München: So soll der Billig-Radweg an der Lindwurmstraße werden

Für 40 Millionen wollte das Mobilitätsreferat breitere Rad- und Fußgängerwege. Grüne und SPD sind sich einig: Das kann sich die Stadt nicht leisten. Stattdessen kommen Markierungen und Schutzelemente.
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Großes Gewusel auf der Lindwurmstraße. Einen aufwendigen Umabu wollen Grüne und SPD aber nicht in Angriff nehmen.
Großes Gewusel auf der Lindwurmstraße. Einen aufwendigen Umabu wollen Grüne und SPD aber nicht in Angriff nehmen. © Bernd Wackerbauer

München – "Millionengrab Lindwurmstraße stoppen", das hat die CSU vor der Landtagswahl im Herbst in Sendling plakatiert. Damit machte sie Stimmung gegen die Pläne, die das Mobilitätsreferat im Sommer 2023 vorstellte: Der Radweg sollte auf eine Autospur, der Gehweg sollte breiter werden und bis zu den Bäumen reichen. 40 Millionen Euro waren für den Umbau angedacht, sieben Jahre für die Bauzeit.

Heute ist klar: Zumindest teilweise hat die CSU Erfolg. Einen aufwendigen Umbau der Lindwurmstraße wird es in den nächsten Jahren nicht geben. Das geben Grüne und SPD bekannt – in separaten Pressemitteilungen, die im Prinzip auf das Gleiche hinauslaufen. Für eine teure Baustelle auf der Lindwurmstraße wollen beide im Mobilitätsausschuss am Mittwoch nicht stimmen.

"Auf ganzer Länge der Straße": Was Grün-Rot nun fordert

Die SPD vertritt die Haltung: In der derzeitig angespannten Haushaltssituation soll die Stadt nicht 40 Millionen Euro für einen einzigen Radweg ausgeben. Die Grünen beziffern die Kosten auf bis zu 38 Millionen – kommen aber zum gleichen Schluss: nicht realisierbar.

Beide Parteien sind sich auch darin einig, dass die Verkehrssicherheit in der Lindwurmstraße verbessert werden muss. "Die Lindwurmstraße soll deshalb auf ganzer Länge einen markierten Radweg mit Schutzelementen erhalten", sagt SPD-Fraktionschefin Anne Hübner. Sie fordert Mobilitäts- und Baureferat auf, das zügig umzusetzen.

Sicherheit trotz angespannter Lage 

Auch die Grünen kündigen einen Änderungsantrag an, um durchzusetzen, dass die gesamte Lindwurmstraße abmarkierte, geschützte Fahrradspuren erhält. Ganz ohne Umbau geht es aber wohl nicht.

"Wir wollen den Radweg deshalb zwischen Goetheplatz und Poccistraße nicht auf der Fahrbahn führen, sondern auf den bisherigen Parkflächen", sagt Bürgermeister Dominik Krause von den Grünen. Das sei zwar teurer als eine reine Straßenmarkierung, aber: "Auch in finanziell angespannten Zeiten müssen wir für sichere Mobilität für die Münchner*innen sorgen."

Das passiert mit den Parkplätzen

Die Parkplätze zwischen Poccistraße und Goetheplatz sollen nicht entfallen, sondern auf den beiden äußeren Fahrspuren angeordnet werden. So werden Parkverkehr und Radverkehr getrennt, schreiben die Grünen in ihrer Mitteilung.

Auch SPD-Chefin Anne Hübner ist sich bewusst, dass die Stadt zwischen Goetheplatz und Poccistraße umbauen muss: "Man kann den Radweg auf dem Abschnitt nur führen, wenn man auf die Parkplätze geht." Weil dort ein Kopfsteinpflaster liegt, sei freilich Beton notwendig. Das sollte aber aus ihrer Sicht für deutlich weniger als 16 Millionen Euro gehen. Die Grünen, sagt Hübner, hätten über Monate keine Bereitschaft gezeigt, über preiswertere Lösungen zu sprechen.

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Und was sagt Georg Koch zu all dem, der mit seiner Initiative "Lindwurmstraße für alle" seit Monaten für einen Umbau kämpft? "Ich will nicht schimpfen, aber enttäuscht bin ich schon", sagt der 34-Jährige. Schließlich könne diese Lösung auch wieder rückgängig gemacht werden, schließlich müsse die Stadt trotzdem Geld ausgeben – bekommt aber aus seiner Sicht nicht die beste und sicherste Variante.

ADFC-Chef Andreas Schön klingt positiver: "Natürlich wäre der Vorschlag des Mobilitätsreferats schöner gewesen." Aber angesichts der Haushaltslage seien die Planänderungen verständlich. Aus seiner Sicht ist diese Lösung auch sicher – und kommt wahrscheinlich schneller.

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89 Kommentare
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  • ClimateEmergency am 18.07.2024 02:21 Uhr / Bewertung:

    noch einmal korrigiert:

    Milliarden für den Autotunnel für BMW rumliegen, aber nichteinmal 40 Millionen für einen Komplettumbau einer Straße?

  • doket am 17.07.2024 17:03 Uhr / Bewertung:

    Bei meinem 10jährigen habe ich schon etwas Angst, wenn der im Mischverkehr auf ner mehrspurigen Straße mit lauter verrückten Autofahrern unterwegs ist.

  • Münchenradler am 17.07.2024 17:17 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von doket

    geht mir genau so. aber wir wohnen im Umland. Ich bin der einzige meiner Familie, der regelmäßig in der großen Stadt unterwegs ist.

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