"Trinkfreudiges Publikum" gesucht: Giesinger Bräu eröffnet größten Stehausschank in München

Glockenbachviertel - Oliver Jäger lehnt nachdenklich an der langen goldenen Bar in Marmor-Optik. Bis vor Kurzem reihten sich in dem verspiegelten Regal dahinter noch lauter Spirituosen aneinander, jetzt kommen die Flaschen, die in einer roten Kiste auf der Theke stehen, weg.

"Es blutet einem das Herz, dass das Konzept, das wir uns vor einem Jahr ausgedacht haben, so nicht funktioniert", sagt er. Der 46-Jährige führte hier, in der Müllerstraße 51 im Glockenbachviertel, seit 2022 mit seinen Kollegen die Bar "The Foundry". Das Konzept: Cocktails und gehobene Küche. Am Wochenende sei hier meist viel los gewesen, Jäger spricht von zufriedenen Gästen und guten Rezensionen.
"Trinkfreudiges Publikum": Giesinger-Bräu-Chef Steffen Marx eröffnet nächsten Stehausschank in München
Und doch kann Jäger "The Foundry" nicht so weiterführen wie bisher. "Wir sind mit den Kosten nicht hingekommen. Im Januar kam auch noch die Mehrwertsteuererhöhung", erklärt er. "Dann haben wir entschieden, dass wir das Konzept ändern müssen."

In diesem Moment öffnet sich die Glastür des Ladens und Steffen Marx rollt das neue Konzept zur Tür herein. Er parkt das Holzfass an einer Wand in dem dunklen Raum, stellt sein Giesinger Bier darauf ab und nickt zufrieden.
Hier soll ein "Pop-up-Stehausschank" entstehen, also einer, der ganz spontan und ohne lange Vorplanung öffnet. Für den Chef der Giesinger Brauerei ist es der vierte und größte in der Stadt, rund 60 Leute haben hier Platz.

Sein Ziel ist es, in jedem Stadtviertel einen Stehausschank zu eröffnen. "Das ist super, im Glockenbach haben wir immer schon geschaut!", sagt Marx euphorisch. "Und in der Müllerstraße haben wir trinkfreudiges Publikum", schätzt er.
Aus "The Foundry" wird ein Giesinger-Bräu-Stehausschank: Auch einen Tischkicker soll es geben
Einen weiteren Standort soll es in der Fat Cat in Haidhausen geben. Noch halten aber die Brandschutz-Vorschriften im alten Gasteig Marx von der Eröffnung ab, erzählt er der AZ.

Im Glockenbachviertel läuft's für Marx vergleichsweise unkompliziert. Der 46-Jährige ist voller Tatendrang: In die Ecke gegenüber will er einen Tischkicker stellen, den gibt es bisher noch in keinem seiner Stehausschänke. Auch über einen Bierpong-Tisch habe er nachgedacht, aber von dieser Idee konnte er Oliver Jäger noch nicht überzeugen.
Denn Jäger bleibt trotz Foundry-Aus der Müllerstraße 51 erhalten – als Betreiber. Mit dem neuen Konzept kann er sich anfreunden. "Ich bin selbst auch Bier-Trinker, daher passt es für mich, dass Steffen hier reinkommt", erklärt Jäger.

Die zwei Männer verbindet aber weitaus mehr als das. Woher sich die beiden kennen? Marx setzt ein breites Grinsen auf und deutet auf seine Zähne: "Oliver ist mein Zahnarzt," sagt der Giesinger-Chef zur Erklärung.
Oliver Jäger hat seine Praxis am Sendlinger Tor um die Ecke. Unter den Behandlungsräumen im Erdgeschoss führt er mit seinem Zahnarzt-Kollegen seit 2014 das "Patolli", das tagsüber ein Café ist und abends zur Cocktailbar wird. Freilich wird in der Sendlinger Straße auch Giesinger ausgeschenkt. Und ins Patolli kommt auch die rote Kiste mit all den Spirituosen, die im Moment noch in der Müllerstraße auf der Theke steht. Aufgeben muss Jäger sein Gastro-Hobby also nicht.
Giesinger Pop-up-Stehausschank:
Eröffnung am Freitag, 19. Januar, mit Freibier von 17 bis 19 Uhr
Müllerstraße 51, Öffnungszeiten Di – Sa ab 17 Uhr