Münchner Banken: Kostenexplosion bei Schließfächern

Nicht nur die Kunden der Stadtsparkasse sind betroffen. Auch bei der Münchner Bank ziehen die Preise ordentlich an.
von  Linda Jessen
Bei der Münchner Bank sind die Schließfachkosten gestiegen.
Bei der Münchner Bank sind die Schließfachkosten gestiegen. © Petra Schramek

München - Eine Postkarte aus dem Heimatdorf im Sudetenland, ein alter Personalausweis vom Vater, ein alter Führerschein, so ein grauer Lappen – die Dinge, die Alfred Haag (Name geändert) in seinem Schließfach in einer Haderner Bankfiliale gelagert hat, sind materiell nicht wertvoll, sein Herz hängt aber dran.

Weil sie bei einem Wasserschaden oder Brand verloren wären, hat der Münchner diese Dinge seit 2009 bei der Münchner Bank in einem kleinen Schließfach verwahrt. Jetzt hat er es gekündigt – Grund ist eine immense Steigerung der Gebühren: Zum 1. Januar 2017 sollte er plötzlich 125 statt zuvor 73 Euro jährlich bezahlen.

125 statt 73 Euro kostet der Safe bei der Bank jetzt

Der Blick auf die Kostenabrechnung war eine böse Überraschung. Zwar habe er Anfang des Jahres eine Liste mit Preisen bekommen. "Damit konnte ich aber nicht so recht was anfangen", erzählt er der AZ. Nachdem die Bank schon im Jahr zuvor die Preise angehoben hatte, zog Haag nun die Konsequenzen: "Ich habe mein Schließfach sofort gekündigt. Schon weil das gegen mein Anstandsgefühl geht, so mit uns umzugehen", sagt er.

Lesen Sie hier: Stadtsparkasse - Trifft's jetzt die Privatkunden?

Die Postkarte und der Perso des Vaters liegen jetzt bei ihm auf dem Tisch, wo er sie künftig lagern will, weiß er noch nicht – schließlich werden die Schließfächer überall teurer, so auch bei der Stadtsparkasse. Die Münchner Bank bestätigt die höheren Gebühren, ebenso die für die Kontoführung.

"Das liegt an der Situation, in der die Banken derzeit sind, unter anderem wegen der Niedrigzinspolitik", begründet eine Pressesprecherin der Bank die Preiserhöhungen.


Woher kommt die große Nachfrage nach Schließfächern und was sind Alternativen? Wir haben bei Sascha Straub nachgefragt, Finanz-Experte bei der Verbraucherzentrale Bayern in München.

AZ: Herr Straub, haben sich schon Schließfach-Besitzer wegen massiv erhöhter Mieten bei Ihnen gemeldet?
SASCHA STRAUB: Konkrete Beschwerden gab es dazu bei uns noch nicht, aber wir könnten da sowieso nicht viel beraten. Man hat da rechtlich kaum Möglichkeiten. Im Regelfall sind das Verträge, die man kündigen kann, also kann die Bank mit Ankündigung die Gebühren erhöhen, abhängig von der Nachfrage.

Aber gleich teilweise um mehr als 40 Prozent – wo kommt das denn plötzlich her?
Wir erkennen da eine Notlage gerade im Münchner Raum, weil Bankschließfächer eher rar sind. Wir rechnen damit, dass immer mehr Menschen nachfragen, weil sie ihre Wertsachen außerhalb des Hauses unterbringen wollen. Und die Banken sind natürlich nicht so ausgestattet, dass sie die ganze Bevölkerung mit Schließfächern versorgen können.

Dass immer mehr Menschen solche Fächer wollen, deutet sich ja seit Jahren an.
So ein Raum muss ja entsprechend gesichert sein, die Fächer sind auch zumindest relativ groß. Das ist ein logistisches Problem, so eine Bank hat ja nur endlichen Platz.

Man könnte einen gesicherten Stauraum außerhalb der Stadt auf eine Brache stellen.
Das könnte man, aber eine Bank kann natürlich nicht von heute auf morgen ein Gebäude auf der freien Wiese anmieten, einen Zaun drumrum ziehen und einen Sicherheitsdienst beschäftigen. Das ist ja auch eine Kostenfrage. Bisher war das auch nicht nötig: Früher haben die meisten Menschen ihr Geld verzinst angelegt. Jetzt suchen wegen der Niedrigzinsphase immer mehr nach wertstabileren Anlagen: Edelmetalle, Schmuck, Wertpapiere.

Und die daheim aufzubewahren, trauen sie sich nicht?
Die steigende Anzahl von Wohnungseinbrüchen ist der zweite Faktor für die wachsende Nachfrage. Allerdings steigt selten der Wert der Dinge in den Fächern mit der Zeit. Wenn man also immer mehr bezahlt, schmälert das das Vermögen. Das ist also auch nicht die absolute Superlösung.

Was wäre die Alternative?
In die eigene Haussicherheit investieren und sich durchaus einen zertifizierten Safe anschaffen. Den versichert man ja mit, der sollte auch wasser- und feuerresistent sein. Und die Kosten sind langfristig gegenüber dem Bankschließfach eher niedriger als höher.

Und der alte Trick: Wertsachen in eine Socke stecken und unter die Matratze damit?
Wenn Sie die Sachen verlieren wollen, haben Sie damit gute Chancen – außer Sie sind sicher, dass niemand in Ihre Wohnung reinkommt. Ein Einbrecher findet das sofort.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.