München Klinik: AZ stellt Änderungen der städtischen Kliniken vor
München - Zwei rote Pünktchen zwischen zwei Buchstaben, darunter steht in blau-grauen Versalien: "München Klinik". Seit knapp vier Wochen haben die Krankenhäuser in Bogenhausen, Harlaching, Neuperlach, Schwabing und in der Thalkirchner Straße einen neuen Namen. Er prangt von Fahnen und Plakaten, steht auf Hinweisschildern in den Klinikfluren und auf Info-Broschüren in den Briefkästen der Anwohner. Aus dem "Städtischen Klinikum München" wurde "München Klinik".
Die Umbenennung und das neue Erscheinungsbild sind für viele noch gewöhnungsbedürftig. "Als ich den Prospekt in meinem Briefkasten fand, dachte ich zuerst, das ist Werbung für eine Moschee", sagte eine Bogenhauserin zur AZ.
Davon kann keine Rede sein. Der neue Auftritt ist Teil der Runderneuerung der städtischen Kliniken: In den kommenden Jahren investieren die Stadt München und der Freistaat 750 Millionen bis zu einer Milliarde Euro in Neubauten und die Modernisierung von vier Standorten. "Unser neues Erscheinungsbild ist ein sichtbares Signal des Aufbruchs", sagt Klinikchef Axel Fischer.
Abschluss des Bauprojekts Mitte 2020
Der zweitgrößte kommunale Klinikverbund (über 7.000 Beschäftigte, 135.000 Patienten im Jahr) rüstet sich für die Zukunft. Wermutstropfen: Es werden auch etwa 750 Bettenplätze abgebaut. Das Klinikum Schwabing etwa gilt im jetzigen Zustand als sehr unwirtschaftlich. Hier soll nun in den kommenden Jahren ein hochmoderner Medizincampus mit Rundum-Versorgung entstehen.
Insgesamt wird sich der Betten-Mix der städtischen Häuser verändern. So soll es künftig mehr Intensivbetten geben, dafür fallen andere weg. Auch die Geburtsstationen werden ausgebaut. Bereits heute kommen in den städtischen Kliniken deutschlandweit die meisten Kinder auf die Welt. Komplett abgeschlossen wird das Milliardenprojekt erst Mitte der 2020er Jahre sein.
Bis dahin wünscht sich Klinikchef Axel Fischer auch eine technische Radikalkur: mit digitalen Patientenakten, elektronischen Arztbriefeschreiben und digitalem Sprachdiktat. So sollen Ärzte sich künftig in Echtzeit informieren können, ob ihr Patient beispielsweise bereits operiert ist.
Thalkirchner Strasse: Die größte Hautklinik zieht um

Der Standort an der Thalkirchner Straße ist die größte Hautklinik Europas. Über 6.500 Patienten werden im Krankenhaus in der Isarvorstadt jedes Jahr behandelt. Seit über 80 Jahren arbeitet das Klinikum mit der Partnerklinik der Ludwig-Maximilians-Universität zusammen. Im Sanierungsplan ist vorgesehen, dass das Stadtklinikum die medizinische Versorgung in der Thalkirchner Straße, gegenüber dem Alten Südfriedhof, aufgibt.
Im Zuge der Restrukturierung des städtischen Klinikums Schwabing wurde 2015 die seit 1909 in Schwabing ansässige dermatologische Klinik in die Thalkirchner Straße verlegt und bildet dort die Klinik II. Sie verfügt sowohl über stationäre als auch ambulante Patientenversorgung.
Das soll noch bis 2022 so bleiben. Dann ist geplant, die Krankenversorgung in der Thalkirchner Straße einzustellen und beide Kliniken nach Schwabing zu verlegen und zu vereinen. Komplett geschlossen wird der Standort aber vorerst nicht, da auch ein Teil der Verwaltung dort sitzt.
Harlaching: Ein kompakter Neubau ersetzt den Riegel

Das Gebäude des Klinikums in Harlaching ist mittlerweile über 50 Jahre alt, es stammt von 1964 und wird komplett ersetzt. Neben dem alten Bau entsteht auf einer 31.000 Quadratmeter großen Fläche ein kompakter Neubau mit neuester Technik, kurzen Wegen und moderner Infrastruktur. Alle medizinischen Zentren sind hier künftig unter einem Dach. Die Bereiche Traumamedizin, Schlaganfallversorgung, Geburten und Kindermedizin sowie Altersmedizin werden ausgebaut.
Künftig können in Harlaching auf sieben Entbindungsstationen 4.000 Babys jährlich zur Welt kommen – bislang sind es rund 3.500.
Insgesamt werden in Harlaching derzeit 35.000 Patienten jährlich versorgt. Erst wenn der Neubau steht, wird das alte Krankenhaus abgerissen, die medizinische Versorgung bleibt nonstop bestehen. Der ADAC-Hubschrauber "Christoph 1", der erste zivile Rettungshubschrauber, bleibt in Harlaching. Die CSU fordert für den neuen Standort, dass auch eine Rettungswache mit Notarzt-Standort angesiedelt wird.
Anzahl Betten: etwa 760 aktuell, künftig 550. Baubeginn: 2019, Ende: vorauss. 2024. Kosten: 255 Millionen Euro.
Bogenhausen: Klinik von 1983 wird zum Hochleistungszentrum

