MVG-Chefs erklären Lage in München: Wann fahren die U-Bahnen wieder pünktlich
München – Es ist ein seltener Einblick, den die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) am Dienstagvormittag der Presse gestattet, hier im Münchner Norden, direkt neben der Allianz Arena. Ein riesiges Areal, mit 1,2 Kilometern Länge und bis zu 400 Metern Breite.
Insgesamt 640 Mitarbeiter sind in der Technischen Basis der MVG täglich im Dienst, in diesem Maschinenraum des U-Bahn-Betriebs. In dem Herzstück wird geschraubt, gebohrt, geklebt, gefräst, gewaschen. Und zwar im Akkord. Das scheint auch bitternötig zu sein.

Denn täglich fallen derzeit bis zu zwei U-Bahn-Züge der MVG in München aus. Hauptgrund sind weiter die Brandschutzanlagen, die die Firma Wagner innerhalb eines niedrigen zweistelligen Millionen-Großauftrages in den Zügen der zweiten und dritten Generation nachrüstet. Sie sind enorm mangelhaft.
MVG in München: Bis zu hundert Fehler nach Brandschutz-Nachrüstung
"Die Züge haben nach dem Einbau bis zu hundert Fehlermeldungen", sagt Oliver Glaser, Leiter des MVG-Schienenbetriebs. Auch Ingo Wortmann ist am Dienstagvormittag vor Ort. "Es ist eine eklatante Schlechtleistung des Nachrüsters, die wir so nicht akzeptieren können", sagt er. Dennoch: "Wir entschuldigen uns in aller Form bei unseren Fahrgästen für die vielen Zugausfälle", sagen Wortmann und Glaser. Das dürfe eigentlich nicht passieren.
Sogar die Brandbekämpfungsanlagen der neuesten Zug-Generation "C2" seien anfällig. Immerhin: "Oft lässt sich hier durch einen Neustart die Fehlermeldung korrigieren", sagt Wortmann. Dennoch müsse man bedenken, dass es keine Banalität sei, die Anlagen nachzurüsten. Eine Kunst sei das, die wenige Firmen beherrschen.
Man arbeite mit der Firma Wagner weiter mit Hochdruck daran, alle Fehlerquellen zu finden und auszubessern, sagt Glaser. Man sei überhaupt nicht glücklich mit der Situation. Diese Fehlersuche bei den nachgerüsteten Brandbekämpfungsanlagen erzeugt offenbar einen Flaschenhals, zusätzlich zur regulären Wartung der Züge. Die Waggons von den Wartungshallen zur Schiene und zurückzurangieren, sei "wie ein Tetrisspiel", sagt Glaser.
Von 356 U-Bahnen in München sind 241 verfügbar
356 U-Bahn-Züge (Fahrzeuge in Doppeltriebwagen) der ersten, zweiten und dritten Generation hat die MVG derzeit. Verfügbar sind momentan 241. Und 234 werden tatsächlich täglich eingesetzt. Das Ziel sei aber, bis zum Münchner Megasommer mit Star-Konzerten sowie Fußball-Europameisterschaft 244 bis 254 Züge täglich auf die Schiene bringen zu können, sagt Glaser.

Zu den massiven Sorgen mit den Brandbekämpfungsanlagen kommen Platzprobleme, Defekte, wie mangelhaften verbaute Frontteile, die zur Nachbesserung kommen, Fachkräftemangel, seit langem geplante Nachrüstprojekte und auch übliche Verschleißerscheinungen. Gerade die neueren Züge können nur in sehr wenigen Hallen gewartet werden, weil sie nicht so einfach geteilt werden können wie die älteren Züge.
Techniker, Maler, Maurer, Schlosser, Schreiner: Alleine hier im Norden an der Allianz Arena sind bei der MVG 15 Stellen für Handwerker offen, zu allem rund um die Wartung und Pflege von U-Bahn-Zügen eben. Ein weiteres großes Nachrüstprojekt ist, alle Züge der älteren Generation mit einem neuen Funksystem auszustatten, über das die neueren Züge bereits verfügen: mit sogenanntem Tetra-Funk.
Lebensdauer eines Eisenrades: Eine Million Kilometer – theoretisch
Was die meisten Fahrgäste nicht im Blick haben, sind regelmäßige Defekte. Wer dachte, dass Eisenräder keinen Platten bekommen können, täuscht sich gewaltig. Grund seien die wenigen Abschnitte im Freien. "Sobald es regnet, vor allem bei Nieselregen, rutschen die Räder schnell bei Bremsmanövern", sagt Glaser.
Sobald eines der Räder aber blockiere, habe es eine Flachstelle, die schnellstmöglich behoben werden muss. Also: schleunigst zur Werkstätte, sofortiger Zugausfall. Dort müssen dann die Räder mit einer "Unterflurdrehbank" wieder rundgeschliffen werden. "Das geht aber nur drei Mal", sagt Glaser.
Danach müssen die Räder komplett ausgetauscht werden, auch wenn sie noch lange nicht ihr eigentliches Lebensende bei etwa einer Million Kilometer erreicht haben. Weil das alles so aufwendig sei und man die Wartungsarbeiten so gering wie möglich halten will, fahren die U-Bahnen in den wenigen überirdischen Abschnitten bei Nässe sehr langsam.
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