MVV-Chef Bernd Rosenbusch: Das sind seine Pläne in München

Der neue MVV-Boss Bernd Rosenbusch hat ehrgeizige Ziele. Er schwärmt von vielen neuen Bussen und ist genervt von den Carsharing-Anbietern.
von  Felix Müller
Viele Pendler wünschen sich pünktlichere S-Bahnen. Auch dieses Problem will der neue MVV-Chef Bernd Rosenbusch anpacken.
Viele Pendler wünschen sich pünktlichere S-Bahnen. Auch dieses Problem will der neue MVV-Chef Bernd Rosenbusch anpacken. © AZ/dpa (AZ-Montage)

Der neue MVV-Boss Bernd Rosenbusch hat ehrgeizige Ziele. Er schwärmt von vielen neuen Bussen und ist genervt von den Carsharing-Anbietern. In der AZ sagt er, was sich für die Fahrgäste demnächst verbessern soll.

München - Der Mann hat nicht eine Vision, sondern viele. "In diesem Job kann man die Welt retten", sagt der neue MVV-Chef Bernd Rosenbusch. Dabei muss es gar nicht gleich die Welt sein. Den Pendlern würde schon reichen, wenn die S-Bahn pünktlich kommt, obwohl ein paar Flöckchen Schnee fallen. Natürlich nimmt sich Rosenbusch auch solch alltäglicher Probleme an. Und skizziert jetzt, was er sich von Stadt und Bund wünscht, wie der MVV bald weiter wachsen soll - und, was die Fahrgäste ganz konkret in der nächsten Zeit Neues erwarten dürfen.

Die AZ fasst die wichtigsten Punkte zusammen...

Bundespolitik: "Man muss sich nicht wundern, dass die S-Bahn so grottig ist", sagt Rosenbusch. Und rechnet vor, dass die Ausgaben des Bundes für die Straßen seit 2007 um 45 Prozent gestiegen sind und die für die Schieneninfrastruktur nur um vier Prozent. Aus seiner Sicht hat der Bund sein Augenmerk viel zu sehr auf den Ausbau prestigeträchtiger Fernverkehrsstrecken gelegt - und darüber den Nahverkehr vergessen. "Es ist eben schöner, eine Fernverkehrsstrecke zu eröffnen als eine Weiche in Pasing auszutauschen. Aber das wäre auch Aufgabe des Bundes." Auch an den ständigen Stellwerksstörungen sei der Bund schuld.

MVV vergrößern: Rosenbusch will das Tarifgebiet vergrößern. Mit Rosenheim, Miesbach und Bad Tölz etwa sei man schon sehr weit, sagt er. Er ist "sehr zuversichtlich", dass man dorthin expandiere. Auch mit Landshut will er Gespräche führen. Landshuts Oberbürgermeister Alexander Putz (FDP) sagte der AZ: "Für die Stadt und die Region Landshut wäre es eine tolle Sache, wenn der Anschluss an den MVV tatsächlich klappen würde." Rosenbusch hat auch Weilheim und Traunstein im Kopf. "Ein großer Verband macht es für die Menschen leichter", ist er überzeugt.

Einfachere Fahrkarten: Rosenbusch will das Tarifsystem vereinfachen. Mit einem größeren Verbund könnten mehr Fahrgäste auf einem Ticket vom Start zum Ziel gelangen. Er will eine gemeinsame Online-Informationsplattform, ein einfacheres Ticketsystem - und modernere Bezahlmethode. Für Gelegenheitsfahrer soll das Bezahlen mit dem Handy in den nächsten Jahren deutlich einfacher werden. Ab März 2020 sollen Tausende Tester mit Handys ein- und auschecken, wie er das nennt. Die Fahrgäste drücken in ihrer App auf einen Button, wenn sie ein- und wenn sie aussteigen. Und die App findet und bucht ihnen den besten Fahrpreis.

Scheckkarte: Schon in den nächsten Monaten bekommen Abo-Kunden eine Scheckkarte, die sie dauerhaft nutzen können. Die immer neuen Papp-Karten entfallen, der Kontrolleur zieht die Karte durch sein Gerät und sieht, ob der Fahrgast mitfahren darf. Bei Verlust wird die Karte gesperrt und eine neue ausgegeben.

Carsharing: Rosenbusch ist genervt von den Carsharing-Anbietern. Sein Argument: Es handele sich um "Rosinenpicker", die das Verkehrsproblem eher verschärften als erleichterten. Am Stadtrand gibt es kaum Angebote - und in der Innenstadt würden die Münchner, die dort auch gut mit den Öffentlichen vorankämen, zum Umstieg aufs Auto gelockt. "Es hat keinen Sinn, dass da fünf, sechs Anbieter nebeneinander stehen“, sagt er. "Das muss man dringen regulieren. Die Politik muss sagen: Wer in der Innenstadt Geld verdienen will, der muss auch Starnberg oder Aubing anbieten."

Bus-Ausbau: Klar, Rosenbusch ist für einen Nordring, einen Südring und für die aktuell geplanten Maßnahmen wie die neuen U-Bahnen und die Zweite Stammstrecke. Aber: Das dauert. „In den nächsten zehn Jahren tut sich gar nichts, es wird nichts gebaut“, klagt er. Und plädiert deshalb für viele neue Busse. Zwischen Ebersberg, Grafing und dem Flughafen etwa; dann müssten die Leute aus der Region nicht mehr über die Innenstadt ihre Flugreise antreten. In der Stadt will er aber besonders auch mehr Busspuren. Damit der Bus eine schnelle Alternative zum Auto wird. OB Dieter Reiter (SPD) hat dieser Wochen schon angekündigt, eine entsprechende Offensive einzuleiten.

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