"An Dreistigkeit nicht zu überbieten": Neuer Streit ums Münchner Diesel-Fahrverbot

Dicke Luft im Stadtrat: Grüne, SPD und CSU zoffen sich erneut um die Diesel-Fahrverbote in München. Ein "Desaster", ätzt CSU-Chef Manuel Pretzl.
Felix Müller
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Nachts auf dem Mittleren Ring: Ältere Dieselfahrzeuge sind hier – zumindest legal – nicht mehr unterwegs.
Nachts auf dem Mittleren Ring: Ältere Dieselfahrzeuge sind hier – zumindest legal – nicht mehr unterwegs. © AZ-Archiv/IMAGO/aal.photo

München - Eigentlich finden alle im Rathaus gut, dass vorerst keine neuen Fahrverbote mehr in Kraft treten. Eine lebhafte Debatte zeichnet sich trotzdem ab, wenn sich die Fraktionen nächste Woche zum Schlagabtausch zum Thema im Ring namens Stadtrat treffen.

Denn während die Grünen feiern, dass weitere Fahrer verschont bleiben, weil die erste Stufe des Verbots gezündet wurde, hält die CSU diese Position für komplett absurd – und die SPD versucht sich, wie es aktuell ihre Strategie ist, irgendwo zwischen beiden Seiten als Stimme der Vernunft in der Mitte zu positionieren.

"Als letzte Kommune Deutschlands": München hält 2024 erstmals Abgas-Grenzwerte ein

Die Grünen-Fraktion bezieht sich auf Angaben aus dem Umweltreferat. 2024 werde die Stadt voraussichtlich erstmals die Grenzwerte für Abgase einhalten, schreibt die Fraktion in einer Mitteilung vom Freitag.

Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne).
Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne). © Grüne

"Als letzte Kommune Deutschlands". Grünen-Bürgermeisterin Katrin Habenschaden sagte: "Verhältnismäßig und pragmatisch vorzugehen, war immer wichtig und das haben wir geschafft. Die Luft zum Atmen ist endlich besser, gleichzeitig konnten wir die Fahrverbote auf wenige besonders alte und dreckige Diesel beschränken und die drohenden Millionen-Klagen gegen die Stadt sind vom Tisch."

Dass die CSU fordere, auch ältere und dreckigere Diesel, die aktuell nicht einfahren dürfen, wieder in die Innenstadt zu lassen sei "ein Schlag ins Gesicht für Anwohner, die zu lange unter den massiven Abgasen gelitten haben".

Diesel-Fahrverbote: CSU-Chef Manuel Pretzl kritisiert "PR-Show" der Grünen

CSU-Chef Manuel Pretzl sprach auf Anfrage der AZ von einer "PR-Show" der Grünen, die "an Dreistigkeit kaum zu überbieten" sei. "Die Luftwerte in München verbessern sich seit Jahren", sagte Pretzl. "Das hat nichts damit zu tun, dass es seit ein paar Monaten ein von Ausnahmen durchlöchertes Verbot für Euro-4-Diesel gibt, das niemand kontrolliert."

Die Verbesserung der Werte zeigten, dass man sich das ganze Diesel-Fahrverbot hätte sparen können. Die Umsetzung sei ein "Desaster" gewesen. "Das hat auch der OB erkannt und die zweite Verbosstufe schon vor Wochen einkassiert, ohne es mit der grünen Bürgermeisterin abzustimmen", ätzte Pretzl.

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SPD sieht "große Erleichterung für Münchner"

SPD-Fraktionschefin Anne Hübner verteidigte das Vorgehen hingegen. Keine weiteren Fahrverbote – das sei eine "große Erleichterung für Münchner, die sich kein neues Auto leisten können", sagte sie der AZ.

"Man sieht, dass es richtig war, dass sich die SPD für einen gestaffelten Luftreinhalteplan eingesetzt hat und Diesel mit der Euro-Norm 5 nun überhaupt nicht betroffen sind."

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24 Kommentare
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  • BBk am 24.07.2023 09:22 Uhr / Bewertung:

    Die Katalysatoren haben gewirkt. Lange hatten die verteufelten Autofahrer den Schaden.

  • Geradeaus-Denker am 23.07.2023 11:35 Uhr / Bewertung:

    Offensichtlich ist der richtige Weg gefunden, die Grenzwerte einzuhalten.
    Herr Pretzl von der Party- und Spass-Partei CSU glaubt offensichtlich, dass die böse Gelb-rote Regierung das nur zum Spass macht.
    Irgendwie vergisst er dabei, dass der Stadt München Höhe Strafzahlungen drohen, wenn die Grenzwerte nicht eingehalten werden.

  • BBk am 23.07.2023 09:25 Uhr / Bewertung:

    Lange hatten die verteufelten Autofahrer den Schaden. Die grüne Mischpoke muss weg die haben gezeigt was sie wirklich sind Bürgerenteigner und nichts anderes.
    Wer kann sich umweltschädliche e-Autos leisten für die man mit dem katalysierten Diesel ewig fahren könnte?
    Wer kann ohne Auto zur Arbeit und die Stadt?
    Wer zahlt die PKW- Steuern die für alles andere verwendet werden?
    Die rücksichtslose Radfahrer?
    Wer vergreift sich an der Rentner kleinem Häuschen?
    Die nächste Wahl kommt
    To be continued

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