München: Falsche Polizisten agieren immer dreister

Betrügerbanden haben eine neue Masche: Sie lassen die Opfer für sich arbeiten und reden den Menschen ein, sie würden bei Ermittlungen helfen.
von  Ralph Hub

München - Opfer, die mit falschen Polizisten zu tun hatten, berichten davon, dass sie einem regelrechten "Psychokrieg" ausgesetzt waren, dass man sie über Tage hinweg enormem psychischen Druck ausgesetzt habe.

Meist sind es ältere Leute, denen die Täter massiv Angst machen. Ein Einbruch stehe bevor. Sie müssten Wertsachen in Sicherheit bringen. Manchmal wird ihnen eingeredet, dass sie Opfer einer Verschwörung seien, an der sogar die eigene Bank beteiligt sei.

Rentner deponierte Goldbarren in Grünanlage

Rund 100 000 Euro hat ein 70-Jähriger aus Pasing verloren. Zwei falsche Polizisten, die sich "Bader" und Schmid" nannten, behaupteten, man habe bei einem Einbrecher Name und Adresse des Rentners gefunden. Seine Wertsachen seinen in Gefahr. Der Rentner hob bei der Bank rund 100 000 Euro ab.

Er kaufte Goldbarren. Die legte er, wie von den Betrügern verlangt, verpackt in eine mintgrüne Badetasche, nahe seiner Wohnung in eine Grünanlage im Bereich der Atterseestraße. Die Gauner versprachen, ein Kollege werde die Tasche abholen und in Sicherheit bringen. Natürlich sah der Rentner das Gold nie wieder.

Banden werden immer vorsichtiger

Manchen Opfern wird eingeredet, sie müssten die Ermittlungen unterstützen. Sie sollen helfen, eine Falle zu stellen. Schmuck, Geld, Wertsachen, sollen sie als Köder bereitlegen. "Die Polizei würde nie die Herausgabe von Wertsachen fordern", sagt Polizeisprecher Benjamin Castro Tellez.

Zuletzt wurden einige Kuriere gefasst, die Geld bei Opfern abholen sollten. Deshalb werden die Banden immer vorsichtiger. Sie erhöhen den Druck, zwingen die Opfer, dass sie via Handy ständig in Kontakt bleiben. Einige Leute wurden so schon durch die halbe Stadt dirigiert. Nicht auszuschließen, dass die Gauner eines Tages vielleicht sogar auf die Idee kommen könnten, eines ihrer Opfer als Kurier loszuschicken.

Ähnliche Maschen gibt es bereits. Immer wieder lassen sich gutgläubige Menschen von Gaunerbanden als Finanzagenten einspannen. Sie transferieren gegen Provision Geld übers eigene Konto ins Ausland. Juristisch gilt das als Geldwäsche, eine Straftat.

So werden Sie nicht zum Opfer

Selbst misstrauische Naturen wurden bereits geschickt aufs Kreuz gelegt. Am Telefon wird so getan, als werde man zur Polizeizentrale weiterverbunden, um sich dort bestätigen zu lassen, dass der Anrufer Polizist sei.

"Keinesfalls sollte man in der Leitung bleiben oder die Wahlwiederholung drücken", warnt die Polizei. "Sicherer ist es, aufzulegen und dann den Notruf, die 110, zu wählen."

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