München: Stadtrat einigt sich auf schnellen U-Bahnausbau

München - Die U5 im Westen, U4 im Osten, U9 im Zentrum und U26 im Norden. Es ist ein großes Paket, das der Stadtrat gestern auf den Weg gebracht hat, "das größte U-Bahnbauprogramm seit 50 Jahren", sagt CSU-Stadtrat Johann Sauerer zum Auftakt in der Vollversammlung.
Die U5 nach Freiham und die U9 als Entlastungsspange zwischen Schwabing und Sendling sollen nun mit höchster Priorität in Angriff genommen werden. Die Planungen können starten. Die U4-Verlängerung nach Englschalking und die U26 zwischen Kieferngarten und Am Hart müssen sich dahinter anstellen. Die U5 bis Pasing ist ausgeklammert, sie ist ja bereits beschlossen.
U5-Verlängerung nach Germering noch Zukunftsmusik
Dabei sind die Fraktionen über genau diese Priorisierungen teils noch unterschiedlicher Auffassung: Einigkeit herrscht bei der U5-Verlängerung nach Freiham. SPD-Verkehrsexperte Jens Röver mahnt aber, der geplante U5-Endhalt Freiham Zentrum würde sämtliche Pendler aus dem Umland zum Parken mitten ins Quartier locken. Ganz nebenbei wird noch eine weitere Verlängerung bis nach Germering erwähnt, aber das ist dann wirklich noch Zukunftsmusik.
Die Grünen, Linken und die ÖDP hätten die U4-Verlängerung im Osten mindestens bis Englschalking gerne weiter oben auf der Liste, auch um hier den Anschluss an die S-Bahn voranzubringen. Bei der U9 hätten die Grünen statt dem Wiesn-Bahnhof "Esperantoplatz" gerne einen Halt am Viehhof, wo ja ein neues Wohnquartier entsteht, so Stadtrat Paul Bickelbacher.
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So soll die neue Innenstadtlinie U9 verlaufen. (Zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken.) Foto: MVG
Finanzierung steht noch nicht
OB Dieter Reiter freut sich über den "breiten Konsens" und die Erkenntnis, dass die U-Bahn "tatsächlich das Mittel ist, das wir brauchen". Das sei ja nicht immer so gewesen. Trotzdem müsse er die Euphorie ein wenig bremsen: "Ein klein wenig geht es auch ums Geld." Grobe Schätzungen beziffern die Kosten für die Projekte auf 5,5 Milliarden. Bis zum Sommer will die Stadtverwaltung nächste Planungsfortschritte vorlegen, das mache er aber nicht, wenn er keine gesicherte Finanzierung mit einer Zusage von Bund und Land präsentieren könne, sagte Reiter. Oberste Priorität habe für ihn die gemeinsame Finanzierung.
Bei der U5 bis Pasing sei der Stadtrat weit gegangen, als man sich "mit viel Ärger und Fäusten in der Tasche" geeinigt habe, das Projekt zur Not selber zu zahlen, "aber mehr kann man verantwortungsvoll aus meiner Sicht nicht tun", so der OB. "Mit meiner Stimme wird es keine weitere eigenständige Finanzierung geben, außer die U5 bis nach Pasing."
U-Bahnausbau könnte am Bund scheitern
Er sei daher sehr gespannt, wie man im Bundesverkehrs- und Finanzministerium reagieren werde. Dort nämlich hatte der OB auf eine Änderung im GVFG (Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz) gedrungen. Laut dem gewährt der Bund den Ländern Finanzhilfe für große ÖPNV-Investitionen.
Reiter erachtet "einen Sondertopf für große Infrastruktumaßnahmen" als notwendig. "Wenn wir das nicht schaffen, hat sich das mit U-Bahn-Planungen", so der OB. "Ansonsten werden wir den U-Bahn-Bau krachend beenden." Bisher sei im Bundestag leider keine große Begeisterung zu erkennen, Milliarden nach München zu pumpen.