München: Welcher Stadtbach kommt - und was nicht geht

In der Herzog-Wilhelm-Straße wird der unterirdische Bach freigelegt. Sieben andere Ideen hat die Stadtverwaltung jetzt abgelehnt. Das nervt die Grünen, die mehr erreichen wollen.
Irene Kleber |
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Sonnenstraße mit Bächlein: Die Idee, den Westlichen Stadtgrabenbach hierher zu leiten, hatte Architekt Stephan Braunfels 1985.
Sonnenstraße mit Bächlein: Die Idee, den Westlichen Stadtgrabenbach hierher zu leiten, hatte Architekt Stephan Braunfels 1985. © Grafik Frank Zuber

München - München wie ein kleines Isar-Venedig, das wär was! Plätschernde Bäche dort, wo sie schon mal geflossen sind, ehe die Stadt sie mit Straßen überbaut hat: an der Herzog-Wilhelm-Straße und dem Sendlinger Tor, am Lenbach- und Maximiliansplatz, am Karlstor und Odeonsplatz oder in der Pestalozzistraße am Glockenbach.

Die Rathaus-Grünen hatten 2015 diesen alten Bürgerwunsch aus den 1970er Jahren aufgegriffen und mit der Umweltorganisation Green City und dem Münchner Forum gefordert, acht Stadtbäche wieder zu öffnen.

Sonnenstraße mit Bächlein: Die Idee, den Westlichen Stadtgrabenbach hierher zu leiten, hatte Architekt Stephan Braunfels 1985.
Sonnenstraße mit Bächlein: Die Idee, den Westlichen Stadtgrabenbach hierher zu leiten, hatte Architekt Stephan Braunfels 1985. © Grafik Frank Zuber

Stadtbäche öffnen: Das rät Baureferentin Hingerl dem Stadtrat

2017 zogen CSU und SPD nach, die Begeisterung für Bäche in der Stadt ist groß, in allen Fraktionen. Am Dienstag endlich lag im Bauausschuss auf dem Tisch, was Baureferentin Rosemarie Hingerl (parteilos) nun dem Stadtrat empfiehlt.

Nämlich nur eine dieser acht Ideen aufzugreifen: die Öffnung des Westlichen Stadtgrabenbachs, der vier Meter unter der Herzog-Wilhelm-Straße in einem weiten Bogen (entlang der alten Stadtmauer) nach Norden fließt. Er tritt erst am Südrand des Englischen Gartens als Schwabinger Bach wieder an die Oberfläche.

Der Bauausschuss stimmte zu (gegen Bayernpartei und FDP, die zuvor das Gesamtverkehrskonzept fürs Hackenviertel geklärt haben will).

Verworfen, zum Ärger der Rathaus-Grünen: die Öffnung des Glockenbachs an der Pestalozzistraße. Der fließt hier ungefähr vier Meter unterm Gehsteig.
Verworfen, zum Ärger der Rathaus-Grünen: die Öffnung des Glockenbachs an der Pestalozzistraße. Der fließt hier ungefähr vier Meter unterm Gehsteig. © Visualisierung Green City

Grüne wollen mehr Stadtbäche aus der Versenkung holen

Was den Grünen aber sauer aufstößt, ist, dass die Verwaltung alle anderen sieben Vorschläge verwerfen will – unter anderem wegen "technisch schwieriger" Machbarkeit: "München hatte 300 Kilometer Bachläufe", sagt Fraktionschef Florian Roth. "Von denen sind 175 Kilometer noch da, die fließen nur meistens unterirdisch."

Sie wieder aus der Versenkung zu holen, könne die Lebensqualität der Münchner, die in immer mehr Beton leben, verbessern. Besagten Westlichen Stadtgrabenbach könnte man beispielsweise auch ein Stückerl weiter im Norden öffnen, am Lenbachplatz, an der Grünanlage am Maximiliansplatz, am Karlstor und Odeonsplatz.

Für die Grünen ist auch eine Idee denkbar, die Architekt Stephan Braunfels 1985 hatte: Den Stadtgrabenbach ein paar Meter zur Sonnenstraße umzuleiten und ihn dort auf einem "Boulevard Sonnenstraße" verlaufen zu lassen.

Die Pestalozzistraße von der Müllerstraße aus gesehen: Der Glockenbach könnte auch direkt an den Häusern entlang fließen. In die Hauseingänge ginge man dann über kleine Stege.
Die Pestalozzistraße von der Müllerstraße aus gesehen: Der Glockenbach könnte auch direkt an den Häusern entlang fließen. In die Hauseingänge ginge man dann über kleine Stege. © Montage A. Gregor/Die Grünen

"Flussrunde" berät über Zukunft weiterer Stadtbäche

Noch so ein Lieblingsprojekt ist die Pestalozzistraße, wo der Glockenbach ziemlich genau unterm Gehsteig fließt. Würde man auf den 200 Metern zwischen Müller- und Holzstraße den Beton öffnen, könnte der Bach an den Häusern entlang plätschern. "Das würde die Betonwüste lebenswerter machen", sagt Roth.

Immerhin eins haben die Grünen per Änderungsantrag durchgesetzt: Es wird eine "Flussrunde" gegründet, in der Verwaltungsleute, Umweltschützer und Bürger weiter Ideen dazu schmieden sollen, wie sich mehr Bäche öffnen lassen. Dass es kein Tabu sein dürfe, "für einen neuen Bachlauf Parkplätze zu opfern", versteht sich für die Grünen von selbst.

Lesen Sie hier: Fridays for Future - Großstreik am Königsplatz

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