Nach dem Schneechaos: Neue Maßnahmen in München für Winterdienst

München - Dass es Anfang Dezember schneien kann, ist angesichts der Tatsache, dass es Winter ist, nicht weiter verwunderlich. Doch mit solchen Schneemassen, wie sie vier Wochen über München und weitere Teile Bayerns kamen, hat wohl keiner wirklich gerechnet. Entsprechend chaotisch wurde es in den darauffolgenden Tagen auf der Straße, den Schienen und in der Luft.
Nach Schneechaos: München will Winterdienst verbessern
Bahn und Flughafen stellten ihren Betrieb ein und auch auf dem Asphalt ging wenig bis gar nichts mehr. Straßen waren teilweise spiegelglatt und nicht geräumt, die Trambahnen fielen aus, weil die Gleise völlig vereist waren – mit einem Wort, in München herrschte das totale Verkehrschaos. Da sich gebietsweise Eisflächen gebildet haben, die mit abstumpfenden Streumaterial wie Splitt nicht schnell beseitigt werden konnten,hob Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) kurzfristig sogar mit einer dringlichen Anordnung das Streusalzverbot in München auf.
Er sei sich der ökologischen Nachteile von Streusalz bewusst, so der OB damals. "Die aktuelle Gefahrenlage" verlange aber leider, "eine befristete Ausnahme zu machen".
Damit es künftig bei kräftigem Schneefall nicht erneut zu solch chaotischen Szenen kommt, will die Stadt München nun seinen Winterdienst optimieren, dieser ist in München zweigeteilt. Auf den öffentlichen Straßen und Plätzen innerhalb des sogenannten Vollanschlussgebietes (Gebiet innerhalb des Mittleren Rings und Teile in Pasing) erfolgt der Winterdienst durch die städtische Straßenreinigung des Münchner Baureferats. Außerhalb dieses Vollanschlussgebietes erfolgt der Winterdienst im gesamten Stadtgebiet auf den vorrangigen Fahrbahnen durch Vertragsfirmen welche durch die Winterdiensteinsatzleitung des Baureferates koordiniert und gesteuert werden. Für den Winterdienst auf Gehwegen sind die anliegenden Grundstückseigentümer verantwortlich (§3 der vom Stadtrat beschlossenen städtischen Straßenreinigungs- und Sicherungsverordnung).
Das für den Winterdienst verantwortliche Baureferat will bei seinem Winterdienst nun sechs Verbesserungen umsetzen:
Räumen und Feuchtsalzeinsatz auf Vorrangstraßen im Außenbereich
Aktuell laufen im Baureferat die Vorbereitungen zur Neuausschreibung und Vergabe der Winterdienstverträge an externe Firmen für die Gebiete außerhalb des Mittleren Rings. Dabei soll künftig ein privates LKW-Räumfahrzeug mit Fahrer in jedem der vier städtischen Straßenunterhaltsbezirke (West, Nord, Süd, Ost)zusätzlich bereitgestellt werden, welches seinen Einsatz beginnt, sobald das zugeordnete städtische Streufahrzeug ausrückt. Damit wird sichergestellt, dass sofort nach dem Räumen der Straße das Feuchtsalz aufgebracht werden kann, welches nur städtischen Stellen vorbehalten ist , um Fehlanreize bzgl. der Mengenwirkung des ätzenden Stoffes zu verhindern. Dadurch soll ein Überschneien und eine Eisflächenbildung auf der von Vertragsfirmen geräumten Fläche bis zum Eintreffen des städtischen Streufahrzeuges bzw. bei tiefen Temperaturen deutlich vermindert werden.
Vorhalten von Ersatzfahrzeugen
Um Ausfälle von Winterdienstfahrzeugen durch Schäden oder Störungen auszugleichen, gibt es derzeit sechs Ersatzfahrzeuge (vier Vollanschlussgebiet und zwei Außenbereich). Dabei handelt es sich um Altfahrzeuge, die fahrtüchtig gehalten werden. Künftig soll diese Anzahl auch in den Außenbereichen auf vier Ersatzfahrzeuge erhöht werden.
Streudatenmanagement
Das Streudatenmanagement soll verstärkt digitalisiert werden. Dadurch kann das Baureferat automatisch z.B. die Streumenge, Streubreite, Streuwinkel, Fahrstrecke, Fahrzeit etc. rechtssicher erfassen und über Server direkt abrufen. Dadurch kann die Dokumentationspflicht mit deutlich weniger Aufwand erfolgen, organisatorische Abläufe können leichter ausgewertet werden und freigewordenen Kapazitäten für die operative Arbeit eingesetzt werden. Auch die privaten Fahrzeuge sollen laut zukünftiger Ausschreibung entsprechend mit modernen Geräten ausgestattet sein.
Verbesserte Öffentlichkeitsarbeit
Ein Problem beim Winterdienst sind Privatfahrzeuge, die außerhalb der Parkbuchten stehen und damit den Straßenraum verengen. Dadurch ist es Winterdienstfahrzeugen oftmals nicht möglich, die Straßen zu räumen, obwohl dies aufgrund des Busverkehrs notwendig wäre. Um dies Problem zu lösen, will das Baureferat seine Öffentlichkeitsarbeit gezielt gegen das Verparken von Straßen bei Schnee verstärken.
Beschaffung zusätzlicher Kleinfahrzeuge
Um verengte Straßen bei Bedarf gesondert anzufahren, will das Baureferat kleinere und schmälere Räum-/Streufahrzeuge beschaffen, die im Vergleich zu den vorhandenen Kleintraktoren auch mit entsprechenden Tankvorrichtungen für Sole oder Feuchtsalz ausgestattet werden können. Bei Bedarf können dies Fahrzeuge auch auf Geh- und Radwegen eingesetzt werden.
Verbesserung der Abstimmung mit der MVG
Zusammen mit der MVG soll überprüft werden, ob es im Bereich der Abstimmungen mögliche Verbesserungsmöglichkeiten gibt.
Der Stadtrat hat den geplanten Optimierungen des Winterdienstes zugestimmt. Das Baureferat wurde beauftragt, die dafür erforderlichen Ressourcen bzw. Haushaltsmittel zu ermitteln und zum nächsten Eckdatenverfahren anzumelden.