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Neues Mega-Projekt in München: Zwischennutzung am Gasteig bleibt bis Ende 2024

Wie es mit der Sanierung des Gasteig weitergeht, ist noch unklar. Um einen langen Leerstand zu vermeiden, sind 170 Räume an Kulturschaffende vermietet worden. Die dürfen nun doch bis Ende 2024 bleiben.
Julia Wohlgeschaffen,
Jan Krattiger
Jan Krattiger
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Auch für die Nutzung der Philharmonie gibt es viele Anfragen. Bis zum Herbst werden hier aber vorerst keine Großproduktionen gezeigt.
Bernd Wackerbauer 5 Auch für die Nutzung der Philharmonie gibt es viele Anfragen. Bis zum Herbst werden hier aber vorerst keine Großproduktionen gezeigt.
Sie wollen Künstler zusammenbringen und den leerstehenden Gasteig sinnvoll nutzen: (v.l.) Projektleiter Christian Kiesler (l.), Mitarbeiterin Sarah-Marie Scholz und Gesellschafter Till Hofmann von der Fat Cat gGmbH stehen vor dem Gasteig und zeigen das Werbeplakat für die Eröffnungsveranstaltung am Sonntag.
Bernd Wackerbauer 5 Sie wollen Künstler zusammenbringen und den leerstehenden Gasteig sinnvoll nutzen: (v.l.) Projektleiter Christian Kiesler (l.), Mitarbeiterin Sarah-Marie Scholz und Gesellschafter Till Hofmann von der Fat Cat gGmbH stehen vor dem Gasteig und zeigen das Werbeplakat für die Eröffnungsveranstaltung am Sonntag.
Gitarrist und Sänger Moritz Hammrich von der Band Blackout Problems. Sie nutzen den Raum für Proben und Aufnahmen.
Bernd Wackerbauer 5 Gitarrist und Sänger Moritz Hammrich von der Band Blackout Problems. Sie nutzen den Raum für Proben und Aufnahmen.
Drehbuchautor Lasse Nolte nutzt den Raum, den er gemietet hat, als Büro.
Bernd Wackerbauer 5 Drehbuchautor Lasse Nolte nutzt den Raum, den er gemietet hat, als Büro.
Die Sopranistin Monika Lichtenegger in ihrem neuen Proberaum.
Bernd Wackerbauer 5 Die Sopranistin Monika Lichtenegger in ihrem neuen Proberaum.

Haidhausen - Es war bereits absehbar, nun ist es fix: Der Stadtrat hat vergangene Woche in nicht-öffentlicher Sitzung beschlossen, die kulturelle Zwischennutzung des Gasteigs namens "Fat Cat" um ein Jahr bis Ende 2024 zu verlängern.

Eine offizielle Bestätigung dieses nicht-öffentlichen Entscheids zu bekommen, war allerdings im Nachgang nicht ganz leicht. Das dafür eigentlich zuständige Referat für Wirtschaft und Arbeit sagt auf AZ-Anfrage, der Beschluss unterliege "in allen Teilen auf Dauer der Geheimhaltung", es dürfe darum keine Auskunft erteilt werden. Auch Stadträte, die sich in der Vergangenheit für die Zwischennutzung starkgemacht haben, sind darum zögerlich.

Zwischennutzung "Fat Cat" am Gasteig bleibt bis Ende 2024

Das Büro der zweiten Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne) sieht das schließlich anders und bestätigt: Bis Ende 2024 wurde verlängert, danach muss eine Zwischennutzung erneut ausgeschrieben werden. Sie freue sich sehr, "dass die Fat Cat auch in 2024 noch weiter schnurrt", sagt Habenschaden zur AZ.

Bei den Beteiligten ist die Neuigkeit zum Teil noch nicht angekommen: Die Dachgarten-Betreiber zeigen sich bei einer AZ-Nachfrage überrascht, wenn auch erfreut. 

Barbara Bergau von der Fat Cat gGmbH zeigt sich gegenüber der AZ hoffnungsfroh, insbesondere was den kommenden Winter betrifft: "Da geht es richtig los, zumal man auch weiß, dass man den ganzen Winter buchen kann", sagt sie zu der verabschiedeten Verlängerung. Sie hätten darauf gehofft, es sei aber "noch einmal ganz etwas anderes, wenn man es sicher weiß". 

Viel konkretes kann sie zwar noch nicht sagen, aber ab Herbst sollten in der Zwischennutzung am Gasteig auch größere Veranstaltungen stattfinden. Bis dahin gibt es aktuell zum Beispiel im ehemaligen "Gast", also der Gastronomie vom Gasteig, eine Musikkneipe namens "Live/Evil", wo wöchentlich Konzerte stattfinden. Noch im September soll außerdem nebendran in der Gastro-Einheit eine asiatische Nudelküche eröffnen. 

