Münchner Rechtsanwaltskanzlei wird Opfer von Internetbetrug

Die Betrüger geben sich als Insolvenzverwalter aus. Sie bieten Firmen Konkursware zum halben Preis an. Mehr als ein Dutzend Firmen sind bereits darauf hereingefallen. Der Schaden wird auf rund 200.000 Euro geschätzt.
Ralph Hub
Ralph Hub
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
5  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Die Betrüger haben am Computer eine nahezu perfekte Kopie der Homepage einer Münchner Rechtsanwaltskanzlei erstellt. (Symbolbild)
Die Betrüger haben am Computer eine nahezu perfekte Kopie der Homepage einer Münchner Rechtsanwaltskanzlei erstellt. (Symbolbild) © Rolf Vennenbernd/dpa

München - Die Internetseite einer Münchner Rechtsanwaltskanzlei war bis ins kleinste Detail kopiert und gefälscht. Die vermeintlichen Insolvenzverwalter boten Konkursware Unternehmen in ganz Deutschland an. Die Firmen gingen in Vorkasse und bezahlten, bekamen die Ware aber nie geliefert.

Perfekt gefälschter Internetauftritt

Der Schwindel der Fake-Kanzlei flog erst auf, als sich die echte Rechtsanwaltskanzlei mit immer mehr Beschwerden von geprellten Käufern konfrontiert sah und die Polizei einschaltete. "Die Internetseite war sehr gut gefälscht und als solche nicht so leicht zu erkennen", sagt Chefermittler Kriminalkommissar Hoai Nam Tran.

Inzwischen sind dem Kommissariat K63 etwa 15 Firmen bekannt, die auf die Betrugsmasche hereingefallen sind. Angeschrieben wurden zwischen November 2024 und Anfang 2025 mindestens 40 aus ganz Deutschland. Derzeit wird der Gesamtschaden auf bis zu 200.000 Euro geschätzt. Das könne sich aber noch weiter erhöhen, sagt Hoai Nam Tran.

Täter bisher nicht identifiziert

Wo die Hintermänner der Fake-Kanzlei sitzen und wer sie sind, ist noch nicht bekannt. Der Weg der E-Mails ist schwer nachzuvollziehen. Die Ermittlungen laufen. Die Kunden glaubten, sie würden Konkursware kaufen. Das Angebot reichte von Firmenautos, Büromöbel, Maschinen bis hin zu Toilettenpapier. Der Preis für die angebliche Konkursware lag um 50 Prozent unter dem normalen Preis, doch die Schnäppchen gab und gibt es nicht. 

Polizei warnt: So gehen die Betrüger vor

Fingierte Unternehmen, die die Identität tatsächlich existierender Rechtsanwaltskanzleien oder Insolvenzverwalter missbräuchlich verwenden, versenden aktuell vermehrt E-Mails, in denen vermeintlich Gegenstände einer Insolvenzmasse zum Kauf angeboten werden, an eine Vielzahl von zuvor recherchierten Firmen.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Die angebotenen Artikel haben jeweils einen Bezug zur Branche der jeweils angeschriebenen Firma. Meist handelt es sich zum Beispiel um Fahrzeuge, Gebrauchsmaterial, Maschinen, Paletten oder Container.

Gefälschte Gerichtsbeschlüsse und Gutachten

Der Erfindungsreichtum der Betrüger ist hier jedoch unendlich. Auch sind die Branchen der angeschriebenen Firmen äußerst vielfältig. Teils werden gefälschte Gerichtsbeschlüsse und Gutachten verwendet, um die Glaubwürdigkeit der Täter zu erhöhen. In der Regel sitzen die professionell agierenden Tätergruppierungen im Ausland, verwenden jedoch deutsche Telefonnummern und deutsche Kontodaten. Auch sprechen sie perfekt Deutsch und nutzen in der jeweiligen Branche übliche Fachausdrücke.

Identität und Angeben des Anbieters genau prüfen

Empfänger entsprechender Angebote sollten in jedem Fall die Echtheit der als Absender angegebenen Kanzlei sorgfältig recherchieren. Im bundesweiten amtlichen Anwaltsverzeichnis kann zunächst die Zulassung von Rechtsanwälten tagesaktuell überprüft und gegebenenfalls festgestellt werden, in welcher Kanzlei der jeweilige Rechtsanwalt tätig ist.

Da dies bei einem Identitätsmissbrauch eines real existierenden Rechtsanwaltes im Regelfall keine Auffälligkeiten ergeben würde, sollten weiter zusätzlich E-Mail-Adresse und Telefonnummer abgeglichen sowie die Identität über einen direkten Anruf verifiziert werden.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
5 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Gelegenheitsleserin am 05.03.2025 11:09 Uhr / Bewertung:

    @AufmerksamerBürger
    "Deutschland profitiert am meisten von den offenen Grenzen"

    Inwiefern hat das etwas mit dem Artikel zu tun?

  • AufmerksamerBürger am 05.03.2025 17:00 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Gelegenheitsleserin

    Ganz einfach, die Betrüger werden, wie fast immer, im Ausland vermutet.
    Unsere Politiker und die ihnen zugeneigte Presse erklärt gebetsmühlenartig wie sehr Deutschland doch von dem grenzüberschreitenden Verkehr ohne Kontrolle profitiert.
    Wie man auch hier jetzt sehen kann.

  • Gelegenheitsleserin am 06.03.2025 12:02 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von AufmerksamerBürger

    @AufmerksamerBürger
    "Ganz einfach, die Betrüger werden, wie fast immer, im Ausland vermutet."

    Und was hat das mit offenen Grenzen zu tun?
    Die müssen die Straftäter gar nicht passieren.
    Es geht um gefälschte Internetseiten.
    Ich empfehle Ihnen, den Artikel zu lesen.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.