München: Stadt rechtfertigt Räumung von Obdachlosen-Lagern

Die Stadt München will kommende Woche Camps von Obdachlosen unter den Isarbrücken entfernen lassen. Die Kampagne "Wir wollen wohnen" reagiert empört.
von  AZ/iko, AZ/vaf
Die Obdachlosen-Lager unter den Isarbrücken werden in der kommenden Woche geräumt - das hat die Stadt mit Aushängen vor Ort angekündigt.
Die Obdachlosen-Lager unter den Isarbrücken werden in der kommenden Woche geräumt - das hat die Stadt mit Aushängen vor Ort angekündigt. © Daniel von Loeper/Kampagne "Wir wollen Wohnen"/AZ

München - Noch vor dem Brand unter der Reichenbachbrücke in der Nacht auf Donnerstag hat die Stadt München angekündigt, die Obdachlosenlager unter den Isarbrücken zu räumen. Die Kampagne "Wir wollen wohnen" hat einen der Aushänge der Stadt auf Facebook veröffentlicht und angekündigt, sich dagegen wehren zu wollen.

Die Räumungen sollen demnach im Laufe der nächsten Woche stattfinden. Konkret betroffen sind die Camps von Obdachlosen unter der Reichenbach- und Wittelsbacherbrücke. Auch an einer Unterführung an der Kapuzinerstraße sei ein Zettel aufgehängt worden, teilte die Kampagne mit.

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Die Obdachlosen-Vertreter sind empört: "Hiermit wählt die Stadt das gewaltsame Unterdenteppichkehren zugunsten eines zwanghaft sauberen Images als ihre Antwort auf Armut, Ausbeutung und Ausgrenzung." 

So rechtfertig das Sozialreferat die Räumungen

Sozialreferentin Dorothee Schiwy rechtfertigte am Freitag die Entscheidung zur Räumung: "Wir haben Sorge, dass die Menschen dort im Winter erfrieren, sich versehentlich selbst verbrennen oder bei Hochwasser ertrinken." Unter den Betroffenen seien viele Saisaonarbeiter aus Bulgarien und Rumänien, darunter viele Sinti und Roma. Als Alternative für die Camps unter den Brücken wirbt die Sozialreferentin für die Kälteräume in der Bayernkaserne. Dort gebe es mehrere hundert Betten. 

Bereits im Januar 2018 hatte die Stadt Lager an der Isar räumen lassen, damals wurde nach Aussage des zuständigen Referats ausschließlich Sperrmüll weggeräumt.

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