Boom wird teuer: Stadtsparkasse München erhöht Preise für Schließfächer
Als Anna Hauf (63) sich vor ein paar Tagen in der Stadtsparkasse ihre Kontoauszüge ausdruckte, musste sie zweimal hinsehen, so überrascht war sie. Für ihr Schließfach, für das sie bisher immer 50 Euro im Jahr gezahlt hatte, hatte die Bank ihr plötzlich 70 Euro abgebucht. Einen Brief, in dem höhere Gebühren angekündigt wurden, hatte sie nicht bekommen.
Also rief die Münchnerin, die nicht mit ihrem richtigen Namen in der Zeitung stehen will, bei der Stadtsparkasse an. Die Antwort: Die Erhöhung sei auf einem Kontonachlaufblatt vermerkt gewesen, das den Kontoauszügen beilag. "Ich lese sonst immer alles, aber das habe ich nicht gesehen", sagt Hauf. Sie fragt: "Kann eine Bank die Gebühren überhaupt ohne Genehmigung der Kunden erhöhen?"
Es gibt keine Vorgabe, wie die Kunden informiert werden müssen
Von der Stadtsparkasse erfährt man, dass die Kunden fristgerecht über die neuen Gebühren aufgeklärt worden seien. Safekunden mit Girokonto hätten die Informationen seit Ende September mit den Kontoauszügen erhalten, Kunden ohne Konto mit einem Brief.
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Weil im letzten Jahr aber viele Geldinstitute die Preise für Schließfächer und Kontoführung erhöht haben, fragen sich viele Kunden wie Hauf: Dürfen die das überhaupt ohne Einverständnis? Und sind Preiserhöhungen um 30 Prozent überhaupt erlaubt?
Marion Schmidt, von der Verbraucherzentrale, sagt: Geldinstitute müssen ihre Kunden über die Erhöhungen informieren, es gebe aber keine Vorgabe wie. "Als Kunde hat man die Möglichkeit, innerhalb von sechs Wochen zu widersprechen. Dann muss man aber damit rechnen, dass das Konto oder das Schließfach gekündigt wird."
Auch gegen starke Preiserhöhungen könne der Kunde nichts machen, sagt Marion Schmidt. "Wir leben in einer freien Marktwirtschaft. Der Kunde kann bloß zu einer anderen Bank gehen."
Bei vielen Banken gibt es sogar Wartelisten für Schließfächer
In den letzten drei Jahren haben viele Banken die Gebühren erhöht. Im Dezember 2016 gab es laut einer Untersuchung der Zeitschrift Finanztest von 241 untersuchten Kontenarten nur noch 25, die bedingungslos gebührenfrei waren. Auch die Gebühren für Schließfächer sind vielerorts gestiegen. Der Grund: Etwa wegen der steigenden Einbrüche sind sie gefragt wie nie.
Das bestätigt auch der Bayerische Bankenverband. Die Nachfrage nach solchen Schließfächern sei in Bayern und bundesweit "enorm" gestiegen, sagt Geschäftsführerin Silke Wolf. "Bei vielen Banken gibt es Wartelisten."
Grund dafür sei auch, dass Filialen geschlossen worden seien. So fielen immer mehr Schließfächer weg. Außerdem gibt, wer erstmal ein Fach hat, es nur sehr selten wieder frei- "Goldmünzen unterm Kopfkissen oder unter der Matratze zu verstecken, ist nicht wirklich eine gute Alternative".
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