Nach Corona-Pause: Münchner Hotels rüsten sich für Touristen

München - Die Handobst-Schalen mit Äpfeln oder Trauben zur Begrüßung gibt’s nicht mehr. Auch keine Zeitschriften auf dem Zimmer, Hotelkugelschreiber, Werbebroschüren, Dekokissen oder süße Schokoteilchen auf dem Kopfkissen. Nicht mal kuschlige Bademäntel hängen mehr im Bad.
Und Reisezahnbürsten, Nagelfeilen, Bodylotion – all die netten Zusatz-Goodies, die man gern fand auf Spiegelablagen in blankgeputzten Edel-Hotelbädern? Nur noch nach Anfrage an der Rezeption. Was Gäste nicht zwingend für ihr Urlaubsglück brauchen, was nicht gut desinfiziert werden kann – alles erst mal abgeschafft und weggeräumt.
Steigenberger Hotel passt sich an Corona-Bestimmungen an
Vieles ändert sich in Münchens Hotels, wenn die voraussichtlich am 30. Mai endlich wieder für Urlauber öffnen dürfen nach der rund zweimonatigen Corona-Pause. Es gilt, die strengen Hygienevorschriften einzuhalten, die Urlauber vor dem Virus schützen – und den Gästen den Aufenthalt trotzdem so angenehm und fröhlich wie möglich zu machen. Wie das künftig aussehen wird, hat das Steigenberger Hotel in Schwabing (620 Betten, 85 Mitarbeiter), wo man sich mit großer Freude auf die nächsten Gäste einstellt, am Donnerstag schon mal hergezeigt. "Wir haben die letzten Wochen hier genützt, um das ganze Haus auf Hochglanz zu bringen und alles für neue Abläufe umzurüsten", sagt Hotelchef Oliver Schäfer.

Neue Abläufe – das bemerkt man schon am Eingang. Beim Eintritt beginnt die Maskenpflicht, die auf allen öffentlichen Hotelflächen gilt (nur nicht bei Tisch im Restaurant). Wer keine dabei hat, bekommt eine Einwegmaske. Dann fallen gleich die Desinfektionsspender, Schilder und die neuen Bodenmarkierungen auf, die als blaue Bänder schon vor der Rezeption auf die 1,5-Meter-Abstandsregeln hinweisen.

Die Rezeptionisten stehen hinter Plexiglasscheiben und arbeiten in Maske und Handschuhen, gezahlt wird mit Karte. "Natürlich desinfizieren wir auch das Kartenlesegerät und die Kugelschreiber hier permanent", erklärt der Hotelchef.
Aufzugfahren ist nur allein oder mit den Menschen erlaubt, mit denen man das Hotel besucht. Der Wellnessbereich ist freilich (noch) geschlossen. Im Restaurant sind die Tische ein ganzes Stück auseinander gerückt – und die Barhocker rund um die Theke sind weggeräumt, weil man dort aktuell noch nicht sitzen darf. Zu nah wäre man an den Gläsern, die dort blitzblank aufgereiht für die Gäste stehen, zu dicht stünde man womöglich beieinander, um ein Bier oder einen Abend-Absacker zu bestellen.

Alles anders auch beim Frühstück oder Abendessen. Es gibt keine schicken, in Leder gebundenen Karten mehr, die von Gast zu Gast gereicht werden, sondern nur noch Papier-Einwegspeisekarten. Und: "Wir können keine Buffets mehr anbieten", erklärt Thomas Willms, Chef der "Deutschen Hospitality", zu dem neben dem Steigenberger München auch das Intercity Hotel am Hauptbahnhof gehört. "Marmelade, Butter, Teewurst sind jetzt wieder abgepackt, wir fallen da, was das Müllaufkommen anbelangt, leider wieder zurück in die 80er Jahre."
Münchner A&O-Hostels belegen Schlafräume nur mit Hälfte der Gäste
Auch bei den günstigeren Hostels in München hat man die letzten Wochen genützt, um sich Sicherheits- und Hygienepläne nicht nur auszudenken, sondern auch in Teilen die Eingangsbereiche, Rezeptionen und Lobbys umzubauen. 501 Zimmer etwa bieten die drei Münchner Häuser der A&O-Hostels an, viele davon sind Mehrbettzimmer, die Schulklassen, Jugendgruppen oder Rucksackreisende aus aller Welt bislang gern genutzt haben.

"Wir belegen diese Schlafräume jetzt sicherheitshalber nur noch mit der Hälfte der Gäste", sagt Sprecherin Petra Zahrt zur AZ. "Wir desinfizieren die Zimmer nach jeder Abreise intensiv, und die öffentlichen Bereiche, in denen unsere Gäste sitzen oder auch am Laptop arbeiten, alle vier Stunden." Bislang waren 60 Prozent der Gäste Reisende aus Deutschland, der Rest aus dem Ausland. "Wir hoffen, dass nach dem Lockdown viele Menschen aus Deutschland unsere Gäste werden, auch Familien und Senioren, die Lust auf Städtereisen haben", so Petra Zahrt weiter.
Und wie schaut es bei den kleinen Hotels und Pensionen aus? Rudi Bayer vom Hotel Mariandl am Beethovenplatz, der im Schnitt fünf von seinen 30 Zimmern auch in den letzten Wochen mit Geschäftsreisenden belegt hatte, will noch auf konkrete Handlungsanweisungen von der Staatsregierung für die touristischen Gäste warten. "Ich hoffe, dass da nächste Woche noch genauere Infos kommen, was wir tun sollen."

Sicher ist auch für ihn, dass er die Café- und Biergartentische auseinanderschieben muss. Und dass es sein legendäres Frühstücksbuffet im Frühstücksraum so nicht mehr geben wird. "Um Frühstück aufs Zimmer zu bringen, haben wir zu wenig Personal", sagt er zur AZ. "Wir werden also auch abgepackte Sachen servieren müssen, und statt aufgeschnittenem Baguette halt dann Semmeln in Tütchen – keine schöne Vorstellung für mich. Aber was muss, das muss halt, wir machen das dann auch so."
Aiwanger: "Urlaub in Bayern kann man mit gutem Gefühl genießen"
Bayerns Wirtschaftsminster Hubert Aiwanger (FW) hat sich am Donnerstag vor Ort auch schon mal nach den Sicherheits- und Hygieneneuerungen für die künftigen München-Urlauber umgeschaut – im Westin Grand München, auf Einladung der "Munich Hotel Alliance", in der 27 Münchner Hotels zusammengeschlossen sind.
"Die bayerische Hotellerie kann die erhöhten Hygiene-Anforderungen erfüllen, die als Maßnahmen gegen die Verbreitung des Coronavirus nötig sind", schließt Aiwanger. "Die Gäste können sich zurecht willkommen und sicher fühlen – und den Urlaub im Freistaat mit einem guten Gefühl genießen."
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