäusern 2024 gar nicht erhöht werden. Das ist doch auch mal was.
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