Münchner Pharma-Milliardär ließ sein Geld im Bermuda-Dreieck verschwinden
Nach den "Panama Papers" gibt es eine neue Veröffentlichung zu millionenfachen Daten über Steuerschlupflöcher und brisante Geschäftskontakte. Nach einem Bericht der "SZ", die dem Netzwerk investigativer Journalisten angehört, geht es um Dokumente zu Briefkastenfirmen von einer Anwaltskanzlei auf den Bermudas und einer Firma in Singapur. Das neue riesige Datenleck wurde von den Autoren "Paradise Papers" getauft (AZ berichtete).
Das Ausnutzen von Steuerschlupflöchern ist nicht per se kriminell - es gibt aber weltweit Kritik an Steuervermeidungsstrategien. Dadurch entfallen Milliarden-Zahlungen, die sonst dem Gemeinwohl zugutekommen würden.
Ein besonders eklatanter Fall von "Steuervermeidung" ist der des Münchner Unternehmers Curt Engelhorn, der im Oktober 2016 im Alter von 90 Jahren gestorben ist. Engelhorn war bis 1997 Mitgesellschafter des Pharma-Konzerns Boehringer Mannheim. Dann verkaufte er seine Anteile für acht Milliarden Mark an Hoffmann-La Roche. Einen Großteil dieses Geldes ließ Engelhorn in einem undurchdringlichen Geflecht sogenannter Trusts auf den Bermudas anlegen (Trusts sind Stiftungen ähnliche juristische Konstrukte).
Doch damit brockte er seinen beiden Erbinnen, den Töchtern Elisabeth und Carolin, ordentlich Ärger ein. Sie wurden im Oktober 2013 beide in München festgenommen und ins Gefängnis gebracht. Vorwurf: Hinterziehung von 440 Millionen Euro Schenkungsteuer. Gegen eine Steuernachzahlung von etwa 145 Millionen Euro ließ der bayerische Fiskus die beiden Frauen allerdings in Ruhe. Sie kamen frei - und setzten sich postwendend in die Schweiz ab. Wie die "Paradise Papers" nun nahelegen, haben die Engelhorn-Erbinnen allerdings weit mehr Steuern hinterzogen, denn 38 bislang unbekannte Trusts konnten ihnen zugeordnet werden. Damit stehen beziehungsweise standen Curt Engelhorn und seine Familie insgesamt mit mindestens 82 Trusts, Stiftungen oder Briefkastenfirmen in sieben Steueroasen in Verbindung.
Um welche Summen an hinterzogenen Steuern es genau geht, darüber lässt sich allerdings nur spekulieren. Die beiden Damen haben ihre deutschen Pässe jedenfalls längst zurückgegeben und sind nun Schweizerinnen.
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