Interview

Münchens Club P1 wird 40 Jahre: "Jedes riesige Fest mussten wir drei Monate refinanzieren"

Das P1, die berühmteste Disco in München, wird 40: Besitzer Franz Rauch spricht in der AZ über wilde Partys und eine harte Tür, an der auch er schon gescheitert ist.
Kimberly Hagen |
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P1-Besitzer Franz Rauch mit seinem Sohn Sebastian "Basti" Goller.
P1-Besitzer Franz Rauch mit seinem Sohn Sebastian "Basti" Goller. © dpa

Whitney Houston hatte hier ihren ersten Auftritt in Europa, Helmut Berger pinkelte im Rausch an den Tresen, Mick Jagger und Tina Turner feierten privat, Oliver Kahn bandelte mit Barfrau Verena Kerth an und die Scorpions scheiterten an der harten Tür  – das P1 ist Deutschlands bekannteste Disco. Eine Legende und Feier-Institution.

Feinkost-König Michael Käfer bekam das P1 einst zum 25. Geburtstag von Papa Gerd geschenkt, vor neun Jahren kaufte der langjährige Geschäftsführer und Groß-Gastronom Franz Rauch (60) seinem Spezl den Nobel-Laden ab. Seitdem leitet sein Sohn Basti (35) die Geschäfte. Jetzt wird Münchens Oanser 40 Jahre alt – und das wird natürlich, richtig geraten: gefeiert. Und zwar drei Tage lang (Donnerstag bis Samstag).

40 Jahre: Das P1 in München feiert sein Jubiläum drei Tage lang

Im AZ-Interview spricht Besitzer Franz Rauch über sein legendäres Stüberl.

AZ: Lieber Herr Rauch, wann waren Sie das erste Mal im P1?
FRANZ RAUCH: Moment, das weiß ich. Ich war das erste Mal als Gast im P1, ich war damals 18 – und brauchte drei, vier Anläufe, bis es geklappt hat.

Sie wurden anfangs vom Türsteher weggeschickt?
Ja (lacht), ich wollte das damals aber auch so. Das erste Scheitern gehörte dazu und machte es ja so spannend. Doch meine Beharrlichkeit zahlte sich aus - und irgendwann war ich endlich drinnen.

Legende und Feier-Institution: Gäste tanzen in Münchens berühmtester Nobel-Disco – dem P1.
Legende und Feier-Institution: Gäste tanzen in Münchens berühmtester Nobel-Disco – dem P1. © dpa

Erst an der Tür gescheitert, heute gehört Franz Rauch das P1

Hätten Sie damals geahnt, dass Ihnen später mal das P1 gehören würde?
Niemals! Null! Ich hab dann später eine Lehre als Hotelkaufmann im Bayerischen Hof gemacht, Michael Käfer war als Faschingsprinz dort – und so lernten wir uns kennen.

Eine schicksalhafte Begegnung.
Und wie. Ich wurde Oberkellner im P1, später Geschäftsführer. Dabei war das nicht mein Plan.

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Welchen Plan hatten Sie?
Ich wollte lieber auf der Wiesn arbeiten, in kurzer Zeit viel Geld verdienen und ins Ausland gehen. Aber, salopp gesagt, bin ich irgendwie im P1 hängengeblieben.

Welche Partys waren die besten, wildesten, verrücktesten, skandalösesten?
Oh, da gab es wirklich viele. Das Römerfest...

