MVG wechselt auf Chipkarte: Kunden in München durch Änderung verunsichert

Seit der Umstellung auf Dauer-Chipkarte fragen sich viele Jahreskunden in München, was sie mit den papierförmigen Monatskarten machen sollen. Die MVG gibt nur eine vage Anweisung.
Hüseyin Ince
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Die Umstellung der MVG-Tickets auf Chipkarten sorgt für einige Unklarheiten.
Die Umstellung der MVG-Tickets auf Chipkarten sorgt für einige Unklarheiten. © Sven Hoppe/dpa

München – Auf die einen wirkten die übertragbaren, monatlichen Papiertickets für Jahresabonnenten des Münchner Nahverkehrs schon immer steinzeitlich, auf die anderen nostalgisch. Für jeden Monat ein eigenes Ticket. Oft sahen MVG-Kunden vordergründig sogar einen Vorteil darin: Hatte man es verloren, ging es ja im nächsten Monat mit dem neuen Ticket weiter.

Seit Mitte März hat nun die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) umfassend umgestellt auf das Chipkartenformat. Bei unbefristeten Dauerabonnenten des Isarcardabos oder des Deutschlandtickets kamen stattdessen Chipkarten aus Plastik an – außer bei Handytickets und dem 365-Euro-Ticket (hier wird wohl ab September umgestellt). Sie ersetzen die Papierkarten, die alle Abonnenten Ende 2023 gebündelt in einem ganzen Bogen bekommen hatten.

Die alten Papiertickets, mit denen MVG-Nutzer bisher unterwegs waren.
Die alten Papiertickets, mit denen MVG-Nutzer bisher unterwegs waren. © Hüseyin Ince

Ein freundliches Schreiben ist das gewesen, was verschickt wurde. Zunächst die MVG-Ankündigung im Februar, künftig werde man den aufwendigen Versand von Papiertickets einstellen und dafür eine Chipkarte verschicken, die eine begrenzte Lebensdauer habe. Die Frist ist unter dem QR-Code aufgedruckt.

Neue MVG-Chipkarte in München: Kontrolleure sollen in der Anfangsphase rücksichtsvoll sein

Dann ein weiteres Schreiben, zusammen mit der Chipkarte, etwa Mitte März, mit vielen Infos: In welcher Zone sie gültig ist, dass man sie bei Verlust online sperren lassen und die persönlichen Daten ändern kann – oder auch das Abo kündigen. Ab 1. April sei sie gültig. Doch was sollte mit den alten Karten in Papierform geschehen? Hierzu stand nichts in beiden Anschreiben. Zurückschicken?

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Nicht nötig, sagt ein MVG-Sprecher auf Anfrage. Das sei den Kunden überlassen. Nur, wenn die Papierkarten noch gültig wären, müssten sie zurückgeschickt werden. Was wiederum zur nächsten Frage führt. Viele Familien nutzen die übertragbaren Abos gemeinsam, die Karte liegt oft auf einer Kommode am Eingang. Wer sie braucht, nimmt sie und legt sie dann zurück.

Was also, wenn jemand in der Umstellungsphase versehentlich die Papierkarte mitführt? Wären 60 Euro fällig? 51.000 Isarcard- und 474.000 Deutschland-Ticket-Abonnenten betreut die MVG. Die Kontrolleure seien angewiesen, in der ersten Phase Kulanz walten zu lassen, so der MVG-Sprecher. Käme es dennoch dazu, dass ein strenger Kontrolleur das "erhöhte Beförderungsentgelt" ausstelle, könne man die Situation im Nachgang aufklären.

So sehen die neue Chipkarte aus, die seit März 2024 von der MVG verschickt wird.
So sehen die neue Chipkarte aus, die seit März 2024 von der MVG verschickt wird. © Hüseyin Ince

Die neue Chipkarte hat durchaus viele Vorteile. Sehr viele Nahverkehrskunden haben sie herbeigesehnt. Auch die Tatsache, dass sie bei Verlust gesperrt und ersetzt werden kann, entspannt viele. Andreas Barth vom Fahrgastverband Pro Bahn findet aber, dass man in den Anschreiben hätte durchaus eindeutiger werden können. "Sie sind zwar gut gemeint, aber einfach nicht konkret", sagt er. "Wir möchten informieren, dass wir den Versand einstellen... Was bedeutet das jetzt für den Kunden genau, was soll mit den Papierkarten passieren?", fragt er.

Die Anschreiben der MVG sind freundlich, aber ungenau

Barth erzählt von Fällen, in denen es genau zu dem Szenario gekommen sei. Kunden seien von Kontrolleuren abgestraft worden, weil sie die Chipkarte nicht dabei hatten, weil sie zwar wussten, bis wann sie gültig sei, aber auf der Karte selbst nicht vermerkt sei, ab wann. "Es steht auch nicht in den Anschreiben, ob die Papierkarten noch gelten, wenn die Chipkarten ankommen", sagt Barth.

Viele Kunden waren so verunsichert, dass sie seit 1. April lieber beide Karten mitführten, bevor sie Ärger mit einem Kontrolleur bekamen. Die Schreiben machen es den Kunden schwer, sich richtig zu verhalten, sagt Barth und "die Situation führt leicht zu Missverständnissen". Man müsse es den Fahrgästen eigentlich so leicht wie möglich machen. München sei da aber kein Einzelfall. "Es kommt deutschlandweit zu solchen Situationen bei Umstellungen", sagt Barth.

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19 Kommentare
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  • DerMünchner am 14.04.2024 05:38 Uhr / Bewertung:

    Wie dumm sind denn bitte manche Münchner? Wie kann man denn von einer Chipkarte überfordert sein? Das ist in hunderten von Städten bereits seit Jahren/Jahrzenten der Standard. Haha ohje.

  • freeman am 13.04.2024 17:35 Uhr / Bewertung:

    Beim VRS+VRR (NRW) gibt es seit über 20 Jahren die Chipkarte für Abonennten. Im Jahr 2024 wegen Umweltfreundlichkeit darauf umzustellen ist schlichtweg gelogen, da eine Chipkarte mit Elektronik weitaus umweltschädlicher ist, als ein jährliches Briefversand. Wirklich umweltfreundlich wäre der Ausdruck Zuhause (per Kundenportal) oder Vorzeigen des Tickets auf dem Handy. In Bayern dauert alles ein paar Jahrzehnte länger.

  • Der Münchner am 13.04.2024 10:47 Uhr / Bewertung:

    Brauch das alles nicht beim Schwarzfahren!🤣🤣🤣

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