München: Mit diesem neuen kostenlosen Angebot können Sie gratis durch die Altstadt fahren

Gratis E-Rikschas und E-Minibusse bringen die Münchner ‒ als Test ‒ bequem auch in versteckte Ecken der Altstadt. Was halten die Münchner davon?
Eva von Steinburg
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Blau und winzig: Das Altstadt-Mobil sammelt an der Haltestelle Theatinerstraße Fahrgäste ein.
Blau und winzig: Das Altstadt-Mobil sammelt an der Haltestelle Theatinerstraße Fahrgäste ein. © Sigi Müller

München - Auf Zuruf hält die Rikscha. "Hallo, Stopp, sind Sie frei?" Es braucht kein Ticket und keinen Helm, um gratis mit einer neuen MVG-Rikscha in der Altstadt von A nach B zu fahren. "Hey, danke. Das war super", bedankt sich Vater Julian bei Rikscha-Fahrer Jerome (33). Der Vater war mit seinem Sohn Valentin (7) vom Stachus zum Sendlinger Tor zu einem Arzttermin gebracht worden.

Das Gratis-Angebot hat am Mittwoch begonnen. Fahrer Jerome, der seinen ersten Tag hat, mag seinen Job: "Die Leute lächeln und sagen mir, Rikscha fahren macht glücklich." Raphael Draeger, Leiter des Projekts Altstadt-Mobil, sagt: "Wir sind ÖPNV. Bis zur Wiesn geht unser Rikscha-Testbetrieb. Unsere Fahrgäste sind übrigens versichert und Kinder werden angeschnallt". Vier E-Rikschas hat er im Einsatz.

Kostenloses Rikschafahren in München: "Die moderne Pferdekutsche"

Jeder darf mitfahren, auch Touristen. Täglich von 7 bis 24 Uhr. Sogar ein Rollstuhl passt hinein. "Wir sind die moderne Pferdekutsche. Die Fahrt hat Charme, weil man in einer tiefen Position sitzt, es ruckelt und viele Menschen einen anschauen und lächeln", schwärmt Rikschafahrer Michael Stolz (39). Zwei Fahrgäste passen auf seinen gepolsterten Rikschasitz, aber – Achtung! – kaum Einkäufe.

Vater und Sohn lassen sich zum Arzt fahren.
Vater und Sohn lassen sich zum Arzt fahren. © Sigi Müller

Wenn es regnet, gibt es eine Plane zum Durchsehen. Rikschagäste spüren auf jeden Fall den Untergrund: Bordsteinkanten, Kanaldeckel, Kopfsteinpflaster. "Ich hoffe, die Fahrt schadet meinem Rücken nicht", scherzt eine Münchnerin, die in die Rikscha steigt. Dass sie gratis fährt und ihr Ziel frei wählen kann, findet sie "grandios". Die neuen, ganz flachen Bordsteinkanten am neuen Altstadtradring zum Beispiel vor dem Künstlerhaus am Lenbachplatz, fallen ihr sehr angenehm auf.

Kostenloser Mikrobus nimmt bis zu sieben Personen mit

Feste Rikschastandplätze sind am Stachus und Odeonsplatz. Wer möchte, kann später auf den kostenlosen, wirklich winzigen Mikrobus umsteigen. 23 Stellen zeigen seine Haltestellen. Barbara Schwarzkugler hatte in der AZ von dem Test der Stadt mit den Gratis-Bussen gelesen, die die Altstadt neu beleben sollen. Als die Münchnerin von ihrem Orthopäden kommt, kann sie zufällig direkt in einen kleinen E-Bus steigen, der bis zu sieben Personen mitnimmt.

Wirtin Christine Stiftl.
Wirtin Christine Stiftl. © Sigi Müller

"Ich bin knietechnisch angeschlagen und dankbar, dass ich mir den Fußweg spare", sagt sie: "Dieser Ansatz ist so klasse! Das ist ein Puzzlestein, um die Stadt zu verändern. Ich fände es auch völlig in Ordnung 50 Cent für den Weg zu zahlen", sagt sie.

Bus fährt mit sieben km/h durch die Altstadt

Der Überblick über das Gratis-Angebot.
Der Überblick über das Gratis-Angebot. © MVG/Sigi Müller

Der winzige Mikrobus schlängelt sich auch durch die verwinkelte Altstadt. Er überquert die Fußgängerzone am Jagd- und Fischereimuseum. Dann bewegt sich das summende E-Fahrzeug durch die kleine Hotterstraße zum Hackenplatz. Unter der Woche fährt der Bus mit sieben Stundenkilometern sogar durch die Fußgängerzone in der Sendlinger Straße.

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Das freut Wirte und Geschäftsleute, wie Christine Stiftl, Wirtin vom Hackerhaus: "Ich finde das total genial. Das ist jetzt der Wirtshausbus! Ich habe Prospekte ausgelegt, damit das Gratis-Angebot bekannter wird". Neugierig ist sie mit ihrer Tochter zugestiegen bis zur Frauenkirche. 

Und Franzi (11) meint: "Das Fahren macht echt Spaß." Christine Stiftl ist vom Projekt Altstadt-Mobil überzeugt: "Mit dem Auto ist es hier ja eine Katastrophe. Für ältere Leute ist das neue Angebot eine große Hilfe. Auch für Praxen und Geschäfte." Versteckt gelegene Ecken werden so ganz neu entdeckt. Probieren Sie es: Der Bus fährt Mittwoch bis Samstag von 8 bis 22 Uhr.

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33 Kommentare
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  • (Symbolbild) am 26.07.2024 17:08 Uhr / Bewertung:

    Mitfahren in der Rikscha mag ja noch ganz schön sein, aber die mobile Sauna-Zelle für Geruchsfetischisten? Eher nicht.

  • AllesBesser am 25.07.2024 15:55 Uhr / Bewertung:

    Ich habe das Ding am Mittwoch morgen auf dem Weg zur Arbeit gesehen, und mich schon gewundert. Ja, man sollte mal Neues ausprobieren, warum nicht?
    Aber ob die ohnehin überlastete Innenstadt wirklich noch eine Verkehrsoption mehr braucht? Da bin ich ziemlich skeptisch.

  • Guidomuc am 25.07.2024 11:13 Uhr / Bewertung:

    Also in einer Fußgängerzone oder auf Fußwegen haben Fahrzeuge nix verloren es sei denn es gibt 1. eine Sondergenehmigung und es ist 2. durch die Beschilderung zB der FuZo kenntlich gemacht. Und selbst dann haben Fußgänger immer Vorrang, Fahrzeuge müssen höchstens Schrittgeschwindigkeit einhalten und dürfen sich schon gar nicht durchdrängeln oder gar den Weg freihupen. So kann aber die notwendige Durchschnittsgeschwindigkeit von > 8 km/h (5 km Streckenlänge, 23 Halte) niemals erreicht werden. Dann gibt es heute bereits Rikschas. Diese nehmen Geld dafür und werden sich nicht freuen über ein konkurrierendes Gratisangebot. Und die Streckenführung geht zB auch über die Sonnenstraße. Da wird einem ja Himmelangst in so einem Microbus wenn da links und rechts zB die LKW vorbeídonnern. Früher oder später wird dort ein Microbus auf dem Dach liegen. Die AZ wird berichten. Ich freue mich nicht drauf.

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