Münchner CSUler wollen Kanzlerin Merkel stürzen

Die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung stößt bei der CSU schon länger auf Ablehnung. Nun ist die Verbitterung offenbar so groß, dass Münchner Parteimitglieder den Sturz der Kanzlerin betreiben.
Florian Zick |
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Vor allem an der Flüchtlingspolitik von Angela Merkel stört sich die CSU-Basis.
dpa Vor allem an der Flüchtlingspolitik von Angela Merkel stört sich die CSU-Basis.

München - Starker Tobak sei das natürlich schon, sagt Armin Gastl. Schließlich seien Kanzler in der Geschichte der Bundesrepublik bisher doch eher selten von den eigenen Leuten abgesägt worden. Bundeskanzlerin Angela Merkel aber habe ihren Kredit nun endgültig verspielt, sagt der 48-Jährige.

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Gastl ist Chef des CSU-Ortsverbands München-Altstadt. Und der hat nun beschlossen, gegen Merkel ein konstruktives Misstrauensvotum anzustrengen. Die Parteispitze ist bereits informiert. Auf dem Truderinger Frühlingsfest haben Gastl und seine Leute am Montag ein entsprechendes Schreiben an Ministerpräsident Horst Seehofer überreicht.

"Mit Merkel gibt es keine Zukunft in Deutschland"

Gastl befürchtet, dass die CSU mit Merkel als Spitzenkandidatin bei der nächsten Bundestagswahl eine ordentliche Schlappe einfahren wird. Die Flüchtlingspolitik der Kanzlerin habe zu einer nachhaltigen Zerklüftung der Gesellschaft geführt, sagt Gastl. Deswegen müsse man nun dringend die Reißleine ziehen. "Mit Merkel gibt es keine Zukunft in Deutschland", so der Lokalpolitiker.

Gastl versteht sich dabei als "Anwalt der kleinen Leute", wie er sagt. Denn die "Halbgöttin" oder "bessere UN-Präsidentin", wie er Merkel nennt, habe mit ihrer allzu liberalen Politik deutsche Ziele verraten und allerhand Ungerechtigkeit gestreut. Vor allem die Mittelschicht leide enorm.

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Gastl betont, keine Konterrevolution einleiten zu wollen. Es sei ihm auch keineswegs daran gelegen, sich in den Vordergrund zu spielen. Allerdings stünden er und sein Ortsverband mit ihrer Haltung bei Weitem nicht alleine da. Anders als hochrangige Parteifunktionäre müsse er Merkel jedoch nicht aus Scheinsolidarität den Rücken stärken.

Merkel-Nachfolger? Gastl ist für Volker Bouffier

Sollte es der CSU-Ortsverband München-Altstadt wirklich ernst meinen, müsste er beim nächsten Landesparteitag einen Antrag einreichen – und da am besten auch gleich einen potenziellen Gegenkandidaten präsentieren. Gastl könnte sich Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier als Merkel-Nachfolger vorstellen oder auch Finanzminister Wolfgang Schäuble. Eigentlich sei aber "jeder x-beliebige Kandidat besser als Bundeskanzlerin Angela Merkel".

In der Münchner Parteispitze ist man wenig erfreut über Gastls Vorstoß, offiziell kommentieren will die Sache aber niemand. Er werde sich nicht dazu äußern, ließ Bürgermeister und Parteivize Josef Schmid gestern auf AZ-Anfrage ausrichten. In der SPD amüsiert man sich dafür umso mehr über den Vorstoß. Erst plane Horst Seehofer, Bundeskanzlerin Angela Merkel zu verklagen, dann versuche die CSU-Basis, Merkel abzuschießen, sagt der Bundestagsabgeordnete Florian Post. "Irgendwie ist das ja schon wieder konsequent."

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