München: Zugriff am Hauptbahnhof - LKA nimmt mutmaßlichen Kunstschmuggler fest

München - Der 77-jährige Geschäftsmann steht bereits seit einiger Zeit im Verdacht, mit illegal beschafften antiken Kunstgegenständen in Europa zu handeln. Am Münchner Hauptbahnhof wurde der Italiener auf dem Weg nach Belgien jetzt von Fahndern des Landeskriminalamtes (LKA) abgefangen.
Der Verdächtige kam am Dienstag letzter Woche gegen 22.30 Uhr mit dem EC 82 aus Bologna an. Die Fahnder hatten einen Tipp bekommen. Als er am Mittwoch mit dem ICE nach Brüssel weiterreisen wollte, fingen ihn die Ermittler gegen 9 Uhr im Hauptbahnhof ab.
Antiker Helm im Reisekoffer
Der Italiener hatte zwei Reisekoffer bei sich. "In einem der Koffer war ein in Schaumstoff eingewickelter Bronzehelm versteckt", sagt LKA-Sprecher Ludwig Waldinger. Außerdem fanden die Beamten drei antike römische Münzen. Experten für antike Kunst in Rom und München schätzen den Marktwert des korinthischen Bronzehelms, der aus dem dritten bis vierten Jahrhundert vor Jesus Christus stammen dürfte, auf bis zu 100.000 Euro. "Der Helm ist erstaunlich gut erhalten", sagt Ludwig Waldinger.
Der Geschäftsmann aus Kalabrien steht im Verdacht, illegal ausgegrabene oder aus Museen gestohlene italienische Kulturgüter auf dem internationalen Kunstmarkt zu verkauft. Für wen der Bronzehelm und die Münzen bestimmt waren, ist unklar. Möglicherweise sollten die Kunstgegenstände auf einer Auktion versteigert oder direkt an einen Sammler verkauft werden.
Das Geheimnis des Bronzehelmes
Aus einem Museum ist der Bronzehelm offenbar nicht verschwunden. "Er ist nirgendwo gelistet", sagt Ludwig Waldinger. Das könnte bedeuten, dass der Helm bei Raubgrabungen in Süditalien gefunden und dann illegal außer Landes geschafft wurde.
Wie der 77-Jährige in den Besitz des Helms kam, ist unklar. Der Kaufmann hatte weder Aus- noch Einfuhrpapiere. Ein Ermittlungsrichter erließ Haftbefehl. Dem Italiener wird illegaler Handel mit antiken Kunstgegenständen vorgeworfen. Darauf steht mindestens ein Jahr Gefängnis.
Im Zusammenhang mit Plünderungen archäologischer Stätten ermitteln Carabinieri in Italien seit 2017 gegen eine in Kalabrien ansässige Gruppe. Sie soll bei Raubgrabungen in Süditalien antike Münzen und Kulturschätze erbeutet und in den Handel gebracht haben.
In München wurden bei einer Razzia im November 2019 Wohn- und Geschäftsräume einer Italienerin (31) und ihres Bruders (37) durchsucht. Dabei wurden zahlreiche Kulturgüter gefunden, vor allem Münzen.
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