Nach Messerattacke in München: Tatverdächtiger festgenommen - Mehrere Verletzte
Am frühen Samstagmorgen hat es in München eine Messerattacke gegeben. Mehrere Personen wurden verletzt.
München - Ein Mann ging am Samstagmorgen im Münchner Osten auf mehrere Passanten mit einem Messer los. Dabei wurden acht Menschen, darunter ein Kind, leicht verletzt. Polizeisprecher Marcus da Gloria Martins bestätigte auf einer Presserunde, dass eine verdächtige Person festgenommen wurde. Danach gaben die Ermittler bekannt, dass der Festgenommene dringend tatverdächtig bleibe und das keine Gefahr mehr bestehe.
Gegen 8:15 Uhr hatte er seinen blutigen Streifzug begonnen. Erst gegen 11:30 Uhr nach intensiver Fahndung gab es Entwarnung: In der Ottobrunner-Straße wurde der Tatverdächtige von zivilen Fahndern festgenommen. Als die Beamten den Mann kontrollieren wollten, versuchte dieser zu fliehen.
Hier wurde der Verdächtige festgenommen. Quelle: Google Maps
Bei dem Festgenommenen handelt es sich um einen 33-Jährigen aus Nordrhein-Westfalen, der in München gemeldet ist. Der Mann ist wegen Diebstahls, gefährlicher Körperverletzung und eines Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz polizeibekannt. Bei ihm stellten die Beamten ein Messer sicher, doch zu seinen Motiven schweigt er zunächst. Die Ermittler schließen einen politischen, rassistischen oder religösen Hintergrund aus. Sie gehen von psychischen Problemen beim Täter aus.
Alle Opfer, sechs Männer, ein 12-jähriger Junge und eine Frau, kommen mit leichten Verletzungen davon. Die Männer und das Kind werden wegen Schnittverletzungen ambulant behandelt, die Frau nach einem Faustschlag. Alle Verletzten wurden rasch versorgt.
Laut Polizeisprecher Da Gloria ging der Tatverdächtig völlig wahllos vor. Alle Angegriffenen seien Zufallsopfer gewesen. Bei den männlichen Opfern handele es sich um fünf Deutsche, einen Rumänen und einen Italiener, die attackierte Frau sei eine Deutsche.
Nach den Worten von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) handelte der Angreifer aus heiterem Himmel und mit handfester Gewalt. Er sei wahllos mit einem Messer auf Passanten losgegangen, sagte Herrmann am Samstag nach einem Treffen der Unionsspitze zu den Jamaika-Sondierungen in Berlin. Es sei Großalarm ausgelöst worden. Insgesamt waren 500 Beamte im Einsatz, darunter auch ein USK-Sonderkommando und die Kriminalpolizei, sowie zwei Hundertschaften.
Orhan Kiper aus Bad Tölz war ein Augenzeuge der Messerattacke. Foto: rah
Die AZ hat mit zwei Augenzeugen gesprochen. Malermeister Orhan Kiper aus Bad Tölz war gerade mit seinem Kollegen auf der Baustelle angekommen, als er plötzlich auf der Straße Schreie und Hilferufe hörte, wie er der AZ erzählte. Er rannte sofort raus und sah noch den Täter flüchten. Laut Kiper sei es eine "ganz schreckliche" Situation gewesen.
Yücet Sevket verfolgte den Täter Foto: rah
Auch Detektiv Yücel Sevket war ein Augenzeuge. Er war zu Besuch bei Freunden, als er einen Streit auf der Straße mitbekam. Daraufhin ging er ans Fenster und sah einen Mann mit Kinderwagen und einen weiteren Mann die sich lautstark stritten, der Mann mit Kinderwagen blutete oberhalb des Auges, wie er der AZ erzählte. Sevket öffnete das Fenster und schrie hinaus: "Warum streitet ihr euch?" Der Täter flüchtete daraufhin, Sevket sprang aus dem Fenster der Hochparterre-Wohnung und nahm die Verfolgung des Mannes auf. Doch der konnte entkommen. Der Verletzte war offenbar völlig geschockt und rief: "Wer kümmert sich um mein Kind?"
Sechs Tatorten, acht Opfer
Wie die Polizei bekanntgab, hat der Täter an sechs Tatorten Menschen angegriffen. Zu Angriffen kam es am Paulaner Platz, der Quellenstraße, am Auer Mühlbach, der Lilienstraße, Gallmayerstraße, Schleibingerstraße, Trausnitzstraße und Ständlerstraße.
Dabei wurden nach bisherigen Kenntnisstand acht Personen leicht verletzt - sieben Personen mit Schnittverletzungen und eine Person durch einen Faustschlag. Sieben der Opfer sind männlich und zwischen 12 und 77 Jahre alt. Auch eine 44-jährige Frau wurde angegriffen.
Die Polizei München hatte zuvor eine Täterbeschreibung veröffentlicht, mit der sie nach dem Täter fahndete. Während der ungewissen Gefahrenlage wurden im Klinikum Rechts der Isar die OP-Teams aufgerüstet und zusätzliche Intensivplätze freigemacht.Nach AZ-Informationen sind die Verletzten nach kurzer Zeit wieder nach Hause gegangen.
Damals war München in eine regelrechte Schockstarre gefallen, die Straßen waren fast menschenleer. Dieses Mal bleiben sicher auch viele Menschen vorsichtshalber zuhause, aber auf den Straßen ist es das gewohnte Bild: Der Verkehr verläuft weitgehend reibungslos, die Geschäfte bleiben geöffnet. Manche Schaulustige machen sogar Fotos vom Polizeieinsatz am Rosenheimer Platz.
Die Polizei lobte die Müncher später explizit für ihr besonnenes Verhalten während des Einsatzes. "Was für uns auch von ganz großer Bedeutung war, das war die besonnene und überlegte Reaktion der Münchnerinnen und Münchner", sagt Münchens Polizeipräsident Hubertus Andrä nach dem Erfolg seiner Beamten. "Es war keine Panikreaktion. Es gab zwar ein erhöhtes Notrufaufkommen, aber auch das hielt sich in Grenzen."
Die Fahndung nach dem Täter konnte womöglich erleichtert werden, da auf der S-Bahn-Stammstrecke in der Münchner Innenstadt seit dem späten Freitagabend für rund 54 Stunden keine Züge fahren. Der Angreifer hatte also keine Möglichkeit, mit der S-Bahn zu flüchten.