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München: Zweite Stammstrecke wird viel teurer – und später fertig

Der Bund hat seine Prognose korrigiert. Und das sind sehr schlechte Nachrichten. Es droht offenbar erheblicher Streit über die Zukunft des Projekts
Felix Müller
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Für die elf Kilometer lange Strecke sollen Stationen am Hauptbahnhof, Marienhof und Ostbahnhof neu entstehen, die oberirdischen Stationen Laim und Leuchtenbergring umgebaut werden.
Für die elf Kilometer lange Strecke sollen Stationen am Hauptbahnhof, Marienhof und Ostbahnhof neu entstehen, die oberirdischen Stationen Laim und Leuchtenbergring umgebaut werden. © imago images/ZUMA Wire

München - Bayern kann Großprojekte – so stellt es die hiesige Politik dar. Und witzelt oft und gerne über die Berliner, ihren Flughafen und ach, überhaupt. Die Witze könnten leiser werden. Denn ganz sichtbar, mitten in der stolzen Landeshauptstadt, droht das Riesen-Projekt Stammstrecke zur extra-teuren Hängepartie zu werden. Für Donnerstag hatte sich Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) in der Stadt angekündigt.

Und er hätte wohl schlechte Nachrichten für sein Krisengespräch mit Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne) im Gepäck gehabt. Unter anderem OB Dieter Reiter (SPD) soll vorab informiert worden sein, dass die ersten Züge nun doch erst 2033 fahren, eine Verzögerung von fünf (!) Jahren zum bisher geplanten Datum.

Rund fünf Milliarden Euro soll der Bau der Zweiten Stammstrecke jetzt kosten

Und: Wissing rechnet mit einer Kostenexplosion. In Rathaus-Kreisen ist die Rede von fünf statt 3,8 Milliarden Euro, die das Projekt nun verschlingen soll – mindestens. Zuerst hatte am Mittwoch "SZ.de" über die schlechten Nachrichten aus Berlin berichtet. Die Finanzierung tragen hauptsächlich Bund und Freistaat, auch die Stadt ist beteiligt.

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Vor fünf Jahren, beim ersten Spatenstich für die Röhre, war noch von einer Eröffnung 2026 die Rede gewesen. Derzeit wird alles spürbar teurer, das gilt auch und besonders für den Bau. Doch die Nachrichten treffen das Rathaus offenbar unerwartet.

Zweite Stammstrecke: Eröffnung nicht nur vor 2033

Mit so massiven Verzögerungen und einer Kostenexplosion dieses Ausmaßes habe man nicht gerechnet, heißt es. Wie es mit der Stammstrecke weitergeht, wer die Mehrkosten stemmt – das wird nun zu diskutieren sein.

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Und offenbar droht erheblicher politischer Streit. Denn wer die Mehrkosten zahlt, ist zunächst völlig offen. Und: Die Atmosphäre scheint auf jeden Fall mies zu sein. Am Mittwochabend berichtete der "Münchner Merkur", dass Wissing den Termin kurzfristig abgesagt habe – und das ohne Angabe von Gründen. Klingt nicht, als würden die politischen Partner bald einen gemeinsamen Durchbruch erklären. Witze über Berliner Flughäfen könnten auf jeden Fall erstmal etwas leiser erzählt werden in München. 

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36 Kommentare
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  • GrauWolf am 30.06.2022 12:39 Uhr / Bewertung:

    Das ganze S-Bahnnetz in München leidet unter der Achillesferse Stammstrecke.
    London und Paris haben ihre Verkehrsstruktur von Haus aus netzartig aufgebaut und damit ausreichend Redundanzen geschaffen.
    Die 2. Stammstrecke ist und war sinnvoll - auch wenn das jetzt wie befürchtet dtl teurer wird.. Neben der 2. Stammstrecke müssen aber zusätzliche Querverbindungen iS eines Nord- und Südlinks geschaffen werden.
    Fakt ist: Nach 1972 wurde einfach zu lange zu wenig für die weitere Entwicklung des U-/S-Bahnnetzes getan.
    Die Diskussion wer hier nun schuld ist bringt niemand weiter...

  • am 30.06.2022 11:28 Uhr / Bewertung:

    irgendwie ist a bisserl merkwürdig
    Ich lasse mir ein neues Haus bauen. Fertigstellung verzögert sich wegen Lieferschwierigkeiten gibt Zähneknirschen. Wenn sich aber die Kosten verdoppelt hat, schreie ich wie am Spieß, mit Rechtsanwalt drohen und so weiter. Wenn aber Kosten der Bauprojekte exorbitant hoch sind, müssen sie gezahlt werden. Es gab sicher Streiterei, schließlich sind aber "nur" Steuergelder. Wenn so viele Bauprojekte überall fast immer deutlich mehr kosten, erscheint mir irgendwie nicht korrekt. Die "Kostenvoranschläge" dieser Bauprojekte (ich weiß nicht, wie man sowas nennt im Baugewerbe ) sind doch wertlos

  • am 30.06.2022 10:36 Uhr / Bewertung:

    Was zu erwarten war - Nix Neis! Öfftl. Großprojekte werden in der Planungsphase erst mal kleingerechnet, damit sie überhaupt in die Gänge kommen. Dann gibts Stück für Stück ein Happerl dazu und dann kommt der Kostenhammer. Wen hat das überrascht? Viele Grüße u.a. vom BER und Stuttgart21-22-23-24-25....? Die momentane Weltsituation tut ihr übriges dazu. Alle zu stoppen und einzustampfen wäre aber erst recht sinnlos und totale Geldverbrennung. Dann zahlt man halt weiter und weiter und weiter und weiter

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