Mit etwa 1.000 Betten ist die Klinik in Bogenhausen eines der größten Krankenhäuser der Stadt. 52.000 Menschen werden hier im Jahr behandelt. Bald soll sich der Krankenhausbau von 1983 zur Hochleistungsklinik wandeln. Dafür entsteht an der Ostseite auf 24.000 Quadratmetern ein riesiger Erweiterungsbau. Im Februar dieses Jahres haben Bagger mit dem Erdaushub begonnen.
Im Neubau wird ein hochmoderner, zentraler OP-Trakt entstehen, außerdem werden hier die Intensiv- und Pflegestationen untergebracht. Wenn der Neubau fertig ist, wird auch das alte Gebäude Schritt für Schritt saniert. Später ziehen hier auch Abteilungen aus Schwabing ein.
Hubschrauber landen künftig auf dem Neubau, was weniger Lärm für die Anwohner bedeutet. Die Parkplätze bleiben bestehen.
Betten: rund 1.000. Baubeginn Neubau: Sommer 2019, Ende: Winter 2022. Sanierung Haupthaus: ab 2023, Gesamtkosten: 395 Millionen.
Schwabing: Medizincampus mit Notfallversorgung rund um die Uhr

Die München Klinik Schwabing soll ein Gesundheitscampus mit medizinischen Angeboten für alle Lebenssituationen werden: von der Geburt bis ins hohe Alter – inklusive Prävention und Rehabilitation. Am 16. Oktober wurde Richtfest für einen fünfgeschossigen Neubau auf dem Klinikgelände gefeiert. Bereits im Frühjahr 2020 sollen in dem neuen 415-Betten-Haus die ersten Patienten untersucht und behandelt werden können.
Im Erdgeschoss entsteht ein 24-Stunden-Notfallzentrum für insgesamt 100 Erwachsene und Kinder. Auch die Anästhesie und Radiologie sollen rund um die Uhr zur Verfügung stehen. Im ersten Stock werden künftig krebskranke Kinder medizinisch versorgt sowie die Wöchnerinnen. Babys erblicken im zweiten Stock des Neubaus das Licht der Welt. Die neue Geburtsstation wird größer und komfortabler als die alte: Sechs Kreißsäle sind geplant. Damit reagiert der kommunale Klinikverbund auf die steigenden Geburtenzahlen.

Im dritten Stock wird die Kinderintensivstation gebaut mit einem Zentrum für schwerst brandverletzte junge Patienten. Im vierten Stock wird die Kinderchirurgie untergebracht. Im Untergeschoss werden die physikalische Therapie und die Ergotherapie beheimatet. Auf dem Dach des Neubaus ist der Hubschrauberlandeplatz vorgesehen.
Wenn der Neubau bezogen ist, wird ein Erweiterungsbau gebaut. Gleichzeitig beginnt die Sanierung des denkmalgeschützten "Haus 24", es wird über verglaste Brücken mit dem Neubau verbunden. Auf dem Campus ist außerdem neuer Wohnraum geplant für Mitarbeiter und Angehörige von Patienten, die lange behandelt werden. Über das Konzept wird der Stadtrat 2019 entscheiden.
Anzahl Betten derzeit: 700, künftig 415. Kosten gesamt: 140 Mio., Ende Gesamtprojekt 2022 (geplant).
Neuperlach: Ein zentrales Labor für alle – und der Kreißsaal bleibt (vorerst)

Die Klinik in Neuperlach ist das erste Haus der München Klinik, das bereits fertig renoviert ist. Zusätzlich wird 2019 mit dem Bau eines Zentrallabors begonnen. Hier sollen künftig die Proben aller Patienten analysiert werden, die in einem Haus des kommunalen Klinikverbunds liegen.
Mittelfristig soll die Geburtshilfe in Neuperlach mit Harlaching zusammengelegt werden. Doch der Gesundheits- und Finanzausschuss im Stadtrat hat vor wenigen Tagen beschlossen, dass Neuperlach (1.000 Geburten im Jahr) noch mindestens zwei Jahre länger – also vorerst bis 2024 – erhalten bleiben soll. Dafür hatte sich die SPD im Stadtrat eingesetzt. Kathrin Abele (SPD), Vize-Sprecherin des Ausschusses: "Wegen der hohen Zahl an Geburten kommt es in München immer wieder zu Engpässen, die Kliniken sind stark ausgelastet."

Der Labor-Neubau entsteht auf 5.000 Quadratmetern und wird drei Stockwerke hoch. Ins Erdgeschoss zieht die Verwaltung, außerdem entstehen hier Besprechungs- und Aufenthaltsräume. Der erste Stock wird neue Heimat für die Klinische Chemie mit Laborzonen für Toxikologie, Protein- und Allergiediagnostik sowie Immunhämatologie.
In den zweiten Stock ziehen die Mikrobiologische Diagnostik, das Tuberkulose-Labor und das Hygienelabor. Der dritte Stock ist für die Lüftungszentrale des Labors vorgesehen.
Anzahl Betten: 540. Der Labor-Neubau wird mit rd. 10 Millionen Euro gefördert. Baubeginn: 2019. Geplantes Ende: 2020.

So schaut das neue Logo aus: Das stilisierte Ü besteht nur aus Pünktchen, die die Hauben der Frauenkirche darstellen sollen. Entwickelt wurde der neue Auftritt von Unternehmensberatern der "Boston Consulting Group". Der damalige Projektleiter Axel Fischer ist heute Vorsitzender Geschäftsführer der München Klinik.