Arabische Touristen: München ist das Isar-Mekka
München - Sie flanieren gern in den edlen Einkaufsmeilen, tragen teure Sonnenbrillen, exklusive Düfte und viele Einkaufstaschen: Vor allem die reichen arabischen Touristen fallen auf. Im Moment sind wieder besonders viele Araber zum Urlaub in der Stadt. Die arabischen Touristen lieben München.
Warum eigentlich? Die AZ erklärt, wie viele Araber nach München kommen, was sie an der Stadt mögen und was sie hier machen.
Wie viele kommen hierher?
Von Januar bis Juni kamen dieses Jahr gut 637000 arabische Gäste nach München. Das ist gut ein Fünftel mehr als im Vorjahr. Die Araber bleiben im Schnitt 3,2 Tage und damit länger als der durchschnittliche München-Tourist (2 Tage). 1994 kamen nur knapp 8000 arabische Gäste nach München. Heute sind es fast 16 Mal so viele.
Was gefällt ihnen hier?
Der 51-jährige Eid Hafez ist seit 25 Jahren Gästeführer für arabische Touristen in München. Er sagt: „Die Araber schwärmen von der Schönheit Münchens. Ihnen gefallen die Landschaft, die Schlösser und die Innenstadt mit der Maximilianstraße.“ Die Zugspitze sei das beliebteste Ausflugsziel. „Die meisten haben noch nie Schnee gesehen.“ Außerdem schätzen sie die Sicherheit: „Die Frauen gehen in keiner anderen europäischen Metropole alleine einkaufen“, sagt Eid Hafez. „Nur hier fühlen sie sich sicher.“ Das kulturelle Angebot ist den arabischen Gästen nicht so wichtig.
Welche Rolle hat die Medizin?
Münchens Mediziner haben einen exzellenten Ruf bei Arabern. Vielen Gästen organisiert Eid Hafez Termine bei Ärzten. Meist nur zum Checkup beim Internisten oder um sich die Zähne schön machen zu lassen. „Heute bringe ich noch einen Scheich aus Dubai zu einem Schönheitschirurgen in Wolfratshausen. Der will Korrekturen im Gesicht.“
Was kaufen sie?
„Die reichen Araber kaufen nur teure Markenartikel“, sagt Eid Hafez. „In München können sie sicher sein, dass alles echt ist.“ Schmuck, Uhren, Handtaschen und Gläser sind beliebt. Frauen lieben teure Kleidung, die sie unter dem Schleier tragen und teure Parfums. Männer nehmen sich gerne ein oder mehrere Autos mit. Die betuchten Araber flanieren gerne in der Maximilians-, Residenz- oder Maffeistraße, aber auch durch Kaufhäuser wie Beck oder Oberpollinger. Dort lassen sie viel Geld: 500 bis 1000 Euro gibt ein arabischer Tourist im Schnitt in München aus - pro Tag. Beim durchschnittlichen München-Touristen sind es nur 192 Euro.
Wie sieht der Luxus aus?
Die Münchner Nobel-Hotels haben sich darauf eingestellt, dass unter den arabischen Touristen viele reiche Scheichs oder Königsfamilien sind. Der Anspruch ist hoch, erzählt Eid Hafez: „Oft mieten die reichen Gäste eine oder zwei Etagen im Luxushotel für 50000 Euro am Tag. Und das einen Monat lang.“ Dort wird die ganze Familie, teils eigenes Personal und oft auch eigene Einrichtung untergebracht. Das alles muss natürlich auch transportiert werden. Eine Mitarbeiterin eines Autoverleihers am Flughafen erzählt: „Araber mieten sich schon mal einen Fuhrpark von 20 Autos für einen Monat, darunter gerne Mercedes S-Klassen und sogar Lkws.“ Einige Urlauber mieten sich Wohnungen in München – die den Rest des Jahres leer stehen. Doch nicht alle arabischen Touristen sind reich: „Auch die arabische Mittelschicht mag München. Die mieten dann gerne Appartements im Bahnhofsviertel, wo sie selbst kochen können.“
Was essen sie?
Im Biergarten sieht man die Araber selten. Klar: Wurstsalat und Schweinshaxn gehen im Islam auf keinen Fall. Daran halten sich fast alle, erzählt Eid Hafez. „Aber manche Männer trinken Alkohol, auch streng gläubige – trotz des Verbots.“ Beim Essen schätzen die Araber feine Restaurants, gerne mit Fisch und Meeresfrüchten auf der Karte. Hafez führt die Gäste gern in den Ratskeller, zu Käfer oder in persische und indische Restaurants. „Viele nicht so reiche lieben aber vor allem Fast Food, zum Beispiel McDonald's.“
Wie verhalte ich mich ihnen gegenüber?
Eid Hafez meint: „Einer Frau auf keinen Fall die Hand geben und ihr nicht in das Gesicht schauen.“ Wenn eine arabische Frau etwas fragt, blickt man als Mann beim Antworten entweder den Mann an oder schaut zu Boden. Und sein Zamperl nimmt man besser an die Leine: Hunde sind bei vielen Arabern unbeliebt.
Was mögen sie hier nicht?
Der Münchner gafft den arabischen Gästen ein bisserl zu viel. „Die Leute schauen hier manchmal, als würden sie Außerirdische sehen“, sagt Eid Hafez. In London oder Paris würde niemand Araber anstarren. Auf der anderen Seite schätzen Araber aber auch, dass die Bayern eher konservativ sind – denn viele von ihnen sind es auch. Christian Pfaffinger