München: Mieter beenden Protest - umstrittene Sanierung gestartet
München - Der eine sah's als seine Altersvorsorge, die anderen hofften auf einen Alterssitz: Wenn unterschiedliche Interessen im Münchner Immobilienmarkt aufeinandertreffen, kann das unschön enden - für alle Beteiligten.
Das Bauvorhaben in der Wagnerstraße 1 zieht sich seit knapp fünf Jahren hin. Gekauft hat das Haus aus dem Jahr 1895 der frühere BMW-Finanzvorstand Friedrich Eichiner. Damals, 2014, war es kein Einzeldenkmal. Eichiner plante den Abriss des Gebäudes, in dem seit 1972 auch das Schwabinger Traditions-Musiklokal "Podium" untergebracht war. Ein Neubau war vorgesehen.
Dann kam alles anders: Ein Jahr später weitete das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege den Ensembleschutz für das Gebiet Altschwabing aus. Die Lokalbaukommission sagte den Abriss erst zu, verweigerte ihn dann wieder, der Eigentümer zog vor Gericht. Zwischenzeitlich hat er die Klage zurückgenommen - und mit der Kernsanierung begonnen.
Abriss erst zugesagt, dann wieder verweigert
Und die Mieter? Nach einer emotional geführten Debatte mit Gutachten, gekappten Stromkabeln und Besuchen vom Sozialreferat haben sie den Widerstand Anfang 2019 endgültig aufgegeben. Zum Schluss waren ohnehin nur einzelne Bewohner übrig, die ein Kündigungsschreiben erhielten. "In dem entkernten Haus hätte man nicht leben können", sagt Stefan Lehner, ehemals Sprecher der Mietergemeinschaft.
Obwohl der Mieterverein München die vom Eigentümer ausgesprochenen Kündigungen als unwirksam einstufte, wollten die Verbliebenen nicht vor Gericht ziehen. Zu mühsam wär ein Prozess geworden. Auch, weil die Untermietverträge in den früheren Wohngemeinschaften nicht auf dem aktuellsten Stand waren. Einige Mieter haben vor dem Auszug Abfindungen erhalten, andere gingen leer aus. Das Verhältnis zwischen Mieter und Käufer war zwischenzeitlich arg zerrüttet, eine Rückkehr nach dem Umbau undenkbar.
Einige Mieter erhielten vor Auszug Abfindungen
Ohnehin ist nicht klar, ob sich die ursprünglichen Bewohner eine Miete im sanierten Altbau überhaupt leisten könnten. Gerade steht die Wagnerstraße im Rohbau. Neue Fenster sind eingesetzt worden, die alten Balken, das Treppenhaus sowie Teile des Fischgrätparketts bleiben erhalten. Im Erdgeschoss soll eine Praxis einziehen.
Eigentümer Eichiner seufzt trotzdem, wenn er auf seine Dauerbaustelle angesprochen wird: "Ich bin kein Immobilieninvestor, sondern Privatgrundbesitzer. Gerade warte ich auf Antwort zum Dachausbau."
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