München: Lange Schlange vor Hotel Königshof - Basar gestartet
Ein kleines Stück vom Königshof: Das wollen sich viele Münchner nicht entgehen lassen und stehen am Donnerstag bis auf die Straße Schlange für den Möbel-Basar.
München - Wen gibt’s denn da zu sehen?, fragt eine Passantin und zeigt etwas ungläubig auf die Menschentraube vor dem Hotel Königshof am Stachus. Es ist kurz vor elf Uhr am Donnerstagvormittag, es schneit, und die Wartenden drängen sich vor dem markanten Hotelblock, der hier bald nicht mehr steht. Nur ein paar Dutzend passen unter das leuchtend blaue Vordach, unter dem sonst ein Page steht. Zu beiden Seiten quillt die Masse der Wartenden heraus.
Zu sehen gibt es hier nicht jemanden, sondern etwas. Das altehrwürdige Luxushotel, das seit dem Jahreswechsel offiziell geschlossen hat, verkauft große Teile seines Inventars. In der Lobby und der Bar haben Mitarbeiter tagelang die Stücke aufgebaut. Abschiedsgrüße an den Wänden zeugen von der Abschiedsparty, die hier an Silvester gefeiert wurde. Bis 9 Uhr Früh spielte die Musik. "R.I.P. Königshof 1804 - 2019", steht da.
Hotel Königshof in München wird abgerissen
Wer etwas kauft, bekommt eine Quittung und bezahlt an der Rezeption. Am Ausgang wird kontrolliert. Vom Handtuchhalter bis zum Sekretär. Garderobenständer, ein riesiges Himmelbett, 200 handgemachte Stühle warten auf neue Besitzer. Kleine Sofas, Sessel, Stehlampen. Auch der Weinkeller wird leergeräumt. In der Weingalerie warten Flaschen schon ab fünf Euro. Die Schnäppchenjäger werden nur schubweise eingelassen, das sorgt hier und da für Unmut, der ein oder andere fürchtet, es könnte schon alles weg sein.
Jedem sein Stückerl Königshof - großer Andrang beim Basar
Die Gefahr besteht aber erst einmal nicht. Es gibt Nachschub hinter den Kulissen, die Hotel-Mitarbeiter lassen auf Wunsch weitere Dinge aus den Zimmern holen.
Zum Beispiel Vorhänge die andauernd als riesige Stoffberge herangetragen werden. Die Nachfrage ist groß, ein Vorhangschal wird für 25 Euro angeboten.
Zwei davon möchte auch Stefanie Herrmann (48) gerne haben. „Wir sind erst vor kurzem in unser Haus gezogen, wir können noch vieles gebrauchen“, sagt sie. Zwei terrakottafarbene Schals werden für sie geholt. Herrmann ist mit ihrem Mann aus Hattenhofen im Kreis Fürstenfeldbruck gekommen, seit 10.15 Uhr standen sie vor der Tür. Vielleicht nimmt sie auch noch ein Bild mit, das soll 80 Euro kosten.
Ein ungewöhnlicheres Teil, eine zusammenklappbare Kofferablage, hat sich Ylle Mölders (63) ausgeguckt. Was macht sie mit dem goldglänzenden Gestell zuhause? "Da kann man ein Tablett daraufstellen", sagt sie. "Wenn man krank ist ans Bett, oder für Gäste." Auf die Idee kamen offenbar mehrere - die Gestelle für 30 Euro gehen gut weg. "Wirklich scharf bin ich aber auf die Barhocker", sagt sie lachend.
Fabio Rubino (45), bisher Doorman im Königshof, steht heute am Ausgang. "Ich bin seit 20 Jahren im Haus", sagt er und strahlt dabei. Er wird sich noch eine Kleinigkeit für Zuhause sichern. Erst einmal hat er aber drei Lampen mit Gold- und Marmorfuß, zwei Sessel und einen großen Spiegel im Goldrahmen für seine Schwester gesichert, die in der Nähe von Mailand lebt. "Das fahre ich ihr nächste Woche hin", sagt er und strahlt weiter.
Auch Thomas Windschiegl (49) hat schon eine Lampe erstanden. Für 135 Euro. "Eine schöne, massive, die wurde angeblich extra für den Königshof angefertigt", sagt er. Jetzt aber steht er vor den Weinregalen. "Ich komme ursprünglich aus Würzburg, drum schaue ich nach Frankenwein."
Der Hotel-Chef ist überwältigt
Der "Bazar" ist nicht nur eine Chance für Privatleute: Anna Steinbacher (25) führt ein kleines Stadthotel in Wasserburg am Inn und sucht dafür schöne Stücke. Ein dunkelbrauner Parvent hat es ihr angetan. Für 80 Euro kommt ein "Verkauft"-Wapperl drauf. Das Team vom Café "Gans am Wasser" kauft gleich einen Rollcontainer voller Wandlampen und ein Spiegel. Bald werden zwei neue Lokale eröffnet, da braucht es Inventar.
Während auch zwei Stunden nach Öffnung vor der Tür immer noch eine lange Schlange von Menschen wartet, wandert Hotelchef Carl Geisel unauffällig durch den Trubel. "Die Resonanz ist überwältigend", sagt er. "Schön, dass die Möbelstücke ein neues Zuhause finden. Wenn das so weitergeht, kann es sein, dass wir am Samstag kein Material mehr haben."
Für ihn geht es nach dem Verkauf direkt weiter mit der Baustellen-Planung. Vermutlich werde schon nächste Woche der Strom abgestellt. "Zeit zum Verschnaufen ist eher nicht."
Wer noch ein Andenken haben möchte, sollte sich beeilen. Noch bis Samstag findet im Königshof der Möbel-Basar statt. Auch der Weinkeller wird "geplündert". Das Gebäude muss komplett leer stehen, bevor die Bauarbeiten beginnen können. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung nicht nötig. Bezahlen kann man laut Veranstalter mit Karte oder auch bar (Karlsplatz 25, 10. bis 12. Januar jeweils 11 bis 20 Uhr).
Hotel-Abriss: Letzter Blick in den alten Königshof
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