Münchner Rechtsanwaltskanzlei wird Opfer von Internetbetrug
München - Die Internetseite einer Münchner Rechtsanwaltskanzlei war bis ins kleinste Detail kopiert und gefälscht. Die vermeintlichen Insolvenzverwalter boten Konkursware Unternehmen in ganz Deutschland an. Die Firmen gingen in Vorkasse und bezahlten, bekamen die Ware aber nie geliefert.
Perfekt gefälschter Internetauftritt
Der Schwindel der Fake-Kanzlei flog erst auf, als sich die echte Rechtsanwaltskanzlei mit immer mehr Beschwerden von geprellten Käufern konfrontiert sah und die Polizei einschaltete. "Die Internetseite war sehr gut gefälscht und als solche nicht so leicht zu erkennen", sagt Chefermittler Kriminalkommissar Hoai Nam Tran.
Inzwischen sind dem Kommissariat K63 etwa 15 Firmen bekannt, die auf die Betrugsmasche hereingefallen sind. Angeschrieben wurden zwischen November 2024 und Anfang 2025 mindestens 40 aus ganz Deutschland. Derzeit wird der Gesamtschaden auf bis zu 200.000 Euro geschätzt. Das könne sich aber noch weiter erhöhen, sagt Hoai Nam Tran.
Täter bisher nicht identifiziert
Wo die Hintermänner der Fake-Kanzlei sitzen und wer sie sind, ist noch nicht bekannt. Der Weg der E-Mails ist schwer nachzuvollziehen. Die Ermittlungen laufen. Die Kunden glaubten, sie würden Konkursware kaufen. Das Angebot reichte von Firmenautos, Büromöbel, Maschinen bis hin zu Toilettenpapier. Der Preis für die angebliche Konkursware lag um 50 Prozent unter dem normalen Preis, doch die Schnäppchen gab und gibt es nicht.
Polizei warnt: So gehen die Betrüger vor
Fingierte Unternehmen, die die Identität tatsächlich existierender Rechtsanwaltskanzleien oder Insolvenzverwalter missbräuchlich verwenden, versenden aktuell vermehrt E-Mails, in denen vermeintlich Gegenstände einer Insolvenzmasse zum Kauf angeboten werden, an eine Vielzahl von zuvor recherchierten Firmen.
Die angebotenen Artikel haben jeweils einen Bezug zur Branche der jeweils angeschriebenen Firma. Meist handelt es sich zum Beispiel um Fahrzeuge, Gebrauchsmaterial, Maschinen, Paletten oder Container.
Gefälschte Gerichtsbeschlüsse und Gutachten
Der Erfindungsreichtum der Betrüger ist hier jedoch unendlich. Auch sind die Branchen der angeschriebenen Firmen äußerst vielfältig. Teils werden gefälschte Gerichtsbeschlüsse und Gutachten verwendet, um die Glaubwürdigkeit der Täter zu erhöhen. In der Regel sitzen die professionell agierenden Tätergruppierungen im Ausland, verwenden jedoch deutsche Telefonnummern und deutsche Kontodaten. Auch sprechen sie perfekt Deutsch und nutzen in der jeweiligen Branche übliche Fachausdrücke.
Identität und Angeben des Anbieters genau prüfen
Empfänger entsprechender Angebote sollten in jedem Fall die Echtheit der als Absender angegebenen Kanzlei sorgfältig recherchieren. Im bundesweiten amtlichen Anwaltsverzeichnis kann zunächst die Zulassung von Rechtsanwälten tagesaktuell überprüft und gegebenenfalls festgestellt werden, in welcher Kanzlei der jeweilige Rechtsanwalt tätig ist.
Da dies bei einem Identitätsmissbrauch eines real existierenden Rechtsanwaltes im Regelfall keine Auffälligkeiten ergeben würde, sollten weiter zusätzlich E-Mail-Adresse und Telefonnummer abgeglichen sowie die Identität über einen direkten Anruf verifiziert werden.