München: Die wirre Horror-Welt des irren Messerstechers vom Rosenheimer Platz
München - Der 33-Jährige ist erst seit etwa drei Monaten in München. Die Stadt sei für ihn ein "positives Energiezentrum", erzählt der 33-Jährige bei der Vernehmung durch die Mordkommission. Er habe in Bayern "Kraft tanken" und hier völlig neu anfangen wollen. Er ist polizeibekannt wegen Drogendelikten, gefährlicher Körperverletzung und Diebstahl.
Ursprünglich stammt Patrick H. aus dem Landkreis Recklinghausen (Nordrhein-Westfalen). Dort leben seine Eltern und Geschwister. Er habe Chemie studiert und auch einen Abschluss gemacht, behauptet er. Ob das stimmt, ist noch unklar.
Ein Brotzeitmesser soll ihn vor der feindlichen Welt schützen
Der Neustart in München läuft von Anfang an schief. Patrick H. findet keinen Job. Gemeldet ist er im Schlachthofviertel. Doch in dem Haus in der Zenettistraße hat er nie gewohnt, lediglich seine Post wird dort abgegeben. Deshalb kennt man ihn in der Nachbarschaft auch nicht.
Patrick H. lebt auf der Straße. Er hat einen Rucksack, in den all seine Habseligkeiten passen, ein schwarzes Fahrrad und eine Isomatte. Auf ihr campiert er in den Isarauen. Er sucht sich jede Nacht einen Schlafplatz. Er ist obdachlos. Wenn man ihn darauf anspricht, bestreitet er das. Zu seinem Schutz hat er ein Brotzeitmesser. Damit will er sich vor Angreifern schützen, vor Menschen, die ihm böses wollen und von denen gibt es in seiner Welt offenbar viele.
Die Vernehmungen haben bisher kein klares Bild ergeben. Die Fahnder sind sich nur sicher, dass es keinen politischen, religiösen oder terroristischen Hintergrund beim Motiv gibt.
Patrick H. fühlt sich von ominösen Feinden umgeben. Die Welt erscheint ihm dunkel und böse. "Wir gehen davon aus, dass er an einer psychischen Störung leidet", sagt Josef Wimmer, Chef der Mordkommission.
So berichtet der 33-Jährige von einer Familie, von der er sich gestalkt fühlt. Die Angehörigen dieser Familie würden ihm nachstellen und ihn bedrohen, behauptet Patrick H. "Wenn man nach dieser Familie fragt, gibt er zu, dass er sie nicht kennt", sagt Josef Wimmer.
Am Samstagmorgen verliert Patrick H. völlig den Bezug zur Realität. Er läuft ziellos durch die Au und Haidhausen. Er greift wahl- und ziellos Menschen an, die ihm zufällig über den Weg laufen. Manche hält er für Angehörige der Familie, die ihn angeblich verfolgt. Andere greift er völlig grundlos an, so wie einen 12-jährigen Schüler aus Hamburg, der nur zu Besuch in München ist und auf dem Weg zum Einkaufen.
Patrick H. muss in psychiatrische Klinik
"Ich habe mich bedroht gefühlt", sagt Patrick H. "ich habe mich verteidigt". Der Wahn endet erst, als Patrick H. einen Polizeihubschrauber bemerkt. Der Lärm habe, so erzählt er einem Vernehmungsbeamten, gestört und letztlich "davon abgehalten weitere Taten zu begehen".
Patrick H. ist am Sonntag dem Ermittlungsrichter vorgeführt worden. Die Staatsanwaltschaft hat einen Unterbringungsbefehl beantragt. Der Richter entschied, dass der 33-Jährige in eine psychiatrische Klinik kommt. Üblicherweise ist das die geschlossene Abteilung des Bezirkskrankenhauses in Haar.
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