München: Theorie-Kurs für Hundebesitzer bald Pflicht? Diese Forderung stellt nun eine CSU-Stadträtin
München - Was die CSU-Stadträtin Alexandra Gaßmann an ihren drei Hunden mag? "Die bedingungslose Liebe, das Vertrauen, das bei Menschen manchmal fehlt", antwortet sie. "Wenn ich nach einem richtigen ...-Tag nach Hause komme, wedeln sie mit dem Schwanz und alles ist gut." Alexandra Gaßmann würde ihren Mischlingshund Aragon, ihre Labrador-Hündin Ohana und ihre Golden-Retriever-Dame Maikai niemals freiwillig hergeben. Sie seien richtige Familienmitglieder.
Aber Gaßmann sagt auch: "Einen Hund zu haben, heißt nicht, dass man bloß Waldspaziergänge bei Sonnenschein macht. Man muss auch manchmal nachts um drei raus, wenn der Hund Durchfall hat." Einen Hund, sagt Gaßmann außerdem, hat man nicht bis zum nächsten Urlaub – sondern zehn oder 15 Jahre. Die CSUlerin fürchtet, dass das viele, bevor sie sich einen Hund anschaffen, womöglich nicht komplett durchdenken.
Viele Hunde werden ausgesetzt: Das Tierheim in München ist praktisch voll
Tatsächlich muss sich das Münchner Tierheim gerade um 94 Hunde kümmern. Recht viel mehr Platz sei nicht, erzählt Kristina Berchtold, die die Pressearbeit für den Tierschutzverein München macht, zu dem das Tierheim gehört. In den Sommermonaten müsse das Tierheim immer besonders viele Tiere aufnehmen – viele würden einfach am Straßenrand ausgesetzt. "Die meisten geben ihren Hund ab, weil sie überfordert sind", sagt Berchtold. Zum Beispiel in den ersten ein, zwei Jahren, wenn die Erziehung herausfordernd sei.
Gaßmann hat eine Idee, die verhindern soll, dass sich Menschen voreilig einen Hund anschaffen: Sie beantragt, dass man in München, bevor man sich zum ersten Mal einen Hund kauft, einen "Sachkundenachweis" machen muss. Dafür sei ein Theorie-Kurs notwendig, bei dem vieles besprochen wird, was man wissen sollte, bevor man sich einen Hund kauft. Was braucht er? Was für ein Aufwand ist es, ihn zu halten? Wie tickt die Rasse? All diese Fragen würden beantwortet, sagt sie.
Hundeschulen bieten solche Kurs an, aber es gebe inzwischen auch Online-Programme. Allerdings: "Einheitlich geregelt ist es bis jetzt nicht." Gaßmann weiß deshalb auch, dass es schwierig werden könnte, dass ihr Antrag umgesetzt wird. Berchtold vom Münchner Tierheim würde sich das wünschen. Auch sie beobachtet, dass sich viele Hundebesitzer über manche Fragen keine Gedanken gemacht haben. Zum Beispiel, wer sich um den Hund kümmert, wenn man mal ins Krankenhaus muss und wer die Rechnung vom Tierarzt bezahlt.
Mit 150 Euro pro Hund müsse man jeden Monat rechnen
Die Kosten waren für Gaßmann auch ein Grund, warum sie sich erst vor zehn Jahren und nicht schon viel früher für einen Hund entschied. Und die Frage, wie viel ihre neun Kinder bei der Betreuung helfen. Überzeugt hat sie schließlich ihr damals 13-jähriger Sohn mit einem Referat, das er vor ihr gehalten habe. Als ihr ältester Sohn, der schon arbeitete, dann auch noch zusagte, die Hälfte der Kosten zu übernehmen, konnte sie nicht mehr nein sagen, erzählt die Stadträtin.
Rund 150 Euro gebe sie jeden Monat pro Hund aus. Für das Fressen, für die Steuer, die Krankenversicherung, die Haftpflichtversicherung und: für Leckereien. "Bei Hunden ist es nicht anders als bei Kindern – sie horchen dann einfach viel besser", sagt Gaßmann. Sie hat die Hundeschule besucht und müsse noch oft daran denken, was ihr damals beigebracht wurde.
Hund beißt Kleinkind in München: "Das Problem liest meistens am anderen Ende der Leine"
Tierheim-Sprecherin Berchtold fordert deshalb nicht nur einen theoretischen Kurs, sondern einen "Führerschein" mit Praxisstunden. Zum Beispiel in Niedersachsen müssen Hundehalter eine theoretische und praktische Prüfung bestehen. Gaßmann weiß, dass diese Pflicht nicht allen gefallen würde. "Ich persönlich würde es aber sehr begrüßen, wenn zumindest beim ersten Hund jeder einen Hundeführerschein macht", meint sie. Gaßmann ist überzeugt, dass sich so Angriffe von Hunden auf Menschen vermeiden ließen.
Erst vor Kurzem hat ein Husky einem Kleinkind in den Kopf gebissen. Auch dieser Vorfall war für Gaßmann ein Anlass, den Antrag zu stellen. "Wenn Hunde falsch ticken, liegt das Problem aber meistens am anderen Ende der Leine", sagt Gaßmann.
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