Hotel-Abriss: Letzter Blick in den alten Königshof
München - Viel Cremeweiß und Beige, zartes Gelb und Gold. Dicke Teppichböden dämpfen jedes Geräusch und aus der Fensterfront des Restaurants schweift der Blick über den Stachus wie über ein Wimmelbild. Früher war das hier übrigens ein Balkon. Nur noch elf Tage – dann ist dieses edle Ambiente Geschichte. Der Königshof am Stachus schließt seine Tür. Erst in "zweidreiviertel Jahren", wie Hotel-Chef Carl Geisel schätzt, gehen die Türen des Luxus-Hotels wieder auf. Bis dahin trifft man an diesem exponierten Platz eher auf Bauarbeiter als auf die Hotelpagen mit ihren Zylindern.
Der Silvesterabend ist der letzte in dem Luxushotel. Dann ist Schluss, und zwar so richtig: "Die Gäste wissen, dass sie hier im Haus an Neujahr kein Frühstück mehr bekommen", sagt Geisel. Hungern muss freilich keiner, im "Anna Hotel" nebenan, das auch von den Geisels berieben wird, wird für alle gesorgt.
Wehmütiger Abschied an Silvester
Viele Stammgäste wollen an diesem besonderen Abend noch einmal dabei sein, andere wollten ein Bild aus ihrem Lieblingszimmer oder eine Zuckerdose als Andenken. Ganz spät bei der Silvester-Party werden dann auch die Mitarbeiter Abschied feiern. "Ein bisschen Wehmut ist schon dabei", sagt Marketing-Chefin Katrin Rothenbacher-Weiß.
Aber auch Freude auf das Neue: Carl Geisel schaut lieber nach vorne. Bis zur Baugenehmigung war es ein langer Weg, der auferlegte Architektenwettbewerb habe viel "Zeit und nerven gekostet". Der ausgewählte Entwurf des Architekturbüros Nieto Sobejano sei aber "herausragend" und stehe endlich Mal für ein moderneres Gesicht für München, findet er.
Das alte Haus ist einer der erste Skelettbauten gewesen, erzählt Geisel, wie die Wolkenkratzer in New York. Als das Haus im Krieg zerstört wurde, wurde auch die Tragwerkskonstruktion in Mitleidenschaft gezogen. Der Umbau, so wie geplant, wäre deshalb mit dem Altbau nicht zu machen gewesen. "Deshalb haben wir uns für die große Lösung enstchieden." Auch, weil man als mittelständisches Unternehmen für lange Zeitspannen planen müsse.
Neuer Bau hat neun statt sechs Stockwerke
"Bevor die Bagger kommen wird es noch eine ziemliche logistische Herausforderung", sagt Geisel. Vieles vom Interieur wird verkauft, einiges aber aufgehoben und eingelagert. Geschirr etwa und "das Silber natürlich, das benutzen nicht mehr viele Hotels", sagt Geisel. Die Mitarbeiter können natürlich nicht bis zur Neueröffnung warten. Der Hotelmarkt ist hart umkämpft, viele hatten so schnell sehr gute neue Jobs, sagt Geisel, dass man zwischenzeitlich kurz Bedenken hatte, ob man überhaupt mit dem gewohnten Anspruch bis zum 31. offen lassen kann. "Wir hoffen natürlich auch, dass wir einige auch in zwei Jahren wieder sehen", sagt Geisel.

Bei der Neueröffnung wird das Gebäude mit seiner außergewöhnlichen Fassade neun statt sechs Stockwerke haben. Darin etwa ein Spa mit Blick über die Stadt und natürlich auch wieder ein edles Restaurant, ebenfalls mit Ausblick. Und vielleicht wird man auch beim Interieur hier und da ein wenig an die Tradition anknüpfen. "Wir sind noch nicht so weit", sagt Geisel, "aber es kann sein, dass es ein paar Anklänge an den alten Königshof geben wird.
Möbel- und Weinverkauf: Jedem sein Stück Königshof
Bevor die Bagger anrücken, können die Münchner ihr persönliches Stück Königshof erwerben. Vom Kleiderhaken bis zum Sessel, vom Spiegel bis zum Sekretär, Bilder, Lampen, Geschirr – fast alles Interieur aus dem edlen Hotel wird verkauft. Genauso etliche Weine aus dem legendären Weinkeller! Vom 10. bis 12. Januar, je von 11 bis 20 Uhr findet der Bazar in der Lobby des Hotels am Stachus statt.
Eine Anmeldung ist nicht nötig, wer etwas kaufen möchte, kann vor Ort bar oder mit Karte bezahlen. Schon jetzt werden einige Teile des Inventars verkauft, im ehemaligen Geschäft "Biebl Bestecke" im Königshof (Karlsplatz 25), gegenüber dem Kaufhof, können schon jetzt Teile aus den Königshof-Zimmern erstanden werden. Geöffnet ist immer Dienstag bis Donnerstag von 14 bis 18 Uhr.