München: So läuft ein Corona-Test auf der Theresienwiese ab
München - Sieben Tage muss man mindestens warten (Stand Donnerstagabend), um über corona-testung.de einen Test-Termin auf der Theresienwiese zu bekommen – als Reiserückkehrer etwa, oder wenn man aus anderen Gründen gern wüsste, ob man sich infiziert haben könnte.
Wie läuft das dort ab? Und wie lange dauert es, bis das Ergebnis da ist? Wir haben es am Montag ausprobiert – eine Woche, nachdem Münchens Gesundheitsreferentin Stephanie Jacobs die Testkapazitäten auf der Theresienwiese (von anfangs täglich 200) auf 1.000 pro Tag hat erhöhen lassen.
Montag, 11.10 Uhr, steht als gebuchter Termin in der Textnachricht, die die Aicher Ambulanz (die die Teststation betreibt), als Bestätigung aufs Handy geschickt hat. Und: "Bitte zeigen Sie den Buchungscode unaufgefordert vor." Außerdem mitzubringen sind Ausweis und Krankenkassenkarte.
Als wir kurz vor 11 Uhr im Auto die Einfahrt an der Matthias-Pschorr-Straße hinunter fahren, liegt die Theresienwiese kahl und still unter uns. Keine erkennbaren Autoschlangen im langen Zufahrtsweg, der mit Bauzäunen eingefasst ist. Vor einem Holzhäusl am Fuß der Bavaria prüft ein Securitymitarbeiter, ob man angemeldet ist. Er blättert in ein paar Papieren, auf denen Listen zu sehen sind. Buchungscode? Braucht er nicht. Name reicht.
Einer der Ärzte taucht nicht auf
Ob es ein Problem ist, dass wir mit dem Radl angemeldet waren, jetzt aber doch mit dem Auto hier sind? "Nein, macht nix", sagt er freundlich. "Bittschön da vorne vor den drei Zelten anstellen." Da erfahre man mehr.
Jeweils fünf, sechs Autos reihen sich hier vor drei Zelten ein, die nebeneinander vor dem langen grauen Gebäude stehen (zu Wiesnzeiten das Büro der Festleitung). Fast alles Münchner Kennzeichen, nur ein Auto aus Würzburg, eines aus Fürstenfeldbruck ist dabei. Dann passiert erst mal: nicht viel.
Gut 20 Minuten später, es ist 11.33 Uhr, rücken wir vor und fahren ins Zelt der Schlange 1 ein. Ein Tisch steht linker Hand, mit Laptop, Telefon, Kartenlesegerät und drei Ablagen. Zwei Mitarbeiter in Schutzmontur schieben Zettel hin und her. Nein, sie seien noch nicht die Ärzte, sagt einer gut gelaunt. "Darf ich vorstellen, das da ist der Herr Papier und ich bin der Herr Kram." Er fragt nach Ausweis und Krankenkassenkarte und reicht einen Überweisungsschein (für den Arzt weiter vorne) und ein Infoblatt zum Datenschutz vom Gesundheitsreferat durchs Fenster. Leider seien wir zeitverzögert dran, weil einer der drei Ärzte, die die Kassenärztliche Vereinigung vermittelt, heute "nicht aufgekreuzt" sei. "Jetzt haben wir da vorne nur zwei Straßen offen statt drei."

Weiter geht’s. Und tatsächlich: Von den drei Zelten, auf die wir nun zusteuern, ist das mittlere leer. Kein Arzt da. In die Schlange vor dem linken Zelt reihen sich Radler und Fußgänger mit Maske ein. Das seien die Leute, die keinen Online-Termin vereinbart haben, sondern die zusätzlich vom Gesundheitsamt hergeschickt worden seien, erklärt man uns später. Ermittelte "Kontaktpersonen" von Corona-Infizierten, zum Beispiel.
Das Testergebnis erscheint pünktlich online
Wir müssen als Autofahrer also rechts in die Schlange. Jetzt geht es flott. Eine Ärztin und ein Mitarbeiter, beide in voller Schutzkleidung, stehen im Zelt. Autofenster runter, Grüß Gott, Überweisungsschein rausreichen, Mund auf. Ein Wattestäbchen fährt in den Rachen, dreht sich dort ein paar Mal, fertig.
Wie viele Abstriche sie seit 8 Uhr schon genommen habe? "Über hundert", sagt sie freundlich und reicht eine Infokarte durchs Autofenster. Darauf ist ein Etikett mit QR-Code und persönlicher Kennnummer aufgeklebt – passend zur Kennzeichnung des Röhrchens, in das der Abstrich gewandert ist. Handgeschriebene Zettel, wie beim Debakel kürzlich bei den Reiserückkehrer-Tests an den bayerischen Grenzen, sind hier nicht zu sehen.
Ein Kurier, erklärt später das Gesundheitsreferat (RGU), bringe die Abstriche nun in ein beauftragtes privates Labor in München. "Schauen Sie im Internet nach, in 48 Stunden haben Sie das Ergebnis", sagt die Ärztin noch, "spätestens!" Dann sind wir durch. Es ist 12.15 Uhr, eine Stunde nach dem offiziellen Test-Termin.
Bis zum Abend, 20 Uhr, werden die Mediziner in ihren Zelten 1.077 Abstriche gemacht haben, erklärt das RGU später auf AZ-Nachfrage, davon habe 83 Probanden das Gesundheitsamt geschickt (die Abstriche von "Kontaktpersonen" gingen gesondert an Labore des Gesundheitsamts). Wie viele positive Befunde an diesem Tag auf der Theresienwiese gefunden wurden, werde "nicht gesondert erfasst", auch eine separate Statistik zu Reiserückkehrern liege nicht vor. Dem Gesundheitsamt werden aber aus allen Münchner Teststationen für diesen Montag 86 neue Corona-Fälle gemeldet.
Und unser Testergebnis? Kommt in der Nacht zum Mittwoch auf der Internetseite von doctorbox.de: "Ihr Ergebnis ist negativ", heißt es dort am frühen Morgen. Die Ärztin hatte recht: in weniger als 48 Stunden.
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