Interview

Münchner “Blade Night”-Macher: Wir zahlen “35.000 Euro an die MVG”

Jeden Montag rollt die Blade Night durch München. In der AZ spricht Organisator Christian Reith über Kosten, Konzept und Ordnermangel der Rollschuh-Events.
Laura Meschede |
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Christian Reith ist 72 und organisiert seit vergangenem Jahr die Bladenight.
Christian Reith ist 72 und organisiert seit vergangenem Jahr die Bladenight. © privat

München - Noch bis Mitte September rollen jeden Montagabend Tausende Münchner auf Inlineskates durch die Straßen. Christian Reith (72) organisiert seit 2022 das Kult-Event und erklärt, was man braucht, um mitzufahren – und wie sich die Blade Night finanziert.

AZ: Herr Reith, erinnern Sie sich noch an Ihre erste Blade Night?
CHRISTIAN REITH: Natürlich! Das ist zweiundzwanzig Jahre her, ich hatte gerade erst angefangen zu skaten. Mein erstes großes Ziel war, einmal bei einer Blade Night mitrollen zu können. Also habe ich geübt, eine Woche lang, auf der Insel Fuerteventura, danach noch einen Monat lang in München. Und dann ging's auf die Blade Night. Es hat also geklappt, da war ich natürlich stolz. Die Blade Night ist nämlich nichts für blutige Anfänger!

Blade Night nichts für blutige Anfänger

Also kann nicht jeder einfach mitfahren?
Wenn man vorher noch nie auf Inlineskates gestanden ist, ist die Blade Night nicht das Richtige. Man sollte schon bremsen können und man muss auch mit dem Tempo mitkommen, weil wir geschlossen fahren wollen. Bevor es losgeht, gibt es bei uns deshalb immer Bremskurse und die dringende Empfehlung Schutzausrüstung und vor allem Helme zu tragen. Und hinten im Zug sortieren die Ordner fast jedes Mal noch ein paar Leute aus, die nicht hinterherkommen. Aber: Das sind Ausnahmen. Letzten Montag sind 3.600 Leute ohne Probleme mitgekommen.

Bis 2019 wurde die Blade Night von Green City organisiert, die schließlich aus finanziellen Gründen aufhören mussten. Was ist so teuer an einer abendlichen Fahrt auf Inlineskates?
Das Teuerste an der Blade Night sind die Münchner Verkehrsbetriebe. Die müssen wir nämlich bezahlen dafür, dass wegen uns die Busse umgeleitet werden. Diese Saison haben wir voraussichtlich 35.000 Euro für die Verkehrsbetriebe auszugeben! Zum Vergleich: Unser Gesamtbudget beträgt ca. 70.000 Euro. Bei Green City war das damals noch etwas mehr, weil die Leute dafür bezahlt haben, die das Ganze in ihrer Arbeitszeit organisiert haben. Und als ihnen dann die Sponsoren ausgegangen sind, konnten sie das nicht mehr finanzieren.

Der Verein SkateMunich! organisiert wöchentlich die Blade Night in München.
Der Verein SkateMunich! organisiert wöchentlich die Blade Night in München. © privat

SkateMunich! funktioniert mit Ehrenamt

Da sind dann Sie mit dem Verein SkateMunich! eingesprungen. Wie kam das?
Ich war davor schon zehn Jahre lang aktiv dabei, man könnte sagen: als assoziierter ehrenamtlicher Partner. Wir von SkateMunich! waren fast alle als Ordner eingetragen und haben auch mal einen Themenabend organisiert. Ich war auch mit Green City verbandelt, und als die dann aufgehört haben, habe ich die Blade Night einfach übernommen. Ich hatte ein ganz neues Konzept und wollte das einfach mal ausprobieren!

Wie sieht dieses Konzept aus?
Ganz anders als vorher! Bei uns ist alles ehrenamtlich getragen, es gibt keine so formelle Struktur. Eher binde ich die Leute im Umfeld an mich, durch meine Persönlichkeit. Aber bei uns wird niemand dafür bezahlt, dass er die Blade Night organisiert. Wir sind aber auch auf freiwillige Spenden angewiesen, die wir vor Ort sammeln.

Bis zu 200 Ordner im Einsatz

Wie viele Ehrenamtliche sind an der Umsetzung einer Blade Night beteiligt?
Der wichtigste Posten sind unsere Ordner, die sogenannten Bladeguards. Wir haben einen Pool von etwa 400 Leuten, die sich dafür eingetragen haben, pro Veranstaltung brauchen wir zwischen 140 und 200 Ordner. Hinzu kommen circa 40 Mitglieder aus dem Verein, die an der Orga beteiligt sind.

Wenn die Blader durch dir Stadt rollen, braucht es bis zu 200 Ordner, damit kein Chaos entsteht.
Wenn die Blader durch dir Stadt rollen, braucht es bis zu 200 Ordner, damit kein Chaos entsteht. © IMAGO/aal.photo

Und wenn das nicht zusammen kommt?
Das ist noch nie passiert. Also zumindest nicht mit mir. In früheren Zeiten hat es das wohl schonmal gegeben, dass zu wenig Ordner da waren und dann deshalb die Strecke verkürzt werden musste. Aber ich hab mir vorgenommen, wir fahren immer die ganze Strecke, mit mir gibt es keine Verkürzungen und bislang war das auch immer so.

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Wie kann man Bladeguard werden?
Jeder, der sicher skaten und bremsen kann, kann sich bei uns melden und mitmachen. Vor der Saison gibt es dann noch eine Sicherheitseinweisung von der Münchner Polizei, während der Saison bekommen die Leute schriftliche Unterlagen sowie einen erfahrenen Ordner an die Seite gestellt. Ordner müssen Schutzausrüstung und vor allem einen Helm tragen. Wer mitmachen will, kann einfach auf die Blade-Night-Homepage gehen und sich registrieren, es macht wirklich Spaß.

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10 Kommentare
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  • Chris50MUC am 25.07.2023 12:18 Uhr / Bewertung:

    Diese Veranstaltung ist beliebt bei Tausenden von Münchner Bürgern und weit über die Grenzen Münchens hinaus ein wöchentlicher Anziehungspunkt. Ein super event und ein sportliches Aushängeschild für die Stadt München - übrigens begründet durch einen Stadtratsbeschluss!

    Den MVG liegen durchaus praktikable Vorschläge auf dem Tisch, wie die MVG kein zusätzliches Geld für die BladeNight ausgeben müssten, man müsste es nur umsetzen und neue Ideen ausprobieren.

    Und im übrigen: Wenn schon das "Ehrenamt" im Verein usw. immer als wichtig für die Allgemeinheit hoch gelobt und gewürdigt wird. Hier ist die Gelegenheit, Worte in die Tat umzusetzen.

  • ChrisS am 25.07.2023 02:08 Uhr / Bewertung:

    Aufsichtsratsvorsitzender der MVG ist Dieter Reiter (SPD), unser Bürgermeister. Da wundert es mich schon, dass die Stadt einem Sportverein 35.000 Euro in Rechnung stellt - einem Verein, der ehrenamtlich eine Veranstaltung für die Stadt und ihre Bürger organisiert!

  • Kangaroo am 24.07.2023 12:51 Uhr / Bewertung:

    Was faselt er denn da? Die Blade-Night verursacht bei den Münchner Verkehrbetrieben eben Kosten und die müssen bezahlt werden. Warum sollte der Münchner Steuerzahler dafür herhalten. Sich selbst als großen Organisator feiern lassen, aber bezahlen sollen gefälligst andere.

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