München: Das Shopping-Mekka der Araber

München - Sie stellen die drittgrößte Besuchergruppe in München dar: arabische Touristen, etwa aus den Vereinigten Arabischen Emiraten oder Saudi Arabien. 304 087 Übernachtungen zählte das Tourismusamt von Januar bis Juli dieses Jahres und damit ein Plus von 21,5 Prozent. Während ihres Aufenthalts haben die Gäste eine klare Lieblingsaktivität: Shopping!
In einer neuen Studie hat die BBE Handelsberatung das Einkaufsverhalten arabischer Gäste in München untersucht, mit den Ergebnissen von 2012 verglichen und dabei festgestellt: Die Landeshauptstadt ist beliebt wie nie – doch die arabischen Besucher wollen für ein einzelnes Stück nicht mehr so tief in die Tasche greifen.
„Der arabische Tourist sucht nicht mehr nur die Luxusmeilen auf, sondern kauft auch im Mittelpreissegment“, erklärt Ernst Läuger, Präsident des HBE Handelsverbands Bayern. Beliebtestes Ziel ist die Fußgängerzone in der Kaufingerstraße. 97,9 Prozent der in der Innenstadt befragten Araber gaben an, dort ihren Shoppingtag verbringen zu wollen.
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Auch die Riem Arcaden und das Ingolstadt Village haben an Beliebtheit zugelegt, weit abgeschlagen ist dagegen die Maximilianstraße: 2012 wollten noch 69,4 Prozent der Touristen dort einkaufen, 2015 waren es nur noch 43,8 Prozent. Ein wichtiger Grund für diesen Einbruch sei, dass mittlerweile auch viele Araber aus der Mittelschicht nach München kämen, erklärt Sebastian Deppe von der BBE Handelsberatung.
Die bleiben dafür länger: Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer hat sich von 9 Tagen auf 12,5 Tagen erhöht. Und: Viele finden Gefallen an der bayerischen Großstadt.
Während 2012 noch 53,3 Prozent der Befragten angaben, München zum ersten Mal zu besuchen, waren es 2015 nur noch 37,7 Prozent. 41,1 Prozent gefällt das Münchner Flair sogar so gut, dass sie schon mindestens drei Mal Urlaub in der Landeshauptstadt gemacht haben. Denn damit verbinden über 80 Prozent ihren Aufenthalt – erst danach folgt der Wunsch nach medizinischer Behandlung (17, 1 Prozent).
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Um die Konjunktur braucht sich die Stadt trotz weniger Luxusbedarf keine Sorgen machen – jeder arabische Kunde gab durchschnittlich bei seiner Shoppingtour 367 Euro am Tag aus und damit ganze 93 Euro mehr als vor drei Jahren. Wer dabei an das Klischee von burkabedeckter Frau und dunkel gekleidetem Mann denkt, wird überrascht: 69 Prozent der arabischen Touristen gaben an, sich dem europäischen Erscheinungsbild vor Ort anzupassen. Insgesamt sind 74,7 Prozent der gewonnenen Eindrücke beim Einkauf positiv – auch hier zeigt sich, dass Hochpreisiges mittlerweile weniger gefragt ist: In den Top 5 der positiven Eindrücke lagen „Original Markenprodukte“ 2012 noch auf Platz eins, mittlerweile tauchen sie in der Liste gar nicht mehr auf. Große Auswahl, gute Preise und Qualität sind wichtiger.
Das bestätigt auch der Geschäftsführer der Galeria Kaufhof am Marienplatz, Eduard Schöwe: „Im Gegensatz zu den Chinesen hat die Markenaffinität bei den arabischen Kunden nachgelassen.“ Die Klassiker Kleidung, Parfüm, Lederwaren, Uhren und Schmuck sind jedoch nach wie vor beliebt. Da sich viele bereits zuhause im Internet über das Angebot vor Ort informieren, empfiehlt die BBE dem Einzelhandel, verstärkt auf den Onlineauftritt zu setzen.
Ebenso wichtig sind Verkäufer, die sich mit der arabischen Kultur auskennen und die Sprache zumindest in Teilen beherrschen. Denn ein freundliches „Salem Aleikum“ oder „Shukran“ erweckt Vertrauen – sowohl in der Fußgängerzone als auch in der Luxusboutique.