Münchner Airport-Express: Pläne platzen
München - Sie sollte Reisende deutlich schneller zum Flughafen bringen – und die Kosten, einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag, wollte der Airport München sogar selbst tragen. Doch jetzt hat sich der Flughafen zunächst von den Plänen eines flughafeneigenen Express-Zuges verabschiedet.
Der Grund: Für einen Schnellzug fehle derzeit die nötige Infrastruktur. Eine Sprecherin der Bahn bestätigt, dass der Flughafen ein solches Express-Bahn-Projekt hatte prüfen lassen. Die Kapazitäten für eine Express-Bahn seien derzeit aber leider einfach nicht vorhanden.
Kein Airport-Express - Stadtrat reagiert wütend
Das bedeute allerdings nicht automatisch das Aus für einen Express-Zug zum Flughafen generell, so der Flughafen-Sprecher. Die Überlegungen des Freistaates, nach Inbetriebnahme der Zweiten S-Bahn-Stammstrecke eine Express-Verbindung auf den Weg zu bringen, seien noch aktuell.
Im Stadtrat reagiert man wütend auf die Nachricht, dass zunächst kein Express-Zug kommt. Stadtrat Hans Podiuk (CSU) sagt der AZ: "Die Überlegung für eine Express-Verbindung zum Flughafen geht weit zurück." Doch er macht die ehemalige rot-grüne Mehrheit Christian Udes verantwortlich dafür, dass die Pläne geplatzt sind. "Ein Transrapid wäre die Lösung gewesen", sagt Podiuk. "Heute ist es dafür zu spät." Momentan sei der Zug wirklich abgefahren, sagt er. Podiuk begründet: "Es wird die Zweite Stammstrecke gebaut, es kommt mit der U9 eine neue Trasse – natürlich hat ein Express-Zug da keinen Platz."
Pendel-S-Bahn zwischen Neufahrn und Flughagen als Alternative?
Die FDP-Stadtratsfraktion sieht das optimistischer. Sie sieht noch vor Inbetriebnahme der Zweiten Stammstrecke 2028 eine mögliche Alternative, die Reisende schneller vom Flughafen zum Hauptbahnhof bringen könnte: Der Regionalzug, der sowieso von Freising zum Hauptbahnhof fährt, könnte in Neufahrn halten. In Kombination mit einer Pendel-S-Bahn zwischen Neufahrn und Flughafen sei diese Lösung deutlich schneller, sagt FDP-Fraktionschef Michael Mattar. Eine Hürde sieht der FDP-Fraktionschef auch dann: "Die Bahn müsste bereit sein, den Zug kurz in Neufahrn halten zu lassen."
Und genau daran, dass die Bahn mitarbeiten möchte, zweifelt er stark. Mattar: "Der Flughafen hätte Kosten für einen Express-Zug übernommen, die Bahn blockiert die Möglichkeit." Fest steht für ihn: "Dass wir noch immer so schlecht an den Flughafen angebunden sind, ist eine Katastrophe. Kein Wunder, dass nur ein Drittel aller Reisenden mit der S-Bahn fährt."
Das sieht der scheidende Flughafenchef Michael Kerkloh ähnlich. "Wir haben hier einen echten Wettbewerbsnachteil. Unser Flughafen nähert sich beim Passagieraufkommen der 50-Millionen–Marke. Deshalb bleiben wir dabei: Eine schnellere Anbindung des Flughafens an die Münchner Innenstadt und das Fernbahnnetz ist nötiger denn je", erklärt er.
OB Dieter Reiter übt sich in Schweigen
Auch im Landtag ist die Nachricht Thema. Der Grünen-Abgeordnete Markus Büchler sieht nicht zuletzt Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und seine Regierung in der Verantwortung. "Seit 30 Jahren doktert die CSU ohne Hirn und Plan herum und hält ohne jeden Sachverstand Sonntagsreden über eine bessere Anbindung", sagt er der AZ. Er findet: Eine Express-Bahn sei nur mit neuen Gleisen möglich. Entweder durch einen Ausbau der S8 im Stadtgebiet im Tunnel mit vier Gleisen. Oder durch eine zweigleisige Neubautrasse entlang der A92.
Während die politische Konkurrenz munter debattiert, übt OB Dieter Reiter (SPD) sich in Schweigen. Auf Anfrage der AZ lässt er lediglich seine Sprecherin ausrichten, er kommentiere das nicht.
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