München hat jetzt die modernste Röhre
München - Der Patient liegt in einer engen Röhre und hört ein lautes Klopfgeräusch. Bis zu 45 Minuten muss er dort oft ausharren. Hinzu kommt neben der Angst vor der Magnetresonanztomographie (MRT) als solche die Furcht und Ungewissheit. Welche Diagnose wird der Arzt gleich stellen?
Denn oft handelt es sich um Patienten mit Tumorerkrankungen, schlimmen Entzündungen oder Unfallverletzungen, die hier untersucht werden. Also um Menschen, die so schnell wie möglich eine genaue Diagnose brauchen. Denn umso schneller kann auch die Therapie beginnen.
Andrea Rieber-Brambs, Chefärztin für Radiologie und Nuklearmedizin am städtischen Klinikum Neuperlach, bringt es auf den Punkt: "Angenehm ist die MRT-Untersuchung für keinen Patienten."
3.500 Münchner müssen jährlich in Neuperlach in die Röhre
Fakt ist trotzdem, dass rund 3.500 Münchner jährlich in der Röhre untersucht werden müssen. Und das allein in Neuperlach. Hier gibt es jetzt ein neues MRT – das "Ingenia Ambition X". Und das sieht so futuristisch aus, wie der Name klingt.
Das 1,2 Millionen Euro teure Gerät – deutschlandweit das erste und weltweit das zweite seiner Art – soll die Untersuchung für Patienten erträglicher machen. Zum einen dadurch, dass es ganz einfach größer ist, der Patient weniger schnell Platzangst bekommt.
"Die meisten Geräte haben einen Durchmesser von bis zu 60 Zentimetern, das neue MRT misst einen von etwas über 70 Zentimetern", sagt Heiko Borwieck vom Hersteller Philips.
Obwohl die Patienten durch die größere Röhre weiter vom Magneten entfernt sind, soll die Untersuchung präziser denn je sein. "Wir bekommen jetzt eine Auflösung im Submillimeterbereich – und das dreidimensional", so Rieber-Brambs.

MRT der Superlative - Kosten: 1,2 Millionen Euro
Die Ärzte können dadurch beispielsweise besser erkennen, wie weit sich Krebstumore bereits im Körper ausgebreitet haben. Chefärztin Rieber-Brambs: "Durch die genauere Diagnostik vermeiden wir Mehrfach-Untersuchungen und beginnen schneller mit der Therapie."
Sogar doppelt so schnell ist die Untersuchung an sich. Das liegt unter anderem an der Position der Magnetspulen. Andrea Rieber-Brambs erklärt: "Früher waren sie am Gerät, jetzt sind die Spulen direkt am Tisch angebracht, auf dem der Patient liegt." Dadurch können die Ärzte den Patienten sofort in die richtige Position bringen und müssen ihn nicht mehr während der Untersuchung in der Röhre umpositionieren.
Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal des wohl modernsten MRT Deutschlands: Es kommt mit nur sieben Litern des raren Rohstoffs Helium (statt 1.500) aus. Das ist nicht nur schonender für die Umwelt, sondern soll auch längere Ausfälle des Gerätes verhindern – etwa, wenn das flüssige Gas bei einer Havarie ausläuft.
Doch das neue MRT ist erst der Anfang. Im Rahmen einer Kooperation von Philips und der München Klinik sollen in den nächsten acht Jahren 200 bildgebende Geräte an allen Standorten gegen modernere ausgetauscht werden. Kostenpunkt: 50 Millionen Euro.
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