Münchner Chirurg Hans Rinecker verkauft seine Klinik

Hans Rinecker trennt sich von seiner Chirurgischen Klinik. Die gehört jetzt zu einem Verbund und soll so endlich wieder profitabel werden
Christian Pfaffinger |
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Der Chirurg und bisherige Klinik-Chef Hans Rinecker (2. v. l.) mit Vertretern des neuen Eigentümers: Clemens Guth, Harald Engelke und Rainer Salfeld von Artemed (von links).
Christian Pfaffinger Der Chirurg und bisherige Klinik-Chef Hans Rinecker (2. v. l.) mit Vertretern des neuen Eigentümers: Clemens Guth, Harald Engelke und Rainer Salfeld von Artemed (von links).

Thalkirchen - Erst gehörte sie seinem Vater, dann Hans Rinecker selbst – seit 80 Jahren gibt es die Chirurgische Klinik Dr. Rinecker am Isarkanal in Thalkirchen. Jetzt gehört sie nicht mehr dem Sohn ihres Namensgebers. Hans Rinecker hat seine Klinik an den Verbund Artemed verkauft. Am Donnerstag haben die neuen Eigentümer die Leitung übernommen.

„Ich werde in drei Monaten 73 und will mich ab jetzt auf meine zweite Lebensaufgabe konzentrieren“, sagt Rinecker. Damit meint er das Rinecker Protonentherapie-Zentrum, ein Strahlenzentrum, in dem nicht mit Röntgen- sondern mit Protonenstrahlen gegen Tumore gekämpft wird.

Neben dem Alter gibt es aber auch noch einen anderen Grund: Geld. Denn im Gegensatz zum lukrativen Strahlenzentrum ist die Chirurgische Klinik seit Jahren defizitär. Er habe sie seit dem Jahr 2010 subventionieren müssen, gibt Rinecker zu.

Trotzdem war das Interesse der großen Klinikgruppen hoch, als Rinecker die Chirurgische Klinik zum Verkauf anbot. „Es gab sechs Interessenten, die sich teils in astronomische Höhe überboten haben.“ Er habe sich aber für Artemed entschieden, weil er deren medizinisches Konzept schätze.

Die Chirurgie behält ihren Namen. Doch die Klinik mit 200 Betten, etwa 230 Mitarbeitern, davon rund 50 Ärzten und jährlich circa 4500 stationären Patienten gehört nun einem Klinikverbund, der seinen Sitz in Tutzing hat. Artemed betreibt insgesamt zehn Kliniken im Bundesgebiet. In München hat Artemed bereits eine Fachklinik an der Theresienwiese, in der Umgebung gibt es je eine Artemed-Klinik in Tutzing und Feldafing.

Was der Klinikverbund für die Klinik gezahlt hat, will niemand verraten. Auch darüber, wie viel Artemed in die Klinik investieren wird, will niemand reden. Der Artemed-Geschäftsführer Clemens Guth sagt, man wolle die Klinik erweitern und weiter spezialisiern. Man werde aber alle Fachbereiche behalten. In einem Verbund könne man als Klinik besser mit einer schwierigen finanziellen Situation klarkommen und sich fachlich austauschen.

Hans Rinecker sagt, er habe vor Jahren eine eigene Klinik-Gruppe gegründet. Diese lief aber schlecht, deshalb habe er sie an den Branchen-Riesen Helios, der wiederum zum Fresenius-Konzern gehört, verkauft. Jetzt überlässt er es Artemed, die Klinik nicht nur zu erweitern, sondern auch wirtschaftlich zu sanieren.

An dem Tag, an dem er die Klinik verkaufte, erkämpfte er sich auch noch eine Million Euro Schadenersatz von der Stadt. Die hatte ihm 2011 Hygienemängel vorgeworfen, man sprach von einer „generellen Gefährdungslage“.Operationssäle wurden gesperrt.

Es ging vor allem darum, dass in Operationssälen keine Türen waren, sondern Durchgänge mit einer Lüftung „abgetrennt“ wurden. Das mache man in vielen modernen Kliniken so, Keime könnten diese „Luftschranken“ nicht überwinden, sagt Hans Rinecker.

Er ließ Türen einbauen. Durch die Vorwürfe der Stadt habe aber der Ruf der Klinik gelitten, Patienten seien fern geblieben. Er klagte deshalb gegen die Stadt und forderte 2,5 Millionen Euro Schadenersatz. Im Dezember gab es vor dem Oberlandesgericht München einen Vergleich, erzählt Hans Rinecker. Letzte Woche habe die Stadt die fällige Summe von einer Million Euro überwiesen.

 

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