Chaos auf dem Arbeitsweg? Die AZ war am ersten Tag der U-Bahnsperrung in München unterwegs

Seit Montag ist die Hauptader der Münchner U-Bahn wegen Weichen- und Sanierungsarbeiten teilweise für Wochen gesperrt. Fahrgäste müssen auf den SEV ausweichen, doch wie gut funktioniert das? Unsere Redakteurin war vor Ort und hat mit dem Fahrgastverband gesprochen.
Sophia Willibald
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
39  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Im Bereich der Implerstraße wird saniert. Für die nächsten Wochen bringen pinke Ersatzbusse die Fahrgäste in die Arbeit. Der Andrang ist trotz des dichten Takts groß. An der Implerstraße sind die Busse meist schon gesteckt voll. Einige Münchner sind dennoch guter Dinge.
Im Bereich der Implerstraße wird saniert. Für die nächsten Wochen bringen pinke Ersatzbusse die Fahrgäste in die Arbeit. Der Andrang ist trotz des dichten Takts groß. An der Implerstraße sind die Busse meist schon gesteckt voll. Einige Münchner sind dennoch guter Dinge. © Sigi Müller

München - "Ich bin eine Stunde früher los als sonst." Julia Klasen steht um kurz nach 8 Uhr an der Brudermühlstraße und wartet auf den Schienenersatzverkehr der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG).

Julia Klasen (31) ist extra eine Stunde früher gestartet.
Julia Klasen (31) ist extra eine Stunde früher gestartet. © Sigi Müller

3 Wochen U-Bahn-Sperrungen – wie lief der erste Tag mit Ersatzverkehr?

Vom 17. Februar bis zum 9. März fahren Busse zwischen der Brudermühlstraße und dem Sendlinger Tor. Dabei halten sie auch an der Implerstraße, Poccistraße und am Goetheplatz. Zwischen der Implerstraße und dem Goetheplatz fährt ein Pendelzug im 10-Minuten-Takt mit Halt an der Poccistraße. Zusätzlich verkehren Expressbusse X3 von der Brudermühlstraße zum Hauptbahnhof, ebenfalls mit Halt an der Implerstraße, Poccistraße und am Goetheplatz.

Auf den wartet auch die 31-jährige Klasen. Sie hat damit gerechnet, dass ihr Weg in die Arbeit heute länger dauern wird: "Es herrscht viel Chaos. Ich denke, weil es der erste Tag ist, keiner weiß genau, wo und wie er ankommt und wann." Beinahe minütlich halten an der Brudermühlstraße Busse. Hier scheint man noch recht gute Chancen zu haben, in einem Bus Platz zu finden.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

"Solche Mengen an Menschen": Busse sind bereits gerappelt voll

An der Implerstraße sieht das anders aus. Die Busse sind gerappelt voll und fast niemand steigt an der Implerstraße aus. "Ich finde es schrecklich heute. Es sind einfach solche Mengen an Menschen, da kommen die kleinen Busse nicht dagegen an", meint die 60-jährige Katharina P. An der Implerstraße müssen die Wartenden einen Bus nach dem anderen fahren lassen. Oft können die Türen nicht schließen, weil Personen in der Lichtschranke stehen. Der stockende Verkehr behindert die Weiterfahrt zusätzlich.

Der 56-jährige Marko Ritschel lässt sich auf seinem Weg zur Arbeit trotzdem nicht aus der Ruhe bringen: "Ich habe noch Zeit. Ich warte einfach und nehme den nächsten Bus, in dem Platz ist." Er kennt das Szenario. 2023 kam es ebenfalls zu Teilsperrungen auf den Linien U3 und U6. "Da lief das irgendwann ganz entspannt", zeigt sich Ritschel optimistisch.

Marko Ritschel (56) bleibt trotz der vollen Ersatzbusse entspannt.
Marko Ritschel (56) bleibt trotz der vollen Ersatzbusse entspannt. © Sigi Müller

"Werde mir morgen ein Fahrrad kaufen": AZ-Leserin braucht fast eine Stunde zum Marienplatz

Eine AZ-Leserin, die anonym bleiben möchte, will sich lieber nicht auf eine Besserung verlassen: "Ich werde mir morgen ein Fahrrad kaufen." Sie hat heute 50 Minuten von Sendling zum Marienplatz gebraucht. Eine Strecke, für die sie sonst nur 15 Minuten einplanen muss. Der Verkehrsgesellschaft gibt sie da in erster Linie nicht die Schuld: "Die Straßen sind einfach überlastet."