Fette Katze in Haidhausen: AZ-Besuch in der Riesen-Zwischennutzung

Die AZ hat sich vor der Eröffnung der Zwischennutzung Anfang Juli alles genau angeschaut:

Der Gasteig thront wie eine "fette Katze" über der Stadt. Und deshalb heißt er jetzt auch so. Zumindest nennen die Mitarbeiter der gemeinnützigen Gesellschaft, die sich um die Zwischennutzung des Gasteig kümmert, das Gebäude "Fat Cat", erklärt Sarah-Marie Scholz, die für Fat Cat gGmbH arbeitet.

170 Räume wurden inzwischen an verschiedene Kulturschaffende vermietet – um den Leerstand des roten Backsteinbaus am östlichen Hochufer der Isar zu vermeiden. Denn nachdem 2021 das Interimsquartier Gasteig HP8 in Sendling eröffnet wurde, stand der Gasteig bis auf ein paar Ausnahmen größtenteils leer.

Sie wollen Künstler zusammenbringen und den leerstehenden Gasteig sinnvoll nutzen: (v.l.) Projektleiter Christian Kiesler (l.), Mitarbeiterin Sarah-Marie Scholz und Gesellschafter Till Hofmann von der Fat Cat gGmbH stehen vor dem Gasteig und zeigen das Werbeplakat für die Eröffnungsveranstaltung am Sonntag.
Sie wollen Künstler zusammenbringen und den leerstehenden Gasteig sinnvoll nutzen: (v.l.) Projektleiter Christian Kiesler (l.), Mitarbeiterin Sarah-Marie Scholz und Gesellschafter Till Hofmann von der Fat Cat gGmbH stehen vor dem Gasteig und zeigen das Werbeplakat für die Eröffnungsveranstaltung am Sonntag. © Bernd Wackerbauer

Gasteig: Impfzentrum und Proberaum

Zwischendurch wurde der Gasteig als Impfzentrum genutzt, Konzerte finden hier seit 2021 aber keine mehr statt. Die Philharmoniker treten jetzt in der Isarphilharmonie auf, im "alten Gasteig" proben sie nur noch. "Dafür ist drüben in Sendling kein Platz", erklärt Scholz.

Zeitplan unklar: Umfassende Gasteig-Sanierung steht an

Dass hier schon länger nicht mehr viel los ist, zeigen auch die verwaisten Räume des ehemaligen Restaurants "Gast" im Erdgeschoss. Wer hier einen Blick durch das Fenster wirft, sieht Bauzäune, die an der Wand lehnen.

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Der Grund: Der Gasteig muss umfassend saniert werden. Nach dem mehr als 35-jährigen Betrieb hätten die meisten der über 200 technischen Anlagen im Gasteig ihre durchschnittliche Lebensdauer erreicht, heißt es von der Gasteig München GmbH. Nach einer gescheiterten Investorensuche für die Gasteig-Generalsanierung beauftragte der Stadtrat Anfang des Jahres die Verwaltung, mögliche Optionen für das weitere Vorgehen zu prüfen. Die Ergebnisse sollen im Herbst 2023 vorgelegt werden.

"Fat Cat": Eine 90.000 Quadratmeter große Herausforderung für das Team

Doch bis zum Start der Sanierungsarbeiten soll das Gebäude zwischengenutzt werden. Die gemeinnützige GmbH "Fat Cat" erhielt schließlich nach einem Auswahlverfahren den Auftrag, die Räume an Nutzer aus den Bereichen Kultur und Soziales weiterzuvermieten – eine 90.000 Quadratmeter große Herausforderung für das Team.

"Das war pure Euphorie, eine große Chance, so ein Gebäude zu kriegen!", erzählt Projektleiter Christian Kiesler. "Aber es war auch pure Panik, wir standen vor vielen Fragen". Inzwischen hat Fat Cat 170 Räume an Kulturschaffende vermietet, die in den letzten sechs Wochen dort eingezogen sind. "Wir hatten ab Tag eins viele Anfragen", sagt Sarah-Marie Scholz.

Über 2.000 E-Mails. Sich für 170 Mieter zu entscheiden, sei keine leichte Aufgabe gewesen, so Kiesler. "Wir haben auf Vielfalt geachtet", fügt er hinzu. Und eine vielfältige Nachbarschaft hat Fat Cat offenbar erfolgreich in den vielen Räumen des Gasteig etabliert.

