München: MVG-Automat spuckt leeres Ticket aus
München - AZ-Leser Henryk B. (67) glaubte im April, Teil der Fernsehsatire "Verstehen Sie Spaß" geworden zu sein. B. wollte sich mal wieder das Monatsticket M6 kaufen, die Isarcard S, für 53 Euro am Automaten der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG).
Doch der Automat in der Messestadt Ost spuckte die nicht aus. Im Ausgabeschacht lag zwar die offizielle Vorlage, mit Seriennummer auf der Rückseite. Aber auf der Vorderseite: nichts. B. ist sicher: Bei einer Kontrolle hätte er kein gültiges Ticket.
Der frühere Datenbank-Programmierer braucht die Karte, um in ganz München ein paar Fotos zu schießen, die er hin und wieder an Agenturen verkauft. "Damit bessere ich meine Rente auf", sagt B. Wie so viele andere Münchner Rentner muss auch er jeden Euro umdrehen.
Fünf Stunden fährt der Rentner für sein Monatsticket durch München
"So etwas muss sich doch klären lassen", dachte er sich. Also kaufte B. ein Tagesticket für 7,80 Euro, um damit zum Infocenter der MVG zu fahren, direkt im Zwischengeschoss der U-Bahn Marienplatz.
Die Mitarbeiterin der MVG erklärte ihm dort, dass sie die vierstellige Identifikationsnummer des Automaten brauche, bevor sie helfen könne. Also stieg der 67-Jährige wieder in die U-Bahn, kehrte zurück zum Horror-Automaten, notierte sich die vierstellige Nummer: 5478.
Er fuhr nun zum MVG-Infocenter Hauptbahnhof, wo er auf freundlichere Mitarbeiter hoffte. Dort bat man ihn, den Vorgang online zu erledigen. "Ich konnte das nicht glauben", erzählt B., erschöpft von der Hin- und Herfahrerei, "ich hatte das leere Ticket mit dem Strichcode, die Nummer des Automaten. Wofür die Tortur?"
Nach einem weiteren kurzen Gespräch bekam B. dann sein Monatsticket. Der MVG-Mitarbeiter dokumentierte den Vorgang. Doch B. war immer noch fassungslos. "Fünf Stunden bin ich herumgefahren, für einen Fehler der MVG."
Kein Einzelfall: MVG-Sprecher Korte deutet auf Telefonservice hin
MVG-Sprecher Matthias Korte kennt solche Fälle. Selten sei so etwas. Eine genaue Zahl könne man nicht nennen. Im Fall von Herrn B. habe sich das Problem geklärt: "Der Fahrkartendrucker wurde nicht richtig von der Automatensoftware angesteuert." Man könne leider einzelne Fehlfunktionen nie ausschließen. "Es tut uns leid, dass der Kunde Ärger hatte!"
Korte empfiehlt, immer zuerst die Automatennummer zu notieren, um die Reklamation abwickeln zu können. Sie ist in der Regel prominent angeschlagen. Der Sprecher ergänzt: "Telefonische Hilfestellung ist auch möglich", die Rufnummer stehe am Automaten.

Am Infocenter Hauptbahnhof hätte man Henryk B., so Korte, wohl ohne Diskussion weiterhelfen können, obwohl der Mitarbeiter letztlich Kulanz walten ließ und ein neues Ticket ausdruckte – was er wohl nicht musste. Normalerweise könne man solche Beträge erst erstatten, wenn die MVG-Automatenwerkstatt die Detailinformationen des Strichcodes auf dem leeren Bogen ausgelesen habe.
"Wir werden unsere Mitarbeiter dafür noch mal sensibilisieren", schreibt Korte auf AZ-Anfrage. Trotzdem sei es grundsätzlich sinnvoll, solche Reklamationen über das Online-Formular einzureichen. Das Tagesticket, das Henryk B. brauchte, um zum Infocenter zu fahren, werde man ihm erstatten.
Lesen Sie hier: Besuche in der Corona-Krise - Ein Stück Lebensfreude für Senioren
- Themen:
- U-Bahn