Das Römerfest ist bis heute legendär – der damalige P1-Besitzer und heutige Feinkost-König Michael Käfer mittendrin.
Das Römerfest ist bis heute legendär – der damalige P1-Besitzer und heutige Feinkost-König Michael Käfer mittendrin. © munichpress

...mit dem Studenten am Kreuz als Jesus...
...oder die Penner-Party mit Gästen, die Klamotten aus der Altkleidersammlung trugen und dem Thurn und Taxis mit einem Esel vor der Tür. Sensationell fand ich auch die Rocky Horror Picture Show, der Abend zählt zu meinen Lieblingsfesten. Was man aber nicht vergessen darf: So toll die Partys waren, so teuer war das immer auch. Für jedes gigantische Fest haben wir etwa drei Monate gebraucht, um es wieder zu refinanzieren. Auf jeden Fall haben wir uns an Gerd Käfers Philosophie gehalten: Versuche jedem Gast, das Maximalste zu bieten.

Fest mit Folgen: Der Student als gekreuzigter Jesus im P1 hat für viel Wirbel gesorgt.
Fest mit Folgen: Der Student als gekreuzigter Jesus im P1 hat für viel Wirbel gesorgt. © Reisp

Was hat das P1 zur Nummer 1 gemacht? Die Stars? Die harte Tür?
Star-Gäste sind wichtig, klar. Aber ich denke, das Erfolgsgeheimnis war ein Mix an allem. Die Lage mit dem Haus der Kunst und dem Eisbach vor der Tür ist schon einmalig – dazu die ganze Historie. Das P1 hat es immer verstanden, unterschiedlichste Ausgeh-Generationen zu vereinen. Deshalb ist mein Lieblingsabend auch der Heilige Abend. Wenn die Oma mit den Kindern und Enkeln bei uns feiert, das freut mein Herz.

Die Türpolitik ist in der P1-Disco heute immer noch hart

Ist die harte Tür vom P1 weicher geworden?
Nein! Die Türpolitik hat sich aber verändert: weniger Arroganz, mehr Dienstleistung. Der Gast ist der Gast, egal, ob er 5000 Euro ausgeben will oder nur ein Bier trinken mag. Der Türsteher kreiert die Nacht, die Zusammenstellung der Gäste. Mein Tipp an der Tür: lächeln. Das hilft. Wir wollen niemanden böswillig abweisen. Im Gegenteil: Wir wollen die Leute zum Strahlen bringen, die Zeiten sind düster genug.

Wie hat sich das Nachtleben in den letzten Jahrzehnten noch verändert?
Natürlich müssen die Menschen mehr aufs Geld schauen. Dazu kommen die neuen Medien. Früher ist man als Single fünf Mal die Woche weggegangen, um jemanden kennenzulernen. Man hat einen Drink ausgegeben, getanzt, geflirtet und so weiter. Heute macht man online 120 Blind Dates aus, von denen sich vielleicht drei realisieren.

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Als Feier-Ausgleich geht Franz Rauch zum Eisbach-Baden

Was ist Ihr persönlicher Lieblingsdrink?
Grey Goose Wodka mit Sprudelwasser. Und Hofbräubier.

Und was ist Ihr Feier-Ausgleich?
Sport! Ich radel jeden Tag ins Büro, im Sommer lege ich mich gegen die Strömung in den Eisbach. Mit dem Surfen hab ich's auch probiert, aber da ist mir zu viel los. Meine Frau Nora und unsere drei Kinder sind ja große Windsurfer, jetzt haben wir auch das Boxen für uns entdeckt. Und wichtig ist es auch, hin und wieder mal so richtig auszuschlafen.

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10 Kommentare
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  • Mittelreich am 16.03.2024 09:48 Uhr / Bewertung:

    Lustig war es im Ostflügel, nach dem Umzug war der Spaß vorbei.

  • FredC2 am 15.03.2024 18:32 Uhr / Bewertung:

    Das fühlt man sich bestimmt wie unter normalen Menschen bei einer "Penner-Party mit Gästen, die Klamotten aus der Altkleidersammlung" tragen.
    Klingt wirklich erfrischend!

  • Der Pipopax am 15.03.2024 11:52 Uhr / Bewertung:

    Im Jahre der Domina (ja, ich gendere!) 2024 ist der Oanser so in wie der Liedl in Untergrossmaning.

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