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Während sich die MVG in der Tat um einen reibungslosen Ablauf bemüht. An den Hauptumsteigeplätzen stehen etliche Mitarbeiter bereit und weisen verwirrten Fahrgästen freundlich den Weg. Das schätzt auch die 54-jährige Susanne Veeser, die gerade am Sendlinger Tor auf den Ersatzverkehr wartet: "Ich wurde hier sehr gut hin gelotst, jetzt hoffe ich nur, dass der Bus dann auch pünktlich kommt."

Susanne Veeser (54) findet schnell zu den Ersatzbussen.
Susanne Veeser (54) findet schnell zu den Ersatzbussen. © Sigi Müller

Ab 10. März beginnt die zweite Phase der Bauarbeiten

Einige Münchner zeigen sich also zuversichtlich, dass sie bald schneller zur Arbeit kommen als noch am ersten Tag. Für viele bedeutet die Sperrung aber auch einen zusätzlichen Stress am Morgen. Um dem ein wenig entgegenzuwirken, verteilen MVG-Mitarbeiter am Montag Brezen im Zwischengeschoss der U-Bahn. Noch drei Wochen soll der Ersatzverkehr auf diesem Abschnitt dauern. 

Das MVG-Team verteilt kostenlos Brezn an die vorbeieilenden Fahrgäste und hilft aus, wenn jemand den Weg nicht findet.
Das MVG-Team verteilt kostenlos Brezn an die vorbeieilenden Fahrgäste und hilft aus, wenn jemand den Weg nicht findet. © Sigi Müller

Laut MVG verlief der erste Tag ohne größere Probleme. Viele Fahrgäste hätten sich gut vorbereitet. Unregelmäßigkeiten durch Falschparker konnten schnell behoben werden und die Busse hätten sich gut verteilt. Ab dem 10. März geht es direkt weiter in die zweite Bauphase. Die U3 fährt dann zwar wieder ohne Einschränkungen, bei der U6 kann zwischen Harras und Klinikum Großhadern aber keine U-Bahn fahren. Auch hier müssen die Fahrgäste auf Ersatzbusse ausweichen.

Die AZ erreichten nach dem Start am Montag Beschwerden von AZ-Lesern. Ihr Arbeitsweg hätte deutlich länger gedauert.

Fahrgastverband Pro Bahn: "Schienenersatzverkehr gegenüber Autoverkehr priorisieren"

Andreas Barth vom Fahrgastverband Pro Bahn kann solche Klagen nachvollziehen: "Die Kapazität und die Pünktlichkeit waren schon einmal besser." Er findet, man müsse in solchen Situationen im Straßenverkehr ansetzen: "Busse sind so ein wichtiges Verkehrsmittel. Da muss man den Schienenersatzverkehr gegenüber dem Autoverkehr priorisieren."

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
39 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • FredC2 am 19.02.2025 19:28 Uhr / Bewertung:

    Gute Idee, sich morgen ein Fahrrad zukaufen.
    Ich kaufe mir Schuhe, glaube ich.

  • AllesBesser am 19.02.2025 14:48 Uhr / Bewertung:

    Ich weiß nicht was das Gejammer soll. Dinge nutzen sich ab und müssen repariert werden. Wie sollen sie denn sonst in Stand gesetzt werden? Das sorgt dann eben Zeitweise für blöde Arbeitswege, wovon ich auch betroffen bin.

  • gubr am 20.02.2025 09:07 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von AllesBesser

    Das Problem ist, dass es schon das dritte oder vierte Jahr ist wo dieser Abschnitt für Sanierungen gesperrt wird und obwohl sich jedesmal mit unzähligen Maßnahmen gebürstet wird, wird eigentlich immer nur ein Teilabschnitt teilsaniert. Auch jetzt wird nirgendwo gesagt, dass es dieses Jahr das letzte Mal ist, obwohl im zweiten Abschnitt alles bis Großhadern gesperrt wird.
    Was noch unverständlich ist, ist die Planung des SEVs. Der überwiegende Teil der Fahrgäste will entweder zur S-Bahn oder zu den andern U-Bahnen. Da fehlen viele Direktverbindungen. Da hat man zwar jetzt was getan, aber schauen Sie sich man an, wie jemand vom Partnachplatz zum Ostbahnhof kommen soll. Die meiste Zeit rauben die vielen Umstiege aber natürlich auch die Umwege. Das führt dann dazu, dass die Leute die regulären Busse' 54, 56, 132 bevorzugen, die dann heillos überfüllt sind, da auf die Idee hier Verstärkerbusse einzusetzen niemand kommt. Eine Pendel-S-Bahn vom Harras zum HBF wäre sicher auch möglich.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.