München: "Stolpersteine" in Sendling geschändet? Staatschutz nimmt Ermittlungen auf

In Sendling wurden möglicherweise ein Dutzend der sogenannten "Stolpersteine" mit Exkrementen verschmutzt. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen aufgenommen.
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"Stolpersteine" erinnern an Menschen, die während des Nationalsozialismus deportiert, verfolgt und ermordet wurden.
"Stolpersteine" erinnern an Menschen, die während des Nationalsozialismus deportiert, verfolgt und ermordet wurden. © Christophe Gateau/dpa

München - 147 "Stolpersteine" sind derzeit in München verlegt. Mit ihnen soll mittels einer Messingplakette an Opfer des Nationalsozialismus erinnert werden, die in München lebten und wirkten. Zwölf von ihnen, allesamt im Hof des Anwesens in der Sendlinger Kyreinstraße 3, wurden in der Nacht zum 21. Juli wohl gezielt das Ziel einer Schändung möglicherweise mit Fäkalien.

Wie die Polizei der AZ bestätigte, entdeckte ein Anwohner die Messingsteine, die mit einer braunen Substanz beschmutzt waren, und informierte die Polizei. Als die Beamten vor Ort eintrafen, waren die "Stolpersteinen" jedoch bereits gereinigt, was die Ermittlungen in diesem Fall erschweren dürfte.

"Stolpersteine" mit Exkrementen beschmiert? Staatsschutz ermittelt

Der alarmierende Anwohner hatte allerdings zuvor Fotos von den beschmutzten Messingsteinen gemacht. Ob es sich bei der Substanz um menschliche oder tierische Exkremente oder um feuchte Erde handelt, sei derzeit unklar, so ein Polizeisprecher.
Die "Stolpersteine" auf dem Hof des von den Nazis so genannten "Judenhauses", befinden sich hinter einem Metallzaun, welcher das Anwesen von der Straße trennt.

Wegen des Verdachts der Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener (§189 StGB) ermittelt nun der Staatsschutz. Eine solche Tat kann mit Geldstrafe oder einer Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren geahndet werden.

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Die Stolpersteine in der Sendlinger Kyreinstraße 3 sind Betty, Esther, Hanna und Simon Berger, Julia Früh, Wilhelm Mamma, Natalie und David Mayer, Irma, Richard und Wolfgang Reiss sowie Eugenie Isaac gewidmet. Sie wurden dort in den Jahren 2009 und 2011 vom Künstler Gunter Demnig verlegt, der das Kunstprojekt mit den Gedenksteinen an die Opfer der NS-Diktatur im Jahr 1996 startete.

München: "Stolpersteine" auf öffentlichem Grund verboten

In München ist das Verlegen der "Stolpersteine" auf öffentlichen Grund untersagt, dies beschloss der Stadtrat im Jahr 2015. Als Gedenkform wurden die Steine vor allem von der Münchner israelitischen Kultusgemeinde abgelehnt, da es laut deren Präsidentin, Charlotte Knobloch, nicht hinnehmbar sei, dass die Namen von jüdischen Opfern des Nationalsozialismus "im Straßenschmutz" angebracht und mit den Füßen getreten werden.

Eine weiße Rose steckt an den ersten Erinnerungstafeln für die Opfer des Nationalsozialismus in München. Sie werden anstelle von "Stolpersteinen" in der Landeshauptstadt angebracht.
Eine weiße Rose steckt an den ersten Erinnerungstafeln für die Opfer des Nationalsozialismus in München. Sie werden anstelle von "Stolpersteinen" in der Landeshauptstadt angebracht. © Matthias Balk/dpa

Anstelle der "Stolpersteine" werden in München seit 2018 an den früheren Wohnhäusern oder Arbeitsstätten der NS-Opfer Gedenktafeln und Stelen angebracht bzw. davor aufgestellt.

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6 Kommentare
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  • Dimpfe am 28.07.2023 12:25 Uhr / Bewertung:

    "Gedenksteine", die man mit Füssen treten kann und auf die Hunde kacken, sind keine "Gedenksteine", sondern völliger Unsinn!

    Tafeln/Plaketten an den Häusern, in denen Verfolgte gelebt haben, wären eine weit bessere Alternative. Gerne auch mit einer Pflicht (Gesetz, Verordnung etc.) für den Hausbesitzer dafür.

    Optimal fände ich einen namenlosen "Gedenkstein" oder eine Art "Linie" aus Bronze/Messing am Boden, der auf eine entspr. Tafel/Plakette an einer Hauswand hinweist. Sollte dort kein Haus mehr stehen, wären entspr. Säulen oder dergl. sinnvoll.

    Tafeln/Plaketten/Säulen hätten zudem den Vorteil, dass man dort mehr Informationen wie auf einem "Stein" unterbringen kann. "In diesem Haus lebten 4 jüdische Familien (Name 1-4), die 193x/194x im KZ Auschwitz ermordet wurden" DAS wäre Informaton und Erinnerung.

  • Dr. Right am 28.07.2023 10:52 Uhr / Bewertung:

    Rechte Gesinnungen haben wieder einen Platz gefunden. Rechtsextreme wie die Identitäre Bewegung oder die Burschenschaft Danubia werden in den Landtag eingeladen. Aus Worten werden Taten, das gilt auch für Hassbotschaften.

  • Himbeergselchts am 28.07.2023 11:21 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Dr. Right

    Burschenschaften werden in den Landtag eingeladen? Ist das tatsächlich so? Ehrliche Frage!
    Das darf doch nicht wahr sein.

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