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Die günstigsten Räume werden ab 150 Euro vermietet

Nun proben hier Bands, Komponisten arbeiten an ihren neuesten Werken und Sänger geben Gesangsstunden. Auch Lasse Nolte gehört zu den neuen Mietern im Haidhauser Backsteinbau. Er ist Drehbuchautor und nutzt den Raum als Büro: "Ich bin total zufrieden", erklärt der 43-Jährige. "Hier zu arbeiten, finde ich sehr inspirierend", fügt er hinzu.

Wie viel Miete er bezahlt, verrät er allerdings in Abstimmung mit Fat Cat nicht. Nur so viel: "Es ist deutlich weniger als auf dem freien Markt". Christian Kiesler erklärt, dass die günstigsten Räume ab 150 Euro vermietet werden. Der Mietpreis unterscheide sich je nach Nutzung und Größe. Dabei gehe es aber nicht um den Gewinn: "Die Security-Mitarbeiter und das Reinigungspersonal müssen zum Beispiel bezahlt werden", erklärt der Projektleiter. Außerdem wurden einzelne Räume mit neuer Technik ausgestattet.

Viel Technik benötigt auch Moritz Hammrich, doch die bringt er selbst mit: Er ist Gitarrist und Sänger der Band Blackout Problems. In seinem neuen Proben- und Aufnahmeraum stehen bereits ein Schlagzeug und viele Gitarren und Mikrofone. "Ich bin total happy über die Räumlichkeiten, wir fühlen uns hier wohl", erklärt der 31-Jährige der AZ.

Bezahlbare Probenräume zu finden, ist in München ein Problem

Die Nachricht, dass im alten Gasteig Räume gemietet werden können, habe sich in der Szene wie ein Lauffeuer verbreitet, sagt Hammrich. Denn bezahlbare Probenräume zu finden, ist in München für Künstler der freien Szene offenbar ein Problem. "Es fehlt an allen Ecken an kultureller Infrastruktur", findet Christian Kiesler. "Der Bedarf an Proberäumen ist riesig." Das zeige nicht zuletzt die Flut an Anfragen, die er erhalten hat.

Auch Monika Lichtenegger zählt zu den Glücklichen, die einen der 170 Räume mieten durfte. Sie ist freischaffende Sopranistin und hat gerade eine Gesangsschülerin verabschiedet.

"Ich nutze den Raum zum Unterrichten, zum Proben und zum Üben", erklärt die 45-Jährige. Besonders schätzt sie an ihrem neuen Proberaum die Nachbarn. Mit der Harfenistin nebenan hat sie bereits ein gemeinsames Projekt auf die Beine gestellt: Die beiden werden am Sonntag bei der Eröffnungsveranstaltung zusammen auftreten. Und das ist ganz im Sinne von Fat Cat.

Gitarrist und Sänger Moritz Hammrich von der Band Blackout Problems. Sie nutzen den Raum für Proben und Aufnahmen.
Gitarrist und Sänger Moritz Hammrich von der Band Blackout Problems. Sie nutzen den Raum für Proben und Aufnahmen. © Bernd Wackerbauer

Vertrag von Fat Cat läuft Ende 2023 aus

"Künstler haben hier die Möglichkeit, sich zu vernetzen", erklärt Christian Kiesler. "Im besten Fall entstehen hier neue Projekte mit Impulsen für die Kulturlandschaft der Stadt", so der Leiter des Projekts.

Der wohl einzige Wermutstropfen: Das Projekt hat ein Ablaufdatum. Denn Fat Cat ist von Anfang an nur als Zwischennutzung geplant gewesen, der Vertrag läuft Ende 2023 aus.

Dann muss man sehen, wie es mit den Plänen für die Sanierung vorangegangen ist. Die Mieter machen sich darüber jedenfalls noch keine Gedanken. Jetzt feiern sie erstmal zusammen den Einzug in das neue Kulturzentrum.

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4 Kommentare
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  • Pick am 01.08.2023 11:08 Uhr / Bewertung:

    Die Kommentarspalte beweist, wie so oft, nur ihre eigene Ignoranz gegenüber allem, was über den eigenen kleinen Horizont hinausgeht. Schade. Vielleicht sollten sich die Dauergrantler mal zur Abwechslung auf etwas Neues einlassen.

  • Ironü am 06.07.2023 21:23 Uhr / Bewertung:

    Kann man sicher Fat Kohle machen, oder?

  • Der Pipopax am 06.07.2023 02:51 Uhr / Bewertung:

    "Kulturschaffende". Wer ist das? Gibt es einen Bundesausweis? Oder einen Landesausweis? Wo "Kulturschafender/Kulturschaffende" draufsteht? Kann man dafür iregdnwo umsonst parken?

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